Postkarte 1962 von Pottenstein nach Berlin: Dr. Schneider an Prof. Dr. Pohle

Es ist erstaunlich, wie so eigentlich unbedeutende, einfache Postkarten, sowohl ihrem Motiv nach und erst Recht ihrer Briefmarke nach (als Massenware), doch über die Jahrzehnte erhalten bleiben.

Hier eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1962 von Pottenstein nach (West)Berlin.

Abgebildet ist die Fischergasse in Pottstenstein. Ich möchte nicht unhöflich sein und es als unbedeutend bezeichnen, aber dieses Motiv wurde auch schon vor 1962 für Ansichtskarten mehrfach gewählt und findet sich auf unzähligen, heute noch existierenden Urlaubskarten (Suche ebay Pottenstein Fischergasseoder hier)

Nun ja, ich habe die Karte über ebay am 25.12.2022 für insgesamt 2,10 € ersteigert. Frankiert ist die Karte mit einer 10 Pfennig Marke der Deutschen Bundespost, Dauermake Dürer, Michelnummer 350. Dazu ein hübscher Stempel mit der Burg und dem Werbeaufdruck „Pottenstein, ein schönes Stück Romantik“, wie er damals verwendet wurde.

Das interessante an der Karte ist jedoch der Empfänger. Nämlich der bekannte Zoologe

(* 28. September 1892 in Berlin; † 6. Mai 1982 in Mering). Ein Säugetierspezialist und damals tätig als Osteologe beim Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte und als Paläontologe beim „Staatlichen Vertrauensmann für die kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer des Landes Berlin“. Er wohnte damals in Berlin-Schöneberg.

Die an ihn gerichtete Urlaubskarte wurde anscheinend von einem Kollegen oder Vereinskameraden verschickt:

Lieber Herr Professor,
aus der schönen geologisch, vorgeschichtlich und botanisch interessanten, aber auch billigen Fränkischen Schweiz, sende ich Ihnen und den Kameraden des FWOR die besten Grüße.
Ihr [Dr.] Rudolf Schneider
[Aus Berlin-Marienfelde]

Bei der personenmäßigen Zuordnung hat mir das Telefonbuch 1962 geholfen. Wofür „FWOR“ steht, konnte ich leider nicht herausfinden.

HERRLICHE MISCHFRANKATUR: Von Sigrist in Offenbach nach Sigrist in Solothurn

Ein herrlicher Briefumschlag. Absender ist Herr Adolf Sigrist, Taunusstraße 24 in Offenbach.

Der Brief ging am 09.11.1923 nach nach Solothurn in der Schweiz. An wem kann ich nicht genau entziffern. Vielleicht an „Frau F. Sigrist…“?

 

Im Internet ist der Absender „Adolf Sigrist“ in zwei interessanten Dokumenten zu finden:

1. Variationen von Friedenssehnsucht auf deutschen Ansichtskarten des Ersten Weltkriegs von Hans-Werner Retterath

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Bis zu diesen Informationen mag man sich fragen, was denn nun der Verfasser des Kartentextes mit dem Begriff „Massengräber“ verbunden hat. Den Aufschluss gibt der Text auf der Nachrichtenseite. Der Ersatzreservist Leonhard Griesbach schreibt am 7. Mai 1915 in Kurrentschrift (Adresse fast ganz in lateinischen Buchstaben) aus dem Schützengraben in den Vogesen an die Familie A[dolf] Sigrist in Offenbach:

„Liebe Tante u. Onkel! Eure schöne Karte, vom 4.5.15 erhalten, was mich sehr freut, mir geht es noch gut, wenn nur die schreckliche Schießerei hier nicht wäre, habe heute wieder so im Granatfeuer gestanden, bin aber zum Glück gut davon gekommen, einige von meinen Kameraden sind schwer und leicht verwundet worden, ach wenn es doch bald nur zu Ende wäre mit diesem entsetzlichen Krieg. Ihr glaubt gar nicht wie mir das auf die Nerven schlägt.“

Es folgen Grüße an das Ehepaar. Wohl nachträglich hat er auf der randvoll geschriebenen Karte noch jeweils separat einen Gruß an Georg und Heinr[ich] „hineingequetscht“.

