Postfenn

Wer öfterns am Postfenn ist, der kennt die Beiden natürlich! Wo befinden sie sich?

Das Postfenn ist ein dem Mommsenstadion recht nahe gelegendes Laufgebiet. Insbesondere an frühabendlichen Trainingsterminen innerhalb der Woche, habe ich es mit meinem Lauftreff gerne angelaufen. Das Postfenn ist im Norden durch einen Weg geteilt. Im nördlichen Teil endet ein großer Regenentwässerungskanal, wodurch dieses Gebiet mal stark unter Wasser steht, mal morastig ist und auch mal vollständig trocken liegt. Im südlichen Teil befindet sich das eigentliche Postfenn. Dieses ist von einem einfachen Astzaun umgeben und nicht frei zugänglich. Vom Teufelsfenn ist es durch einen der im Grunewald typischen Querriegel abgetrennt (Wolter, Sommer, Klotz 1927: „Wir überschreiten die breite Sandschwelle, die das Postfenn vom Teufelssee trennt„). Was von den Fußwegen zwischen dem Post- und dem Teufelsfenn aus nicht sichtbar ist: Dort befindet sich ein sehr schön ausgeformtes, längliches Strudelloch. Dieses Loch wird in den Karten und sonst wo nicht erwähnt, obwohl es mir wichtig erscheint, denn es belegt eine ehemalige Beziehung zwischen den beiden Fennen als Bestandteil des Grunewaldgrabens.

Geologisch gehe ich davon aus, dass das Postfenn über den Torfgraben (Teufelsgraben) als Abfluss früher mit der Havel verbunden war. Der Torfgraben selbst hat mit dem Postfenn heute eigentlich nichts weiter zu tun, da aber die später von der Heerstraße/Scholzplatz zur Havelchaussee gebaute Straße „Am Postfenn“ seinen Namen trägt, hat sich auch für das Gebiet am Torfgraben der Name Postfenn eingebürgert (zum Beispiel auch für die frühere am Stößensee bei der Alten Liebe gelegene DLRG-Wasserrettungsstation Postfenn). Für den Torfgraben habe ich eine eigene Seite eingerichtet, ebenso für die Russenbrücke, welche das Postfenn und den Torfgraben voneinander trennen.

Am Westrand des Postfenns steht am Rand der Alten Spandauer Poststraße der „Blitzbaum„. Möglicherweise handelt es sich bei dem „Blitzbaum“ um die bei Fontane 1894 benannte „riesige Eiche links am Wege„? Die Alte Poststraße fällt sofort ins Auge, sie ist sehr breit und in Straßenbaummanier von Eichen gesäumt.

Woher der Name des Postfenns stammt, ist unklar. Die Aussage von Fontane 1894 erscheint mir jedoch etwas plausibler, als die Vermutung von Wolter Sommer, Klotz 1927.

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1894 Fontane, Seiten 21 und 22:

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“Links vom Wege, gleich hinter den Wasserwerken (am Teufelssee), bemerken wir das sumpfige Teufelsfenn und einige Schritte weiter eine große Futterstelle für das Wild. Im Winter kann man hier Rudel von mehreren hundert Stück Dammwild antreffen, die sich bei unserem Vorübergehen nur langsam zurückziehen, um gleich darauf der Futterstelle wieder zuzueilen. Nach weiteren 5 Minuten, am Postfenn (nach der nahen Poststraße so benannt), bei der riesigen Eiche links am Wege, leiten uns die Wegweiser über die Russenbrücke rechts die breite Spandau-Zehlendorfer Poststraße hinan. Diese alte, von prächtigen, schattenspendenden Baumriesen eingefaßte Verkehrsstraße verlassen wir nicht mehr,…”

1902 Berdrow, Seiten 37, 46, 47 und 50:

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„Wir sind unter lebhaftem Gespräch am nördlichen Rande des Teufelsgrabens entlang geschritten… Dicht vor dem Postfenn wird der Graben von der Russenbrücke überspannt… Über diese Brücke führt die alte, Spandau mit Zehlendorf verbindene Poststraße… Vor hundert Jahren wurde das Postfenn als Torfstich benutzt.
Seite 37 über das Lange Luch: „Die Eiszeitplanzen des Fenns umfassen…und den Sumpf-Porst oder Post von dem wahrscheinlich der Name des Postfenns herzuleiten ist, wenn nicht von dem im Niederdeutschen ebenfalls als „Post“ bezeichneten, von den Landleuten stellenweise als Dünger benutzten „Armleuchter„, einer Algengattung, herrührt.“

