Eirene und Victoria
Aus der Friedensgöttin Eirene wurde die Siegesgöttin Victoria
Fontane schrieb 1894:
“An das Jagdschloß Grunewald knüpft sich auch noch die Erinnerung an eine interessante Begebenheit aus dem Ende der Freiheitskriege und zwar insofern, als hier die einzelnen Theile der aus Paris zurückgebrachten Quadriga vom Brandenburger Tor, kurz vor dem Einzuge der Verbündeten in Berlin, zusammengesetzt worden sind.”
Und Berdrow ergänzt auch hier 1902:
“Im Jahre 1814 nahm eine andere “hohe Frau” die Gastfreundschaft des Grunewaldschlosses auf kurze Zeit in Anspruch. Nachdem Blücher die von den Franzosen aus Berlin entführte Victoria zu Paris entdeckt und reklamiert hatte, kehrte mit den Siegern auch die Göttin in ihre Heimat zurück. Von Düsseldorf aus, wo sie unter Glockengeläut und Kanonendonner feierlichen Einzug gehalten, wurde sie im Triumphzuge über Hannover und Braunschweig nach dem Werder bei Potsdam gebracht. Von hier siedelte sie auf kurze Zeit in das Haus “Zum grünen Wald” über. Am 15. Juni hielt sie dodan ihren Einzug in Berlin, um hier von der Höhe des Brandenburger Thores aus die heimkehrenden Truppen zu begrüßen. Die Gaben, welche das jubelnde Volk ihr auf ihrem Triumphzuge durch Preußen dargebracht – Blumen, Kränze, Schleifen mit Inschriften – bildeten noch Jahre hindurch einen erhebenden Schmuck der Räume des Jagdschlosses.“
Auf einer der Terrakottatafeln am Roten Rathaus in Berlin wird gezeigt, wie die Quadriga auf Rollen in Richtung Berlin gezogen wird. In Wirklichkeit kam das Bildwerk, in 15 Kisten verpackt, mit sechs schweren Frachtwagen nach Berlin zurück. Auch etwas in Vergessenheit geraten ist, dass auf der Quadriga ursprünglich die Friedensgöttin Eirene dargestellt war, durch Montage des von Friedrich Wilhelm III. 1813 gestifteten und von Karl Friedrich Schinkel gestalteten Eisernen Kreuzes nach den siegreichen Befreiungskriegen, wurde sie jedoch in eine Victoria verwandelt (Edition Luisenstadt 2001). So leicht geht das – hätte man sich das mal lieber erspart und wäre bei der Friedensgöttin geblieben!
Ansonsten gibt es noch einen Ort im Grunewald, der mit den Befreiungskriegen in Beziehung steht, nämlich die zwischen dem Postfenn und dem Torfgraben gelegene Russenbrücke.