Schmook, Alexander

 

Herzlichen Dank für die Übermittlung an Herrn Dr. Lorenz Stark

Herzlichen Dank für die Übermittlung an Herrn Dr. Lorenz Stark

Alexander Schmook war früher einmal der Forstmeister des Grunewaldes. 1950 hat er unter dem Titel „Es war einmal im Grunewald… Jagdliche Erinnerungen und Plauderein des letzten Grunewaldforstmeisters“ über seine Arbeit ein Buch veröffentlicht.

Zum einen enthält das Werk, wie der Titel schon sagt, viele „Jagdgeschichten“ (Auszug hier), dessen Lesung mir deswegen allerdings weniger Freude bereitet. Interessant ist allerdings der lebendige Sprachstil. Zum anderen ist das Werk aber denn auch eines der wichtigsten Schilderungen über den Grunewald in früheren Zeiten und

  • je mehr Zeit vergeht, desto mehr muss man Herrn Schmook dankbar dafür sein, dass er sein Buch geschrieben hat!

Auf den Seiten 13 und 17 seines Buches ist zu entnehmen, dass seine Amtszeit vom 01. April 1929 – 1934 dauerte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hat er sein Amt verloren, über den Grund schreibt er auf Seite 13, dass er

„1934 auf Betreiben oder mit Hilfe der Partei von seiner Stelle weichen mußte, weil er ihr nicht angehörte.“

Über sein Ausscheiden aus dem Dienst schreibt er auf den Seiten 246-248 folgendes:

Der kleine braune Meteorit. Und – der große — !

Kurz nach der braunen “Machtübernahme” wurde ich aus meiner lebenslänglichen Anstellung bei meiner Heimatstadt wegen Nichtzugehörigkeit zur Partei zunächst vom Dienst suspendiert.

Auf dem Wege zu meinem Rechtsanwalt, der mit mir bemüht war, ein von mir gegen mich selbst beantragtens Disziplinarverfahren im ordentlichen Rechtswege durchzusetzen, stieß ich unweit meiner Wohnung im Wald auf zwei braune Reiter mit allerhand “Lametta”. In dem Reiter zur Linken erkannte ich einen der Söhne des letzten Kaisers, der im  Kriege 1914/18 als Oberst ein Regiment geführt hatte, in dem zur Rechten einen Portierssohn aus der Kolonie Grunewald, von dem mir bekannt war, daß er seine braune Karriere dem – 17. Mai verdankte. Durch seine Stiefelsammlung für die SA und den bald darauf erfolgenden Ankauf eines Luxusautos und die Einrichtung eines feudalen SA-Kasions in der Grunewalder Bismarckalle hatte er sich “einen Namen” gemacht. Mir als altem Pferdenarr und gedientem Kavalleristen fiel seine klägliche Haltung auf dem Pferde beim Antraben auf…

Einige Wochen oder Monate später ging ich am Restaurant Hundekehle vorbei zu meinem Anwalt. Da wurde in dem beliebten Ausflugslokal eine große Hochzeit gefeiert. Es war – der wackelige Reitersmann… Hoch ging es her. Bei dem schönen Wetter saßen die Gäste auf den Freiterrassen. Gerade hielt Göring eine Rede auf das Hochzeitspaar in der bekannten Weise und Aufmachung…Und als ich am Nachmittag spät zurückkam, wurde noch immer gefeiert. Der jetzige Festredner war aber, nach Verschwinden Görings, der Propagandaminister

Vier Monate später verhaftete man in Cuxhaven das junge Paar, das schon Fahrkarten und Ausweise zur Abreise nach Chile bei sich hatte… So rasch erfüllte sich hier, was ich meiner Frau gesagt hatte an jenem Tage, da ich die beiden Reiter antraf: “Da geht ein Meteorit auf! Ob es wohl lange dauern wird, bis er zerplatzt?”

Und auch der große braune Meteorit begegnete mir einmal im Grunewalde…

Ich ging allein am Stölpchenseekanal entlang in Gedanken… Noch immer rang ich vergeblich um mein Recht und Wiedergutmachung. Fast ein Jahr schon. Man hielt mich hin und im Ungewissen. Das von mir beantragte Disziplinarverfahren gegen mich selbst hatte man kurzerhand abgelehnt, Gehalt und Pension verweigert bis zur Entscheidung, mir die Wohnung aufgekündigt. In solchen Sorgen um die Zukunft meiner Familie ging ich dahin… Geschrei in meinem Rücken ließ mich aufhorchen… Auf dem schmalen Kanal brauste ein schnittiges kleines Motorboot heran. Auf dem Vorderdecke einige schwarze und braune Uniformen…, hinten wallte blutrot eine riesige Fahne… Boote mit Ruderjugend paddelten um die Wette hinterher… Auf dem Hinterdeck stand allein in dunklem Anzug, einen Arm quer über die Brust gelegt, den anderen so darauf gestützt, daß das Kinn darin ruhte, baarhäuptig, mit der charakteristischen Locke, ein tiefes Sinnen versunkender Mann… Das war der Mann, bis zu dem ich meine Bitte vergeblich zu tragen mich auf jede nur denkbare Weise bemüht hatte… Überall in seinen Vorzimmern hatte man mich abgefangen und abgewiesen, weil ich – nicht seiner Partei angehörte… Das Boot glitt vorbei, – vom jenseitigen Ufer jubelten ihm Menschen zu… Er stand und sann.

Und noch jahrelang habe ich versucht, in Berlin, München und Berchtesgaden, ihm meinen Fall mit der Bitte um baldige und gerechte Entscheidung selbst vorzutragen, weil ich noch an Gerechtigkeit glaubte… Alles vergebens…

Und als ich nach Hause zurückkehrte und meiner Frau berichtet hatte, schloß ich ahnungsvoll die Worte daran: “Mir scheint auch er ein Meteor, das flammend aufsteigt und dann – zerplatzt. Jähen Aufstieg können Deutsche selten vertragen. Zu leicht erliegen sie dann der Hybris, dem Größenwahn…”

”Still”, antwortete meine Frau, “Du redest Dich um Kopf und Kragen…!

Und Weiteres über sein Schicksal auf Seite 23, seine Gesamthabe ging,

verloren, als ich in meinem sudetenländischen Revier am Fuße der Schneekoppe von den Tschechen enteignet und ausgewiesen wurde…”

Mit verlorengegangen auch Bilder und vermutlich auch andere Erinnerungsstücke an den Grunewald.

Alexander Schmook verstarb 1969.

Mehr über ihn bitte auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Schmook

Falls jemand mehr über Herrn Schmoook weiß oder vielleicht sogar weitere Fotos von ihm hat, bitte melden.