Vorgängerbau

Befand sich vor dem Bau des Jagdschloss dort ein älteres Gebäude?

Berdrow führt 1902 auf Seite 73 dazu folgendes aus:

“Etwas sonderbar erscheint diese Wahl insofern, als an dem feuchten, moorigen Seerande ohne starke, tiefgehende Pfahlroste wohl kaum gebaut werden konnte. Hätte sich hundert Schritte landeinwärtes auf luftiger Waldhöhe ein solches Haus nicht viel leichter und mit geringeren Kosten errichten lassen? Man hat daher nach den Gründen gesucht, die den Fürsten und seinen Baumeister veranlaßt haben, das Jagdschloß auf dem tiefgelegenen unsicheren Terrain aufzuführen, und es ist vermutet worden, daß an dieser Stelle die Fundamente eines älteren  Bauwerkes vorlagen, deren Benutzung die Errichtung des Theiß’schen Baues erleichterte. Beweise dafür giebt es freilich nicht, falls man nicht annehmen will, daß ein neben dem nördlichen Hofthor gelegener kapellenartiger Raum, dessen rundbogiges Kreuzgewölbe auf einer Säule ruht, ein Rest des älteren Baues ist.”

Börsch-Suphan schrieb 1981/97 auf Seite 7:

“Vermutungen, daß bereits eine ältere Gründung an dieser Stelle vorhanden war, eine Kapelle zumindest, die durch das spätere Küchengebäude neben der östlichen Durchfahrt ersetzt wurde, lassen sich nach dem heutigen Stand der Bauuntersuchungen weder stützen noch widerlegen. Ein kleines Sandsteinportal in gotischer Formen an diesem Küchengebäude kann, da es in der Form später verändert worden ist, Baumaterial von einem entfernter gelegenen Gebäude gewesen sein.“

1992, 450 Jahre Jagdschloss Grunewald, Seiten 21/22 – Neue Erkenntnisse bringt dort ein Aufsatz von Hartwig Schmidt:

“Das aus der Umfassungsmauer herausragende Küchengebäude hat auf Grund seines schmaleren rückwärtigen Anbaus mit einem Kreuzrippengewölbe seit jeher Anlaß zu Spekulationen über Baualter und Nutzung gegeben. In den Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts wird es oft als mittelalterliche Kapelle bezeichnet, wobei dann unklar bleibt, welchem Zweck die Kapelle gedient haben soll. Erst die 1975 von Martin Fricke durchgeführten Bauuntersuchungen haben Klarheit über die komplizierte Baugeschichte dieses Gebäudes erbracht. So hat an dieser Stelle vor 1542 wahrscheinlich ein kleines Jagdhaus (?) derer von Spiel gestanden, von dem sich aber außer einem Lehmestrich und den Fundamenten wenig erhalten hat. Auf diesem Fundament wurde 1542/43 das Küchengebäude errichtet mit einem Eiskeller zur Lagerung des erlegten Wildes. Durch einen rückwärtigen Anbau wurde das Küchengebäude vergrößert. Der Fußboden bestand aus Ziegeln, die Decken waren wegen der Brandgefahr mit einem massiven Gewölbe überdeckt und der große Raum mit einer doppelten Arkade (wie in der Großen Holzstube) zu einem Vorraum hin geöffnet. Das Gewölbe ersetzte eine flache Holzbalkendecke, von der sich die Auflager erhalten haben. Der Eingang befand sich auf der südöstlichen Seite direkt neben der Umfassungsmauer. Das Gewände dieser Tür hat sich mit den Spuren späterer Umbauten erhalten.“