Absender und Empfänger gehörten der Arbeiterklasse an: Griesbach war Steindrucker und Sigrist Kartonnagearbeiter und wohnten beide in der Industriestadt Offenbach bei Frankfurt am Main Quelle: Amtliches Adreßbuch für Stadt und Kreis Offenbach a. M. 1937 und 1938] … Adolf Sigrist, Taunusstr. 24). Griesbach hat zwar mit der Kartenabbildung trotz des Wortes „Massengräber“ eine halbwegs unverfängliche Karte verschickt, doch in seiner Mitteilung spricht er Klartext. Trotzdem ging die Karte durch die Zensur, was aus dem Briefstempel des 80. Regiments im Adressfeld zu ersehen ist. Da es sich bei den Empfängern mit Onkel und Tante nicht um die allernächsten Verwandten handelte, wählte er eine deutliche Sprache. Seine Eltern und Geschwister hätte er mit diesem Text sicherlich erheblich beunruhigt. Wie so viele Soldaten bemerkt er, dass es ihm „noch gut“ gehe. Anders als die allermeisten Soldaten erläutert er dann jedoch mit der Erwähnung der „schreckliche[n] Schießerei“ und des heftigen Granatfeuers die Brüchigkeit des Wörtchens „noch“. Wie schnell sich der noch gute Zustand ändern kann, schildert er mit dem Hinweis auf die leicht und schwer Verwundeten. Die in seinem kurzen Bericht enthaltenen Ängste und Befürchtungen münden in seinen Wunsch nach einem baldigen Ende des „entsetzlichen Krieges“. Hierbei spricht er nicht von einem „Siegfrieden“, wie sonst so oft auf Karten gedruckt oder handgeschrieben der Fall ist, sondern einfach nur vom bedingungslosen Ende des Krieges. Danach betont er unter Verweis auf seine nervliche Verfassung, dass er jetzt schon, ohne körperliche Verletzungen erlebt zu haben, vom Krieg gezeichnet sei. Was sich aus heutiger Perspektive und Sprachgewohnheiten etwas seltsam anhört, hatte damals einen realen und brutalen Hintergrund. Eine große Zahl von Soldaten bekam durch die mörderischen Materialschlachten starke nervliche Probleme und musste in Nervenkliniken eingewiesen werden. Abschließend kann man den Gruß an Georg und Heinrich – das waren ver-mutlich nahe Verwandte – nicht nur als einfachen Gruß verstehen, sondern – falls sie noch nicht beim Militär waren – auch als eine Warnung an sie, sich keinesfalls freiwillig zum Krieg zu melden.

Griesbach hat den Krieg überlebt und war später in Offenbach als Steindrucker tätig. Sein Onkel Adolf (Kartonnagearbeiter) ist für die 1930er-Jahre in Offenbach nachweisbar. [Amtliches Adreßbuch für Stadt und Kreis Offenbach a. M. 1937 und 1938] [1937]: Teil I. 47, 147.

Hinweis: Die Postkarte vom 07.05.1915 ist in dem Dokument abgebildet.

Demnach war Adolf Sigrist im Jahr 1915 bereits in Offenbach in der Taunustraße 24 wohnhaft und von Beruf Kartonnagearbeiter. Diese Adresse traf auch noch 1937/38 zu.

 

2. VERZEICHNISDES WISSENSCHAFTLICH-POLITISCHENNACHLASSES MAX LUDWIG OPPENHEIMER (1919–1994)

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Eine Dokumentensammlung über den Raum Wiesloch / Heidelberg /Mannheim:
– Verfolgung und Antifaschistischer Widerstand 1933-1945
– Geschichte der Gewerkschaftsbewegung 1845-1952
– Aufarbeitung geschehenen Unrechts 1945-1992
Seit 1998 im Bestand des Archivs der Stadt Wiesloch. Bearbeitet von Manfred Stange, 2002:

Es finden sich Erlebnisberichte (105-106, 125–auch in 154, 527, 664) und der Abschiedbrief des zu Tode Verurteilten Georg Lechleiter (111–weitere Abschiedsbriefe: 116, 117, 640).

106. Strafsache ’Lechleiter-Gruppe’ / ’Der Fall Vorbote’ (4 Nummern einer kommunistischen  Zeitung, gedruckt u. verteilt von Oktober 1941 bis Februar 1942).
Angeklagt beim Volksgerichtshof Berlin wg. Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung, Zersetzung der Wehrkraft u. Verbreitung ausländischer Rundfunksendungen und zum Tode durch Hinrichtung verurteilt (vollzogen am 15.9.1942 in Stuttgart): Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Rudolf Langendorf, Ludwig Moldrazyk, Anton Kurz (alle aus MA), Käthe Philippine Seitz geb. Brunnemer aus HD, Adolf Sigrist, Philipp Brunnemer, May Winterhalter (alle aus MA), Alfred Seitz aus HD, Robert Schmoll aus MA, Rudolf Maus aus MA, Johann Kupka aus Ilvesheim, Daniel Seizinger aus MA. Mitgl. überwiegend der KPD, teilw. der SPD bzw. dieser nahestehend.