1927 Wolter, Sommer, Klotz, Seiten 20 bis 22:

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„Vor uns liegt das Postfenn. Es ist noch nicht lange her, daß man es nicht betreten konnte. Die zahlreichen Gräben, darunter einer von größeren Ausmessungen, sind noch Zeugen aus einer Zeit, da man mit ihrer Hilfe den oberen Schichten wenigstens so viel Wasser entziehen mußte, daß die Kiefern ihr kümmerliches Dasein tristen konnten, ohne daß ihr Fuß dauernd im Wasser stand… Die Wasserwerke am Teufelssee haben durch die ständige Absaugung des Grundwassers die lebensbedingungen gründlich verändert. Das Moor ist trocken gelegt – tot. Vom Rande her dringt das Gebüsch vor… Da zeigt sich ein kümmerlicher Rest ehemaliger Moorherrlichkeit: der Sumpfporst, das Mottenkraut Ledum palustre, der wahrscheinlich dem Fenn den Namen gegeben hat. (Postfenn = Porstfenn.)… Ein kleines Fleckchen nur, dieser winzige Rest des ehemals so stattlichen Hochmoores, – eine Stätte stummen Ringens, eine Stätte des Todes, wenn du willst – , und doch so reizvoll und fesselnd, daß wir fast die Nässe um uns her vergessen beim Schauen und Träumen…“

2012 Bezirksamt Charlottenburg/Wilmersdorf:

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Postfenn, Naturschutzgebiet im Grunewald
Das Postfenn liegt in einer Senke des westlichen Grunewaldgrabens. Es entstand durch die Verlandung eines eiszeitlichen Sees und ist ein nährstoffarmes, saures Kesselmoor mit 6 und 11 m tiefen Torfschichten. Im 18. Jh. wurde hier Torf abgebaut. Zur Entwässerung der 5 Torfstiche wurde ein Graben zur Havel angelegt, der parallel zur Straße Am Postfenn verlief. Durch die Inbetriebnahme des Wasserwerkes am Teufelssee sank der Grundwasserspiegel, und der Entwässerungsgraben trocknete aus.
Im Zweiten Weltkrieg wurden der westlich am Postfenn verlaufende Weg und ein den nördlichen Teil durchquerender Damm aufgeschüttet. Ein 1957 angelegtes Regenwasserauffangbecken sammelt Straßenabflusswasser der angrenzenden Siedlungsgebiete, ohne dass dadurch eine Erhöhung des Grundwasserspiegels des Postfenns erreicht werden konnte. Die immer stärker fortschreitende Verlandung des Postfenns verdrängt die ursprüngliche Vegetation und lässt einen geschlossenen Moor-Birkenwald entstehen.

2018 erfolgten im Postfenn zwischen dem Einlaufbecken und dem Teufelsfenn umfangreiche Rodungen bzw. Rückschnitte, sogar ein kleiner Bagger wurde eingesetzt. Ich glaube, die Maßnahmen richteten sich insbesondere gegen die Späthblühende bzw. Amerikanische Traubenkirsche, welche als Neobiota im Grunewald weit verbreitet ist. Die Berliner Forsten schreiben über die Amerikanische Traubenkirsche:

Mischwaldprogramm:

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Neben den Altbeständen benötigen zudem die mittelalten Kiefernbestände waldbauliche Impulse zur Mischwaldentwicklung. Notwendig ist dies, um der weiteren Ausbreitung der nordamerikanischen Traubenkirsche, Prunus serotina, durch einen vorausgehenden Mischwaldaufbau zu begegnen und so ihre ökologische Nische mit unseren heimischen Baumarten im Vorfeld zu besetzen. Die Spätblühende Traubenkirsche stellt, neben dem Wildverbiß, eines der größten waldbaulichen Probleme des gesamten Kiefernflachlandgürtels von den Niederlanden bis Polen dar.“

Die Gewöhnliche Traubenkirsche hingegen ist eine heimische Art und meiner Meinung nach sind beide Pflanzen schwer voneinander zu unterscheiden. Vereinzelt sieht man, dass im Grunewald scheinbar Privatbesucher versuchen, die Amerikanische Traubekirsche durch „Abbrechen“ oder „Umknicken“ in Eigenregie zu bekämpfen, wer aber beide Pflanzen nicht wirklich unterscheiden kann, sollte dies nicht tun und die Bekämpfung den Fachleuten der Revierförstereien überlassen.

2019 wurde der Regenwassereinlauf am nördlichen Teil des Postfenns vollständig erneuert. Dafür wurde der sandige Wanderweg zwischen dem Parkplatz Teufelsseestraße/-chaussee und dem Postfenn für den LKW-Bauverkehr mit Schottergestein aufgeschüttet. Zunächst mit einer angenehmen Sandoberfläche, nach Regenauswaschungen kommt jetzt jedoch der unschöne und allseits unbeliebte Schotter zum Vorschein.

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