Sausuhlensee und Grüner Teich

In früheren Zeiten hatte der See bzw. das Areal folgende Namen: „Sau Säling„, „Sausuhlen“ und „Sausuhlen Schlucht„.

Der „Sausuhlensee“ ist heute ein „Friedhofssee“, da er sich auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße befindet. Der Friedhof wurde von 1921-24 vom Charlottenburger Gartendirektor  Erwin Barth angelegt. Die Grabreihen verlaufen terrassenförmig um den See herum. Zahlreiche berühmte Menschen wurden dort beerdigt, so zum Beispiel „Loriot„.

Auf Landkarten vor der Anlage sind dort zwei Senken bzw. Feuchtgebiete/Seen/Suhlen eingezeichnet, so zum Beispiel hier zwei Seen um 1835.  Der nördliche See ist vermutlich der heutige Sausuhlensee und der südliche See vermutlich der heutige Grüne Teich.

Der Sausuhlensee und der Grüne Teich werden seit ca. 1909/10 durch einen künstlich angelegten Bahndamm getrennt, über welchen sich an dieser Stelle („km 0,81„) eine hohe Brücke befindet. Ich gehe davon aus, dass sowohl der Sausuhlensee als auch der Grüne Teich ursprünglich das bildeten, was in den Karten vor 1910 als „Sausuhlen Schlucht“ eingetragen ist, dass also beide Gewässer Teil einer zusammenhängenden Geländeformation waren.

Im Westen des Sees und des Friedhofs, befindet sich der „Breite Berg„, dessen Name heute leider in Vergessenheit geraten ist und auf dessen Plateau sich zunächst die „Rennbahn Grunewald“, das „Stadion Grunewald“ bzw. das „Deutsche Stadion“ und heute das „Olympiastadion“ bzw. der „Olympiapark“ befindet.

Östlich, nach Westend und nach Charlottenburg hin, wird der Friedhof von einem langen Graben begrenzt, welcher früher einmal den Namen „Wildgraben“ trug. Heute verläuft durch diesen „Graben“ die Schnellbahnlinie.

Nördlich befindet sich der U-Bahnhof Olympiastadion bzw. die U-Bahnbetriebswerkstätten Grunewald. Weiter nördlich folgt dann der „Murellensee„.

Südlich schließt sich noch der heutige Georg-Kolbe-Hain an.

 

1894 Fontane, Seite 61/62:

Spoiler
Wanderung (Nummer 3) vom Spandauer Bock durch die Sausuhlenschluchten nach dem Forsthaus Eichkamp und Bahnhof Grunewald:

Diese Parthie ist eine der schönsten, welche der Grunewald aufzuweisen hat. Berg und Thal wechseln in lieblicher Folge mit einander ab und besonders in den Sausuhlenschluchten können wir ganz und gar vergessen, daß wir uns in der „ebenen“ Mark Brandenburg befinden. Dabei hat der Wald einen dem Auge wohlthuenden frischen, moosigen Untergrund; zahlreiches Wild setzt bei unserer Annäherung in flüchigen Sprüngen davon, um in einer entfernten Schlucht die gestörte Aesung fortzusetzen.

Trotz der mannigfachen Vorzüge, welche die Wanderung durch die Sausuhlenschluchten nach dem Bahnhof Grunewald vor vielen anderen Grunewaldtouren voraus hat, ist sie doch bisher nur von Wenigen gekannt worden. Eine Erklärung hierfür liegt in dem Umstand, das der Weg verhältnismäßig schwer zu finden war. Diesem Uebelstande ist nun durch die Wegebezeichnung abgeholfen worden.