Weiterführend: Georg LechleiterWiderstandsgruppe Lechleiter

Demnach war Adolf Sigrist Mitglied der Widerstandsgruppe Lechleiter und wurde am 15.09.1942 vom NS-Regime ermordet.

 

Der bzw. die Empfängerin des Briefes ist unklar. Allerdingss gehe ich von Verwandschaft aus.

09.11.1923 frankiert mit 30 Briefmarken mit einem Portowert von insgesamt 4.000.000.000 Milliarden Mark:

312 A 2 Millionen 1 x 2.000.000
316 A 4 Millionen 2 x 8.000.000
319 A 20 Millionen 5 x 100.000.000
320 A 30 Millionen 3 x 90.000.000
321 A 50 Millionen 6 x 300.000.000
322 A 100 Millionen 5 x 500.000.000
323 A 200 Millionen 5 x 1.000.000.000
324 A 500 Millionen 2 x 1.000.000.000
325 A 1 Milliarde 1 x 1.000.000.000

Dazu noch sehr schöne Stempel: „KAISER FRIEDRICH QUELLE DEUTSCHES EDELWASSER OFFENBACH (MAIN)“.

Den Briefumschlag habe ich am 18.12.2022 über ebay für insgesamt 29,10 € ersteigert. Es gab vier Mitbieter und 10 Gebote. Der Umschlag war also ziemlich gefragt.

459.284 tote Füchse für die Tonne – Stoppt die Hobbyjagd

Im Januar 2013 werden wir an den Regierungssitzen von Brandenburg und von Rheinland-Pfalz, Potsdam und Mainz, Werbekampagnen gegen die Hobbyjagd lancieren (siehe Titelbild). In beiden Bundesländern wird aktuell über die Novellierung der Landesjagdgesetze beraten. Über alle Motive unserer Kampagne, die Medien und unsere Forderungen informieren wir Sie zu Beginn des neuen Jahres. Unterstützt wird diese Kampagne durch den Deutschen Tierschutzbund.

https://archive.newsletter2go.com/?n2g=gsw6t1f7-7lff7vc2-5e1

https://www.wildtierschutz-deutschland.de/

 

 

Abgeordnetenhaus: Waschbären in Berlin

Berliner Abgeordentenhaus, Drucksache 19/13637

  • Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Robert Schaddach (SPD)
  • Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz vom 04.11.2022

 

Waschbären in Berlin

 

Weitere Informationen sind auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz zu finden:

 

 

 

Machen Sie mit: Petition für die Abschaffung der Hobbyjagd!

Wildtierschutz Deutschland hat eine Petition für die Abschaffung der Hobbyjagd auf den Weg gebracht: „Die Jagd zum Vergnügen ist überholt – lasst sie uns abschaffen!“

Machen Sie mit und unterzeichnen Sie die Petition, die sich an Cem Özdemir (Bundeslandwirtschaftsminister), Steffi Lemke (Bundesumweltministerin) und Virginijus Sinkevičius (EU-Umweltkommissar) wendet.

 

www.wildtierschutz-deutschland.de

 

 

Abgeordnetenhaus: Woran scheitert die Unterschutzstellung Berliner Naturschutzgebiete?

Berliner Abgeordnetenhaus – Drucksache 19 / 12 420

  • Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Felix Reifschneider (FDP) vom 01.07.2022
  • Antwort der Senatsverwaltung Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz vom 11.07.2022

Zum Thema:

 

Auszug Tiefwerder Wiesen / Langes Luch und Dachsheide:

Frage 5:
Bis wann plant der Senat das LSG-24 Tiefwerder Wiesen als Naturschutzgebiet auszuweisen?
a. Welche Maßnahmen wurden wann bereits getroffen?
b. Welche Maßnahmen sind bis wann im Einzelnen geplant?

Antwort zu 1 bis 5, 7 und 8, 10 bis 12, 14:
In den vergangenen Jahren hatte die zwingend erforderliche rechtliche Sicherung der an die EU-Kommission gemeldeten Berliner Natura-2000-Gebiete zur Abwendung von Strafzahlungen infolge des Vertragsverletzungsverfahrens gegen die Bundesrepublik Deutschland oberste Priorität. Dies hatte zur Folge, dass Unterschutzstellungsverfahren für andere schützenswerte Flächen auf der Grundlage des Landschaftsprogramms / Artenschutzprogramms (LaPro) in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Juni 2016 (siehe Amtsblatt für Berlin Nr. 24, Seite 1314 ff) – siehe Anhang A: Liste der Berliner Schutzgebiete – zurück gestellt werden mussten. Das gilt u.a. für die in den Fragen 1 bis 5, 7 und 8, 10 bis 12 und 14 genannten Flächen.
Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ergibt sich, dass……
Dies führt dazu, dass hinsichtlich des Zeithorizontes für die Ausweisung der benannten Gebiete keine konkreten Angaben gemacht werden können. Die zeitliche Planung für Unterschutzstellungsverfahren ist dabei vor allem auch abhängig von den zur Verfügung
stehenden Personalkapazitäten (siehe hierzu auch die Antwort zu Frage 17).

Frage 6:
Bis wann plant der Senat die Erweiterung NSG-15 Langes Luch als Naturschutzgebiet auszuweisen?
a. Welche Maßnahmen wurden wann bereits getroffen?
b. Welche Maßnahmen sind bis wann im Einzelnen geplant?

Antwort zu 6:
Die Erweiterung des Naturschutzgebietes (NSG) 15 Langes Luch um die Dachsheide ist bereits erfolgt und festgesetzt in der Verordnung zum Schutz der Landschaft des Grunewaldes mit den darin liegenden Naturschutzgebieten in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf von Berlin (Grunewaldschutzverordnung – SchVO Gw) vom 20. Dezember 2017 (GVBl. S. 2).

 

Abgeordnetenhaus: Füchse und Fuchsjagd in Berlin

Berliner Abgeordnetenhaus – Drucksache 19 / 12 183

  • Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Tamara Lüdke (SPD) vom 13.06.2022
  • Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz vom 28.06.2022

Zum Thema:

 

Auszüge (!) aus den Antworten:

  • Wie viele Füchse leben in Berlin?
    Die konkrete Anzahl der in Berlin lebenden Füchse ist nicht bekannt,…
  • Welche Gründe gibt es für die Fuchsjagd in Berlin?
    Füchse unterliegen nach dem Bundesrecht dem Jagdrecht. Darauf stützend bedarf es keiner gesonderten Begründung für diese Jagdausübung.
  • Gibt es Belege dafür, dass die Bejagung von Füchsen in Berlin die Population dauerhaft reguliert bzw. dezimiert?
    In Bezug auf die Populationsregulierung kann keine Aussage getroffen werden.

 

SenV UMVK: „Jagdergebnisse – Daten und Fakten

Füchse dürfen wie folgt erschossen werden:
– Altfüchse: 1. November bis 31. Januar
– Jungfüchse: 1. Mai bis 31. Januar

Tötungen 2021/2022: 086
Tötungen 2020/2021: 121

 

Übersicht 1996 – 2021:

Fallwild: Als Fallwild wird im Gegensatz zum erlegten Wild alles an sonstigen Ursachen (meist durch Verkehrsunfälle) zu Tode gekommenes Wild bezeichnet.

Abgeordnetenhaus: Jagd in Berlin

Berliner Abgeordnetenhaus, Drucksache 19/12184

  • Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Tamara Lüdke (SPD) vom 13.06.2022
  • Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz vom 24.06.2022

 

Zum Thema:

 

Im Verwaltungsjagdbezirk Grunewald beträgt die Anzahl der Gesellschaftsjagden in der betroffenen Zeitspanne [„in den vergangenen drei Jagdjahren (einschließlich dem aktuellen Jagdjahr 21/22)“] sowie im aktuellen Jagdjahr ebenfalls zwischen zwei und drei. An diesen Jagden nehmen insgesamt 120-130 Jägerinnen und Jäger teil. Dabei werden 50-70
Wildschweine und 10-30 Rehe erlegt. Zudem werden jährlich bis zu 20 Gruppenansitze mit fünf bis sieben Jägerinnen und Jägern durchgeführt und dabei insgesamt etwa 30-40 Wildschweine erlegt.

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