Wie beidem Wanderungen unter 1 und 2 gehen wir auch dieses Mal durch den Garten des Bockrestaurants und durch das Wildgattertor in den Grunewald. Nach 2-300 Schritten, bei der Wegkreuzung, biegen wir links in den gemächlich ansteigenden Fahrweg und von diesem, nach 5 Minuten, in den rechts abzweigenden schmalen Fußweg. Wenngleich der Weg hin und wieder einige unbedeutende Krümmungen macht, bleibt nunmehr unsere innezuhaltende Richtung bis zum Forsthaus Eichkamp in der Hauptsache fortgesetzt die Gleiche (Süd – Südost). Nach 20 Minuten überschreiten wir die Pichelsberg – Westend und nach weiteren 3 Minuten die Teufelssee – Westend Chaussee.

Schon kurz vor der erstgenannten Chaussee hatten wir die Sausuhlenschluchten (dort sollen sich früher die Wildschweine „gesuhlt“, d. h. im moorigen Schmutz gewälzt haben) verlassen und waren auf einen breiten, weniger schönen Fahrweg gelangt…..

.

1910 Zentralblatt der Bauverwaltung:
„Der neue Bahnhof Rennbahn im Grunewald bei Berlin und die Herstellung besonderer Vorortgleise zwischen Bahnhof Heerstsraße und Spandau“:

Spoiler
Ausgabe 83: […] Bei der Wahl der Linie konnte daher auf die Gestaltung des Geländes und auf die mögliche Einschränkung der Erdarbeiten wenig Rücksicht genommen werden. Da die Bahn durch die hügeligsten Teile des Grunewaldes führt, so ergaben sich für Berliner Verhältnisse außergewöhnlich hohe Auf- und Abträge. Die Bahn liegt zwischen km 0,3 und 1,15, etwa bis zum Bahnhof Rennbahn in hohem Auftrag, der Höhen von über 20 m erreicht. Abb. 4 veranschaulicht die Herstellung dieses Damms, die durch Schüttgerüst erfolgte. … Die Dämme für die beiden Aufträge zwischen Bahnhof Heerstraße und Bahnhof Rennbahn sind im oberen Teile mit 1:1,5, im unteren mit 1:2 abgebüscht, um das Anpflanzen von Sträuchern im unteren Teil der Büschungen zu erleichtern. Hierdurch hat der Böschungsfuß an den höchsten Stellen Breiten bis zu 113 m erhalten. Brandschutzstreifen wurden zu beiden Seiten der Bahn nach dem Kienitzschen Verfahren ausgeführt. […]

Ausgabe 85:[…] In km 0,81 ist eine im lichten 29 m weite Unterführung eines Parkweges mittels eines eisernen Überbaus vorgesehen. Die Höhe dieser Brücke über der späteren Straßenhöhe beträgt etwa 17,2 m. Hier wurde, wie Abb. 20 zeigt, infolge des welligen Geländes und um die landschaftliche Schönheit möglichst wenig zu beeinträchtigen ein für die ebenen Berliner Verhältnisse hohes Bauwerk erforderlich. Der Überbau besteht aus einem Parallelträger, dessen Untergurt, um ein gefälligeres Aussehen zu erzielen, etwas gehoben ist. Die Widerlager sind aus statischen und architektonischen Gründen unten in gebogener Linie stark vorgezogen. … ist mit Rücksicht auf den späteren viergleichsigen Ausbau nach Charlottenburg … sogleich viergleisig hergestellt worden. … sind die Widerlager in Beton ausgeführt. Um ein möglichst günstiges Aussehen … zu erreichen, ist zu den Ansichtsflächen sogenannter Vorsatzbeton verwendet worden. Hierbei sind dem Beton statt des üblichen Kieses Beimengungen von kleingeschlagenen Natursteinen zugesetzt worden, wodurch der Beton ein dem Naturstein ähnliches Aussehen erhalten hat. … Nach etwa sechs Wochen konnten die Ansichtsflächen mit dem Stockhammer und Scharriereisen wie Naturstein bearbeitet werden. Feine Profilierungen wurden vermieden. … wurde zum Vorsatzbeton roter Granitgrus aus Meißen verwendet… […]

 

.

.

.