Hundekehlefenn (Grunewaldfenn)
Das Hundekehlefenn – oder früher auch Grunewaldfenn genannt – verbindet den Hundekehlensee mit dem Grunewaldsee.
Es ist eingezäunt und wird bzw. wurde als Gehege genutzt. Das besondere hier ist, dass das Wild in den relativ großen Gehege relativ zurückgezogen lebt. Wer die Tiere sehen möchte, muss also schon genauer hinschauen, damit unterscheidet sich das Gehege etwa von dem Wildgehege im Spandauer Stadtforst.
Oberhalb des Fenns liegt das Forstamt Grunewald, ursprünglich eine Polizeistation.
Literaturauszüge:
1907 Wahnschaffe, Seiten 23/24 :
Es ist aus dem Zwischenmoore hervorgegangen, das südlich von Hundekehle seinen Anfang nimmt und dort als Kiefern-Birkenbruch ausgebildet ist. Dieses Hochmoor mit seinem schwammigen, besonders im Frühjahr außerordentlich nassen und unzugänglichen Boden ist durch mehrere charakteristische Pflanzen ausgezeichnet, wie z. B. den in der Berliner Gegend immer mehr verschwindenden Porst (Ledum palustre) (Fig. 8), der sich auf den hohen Moosbulten angesiedelt hat, ferner die Rosmarinheide (Andromeda polifolia) und die Moosbeere ( Vaccinium oxycoccus). Von Stauden erwähne ich nur den Sonnentau (Drosera rotundifolia und anglica), Scheuchzeria palustris und das Wollgras (Erioporum vaginatum).
Ebenso finden sich hier die für Hochmoore ganz charakteristischen Krüppelkiefern. Die Kiefer zeigt nämlich auf diesem nährstoffarmen nassen Boden eine völlig andere Entwicklung. Während sie sonst auf Sandboden eine lange Pfahlwurzel ausbildet, verkümmert diese bei den Moorkiefern, und statt dessen bilden sich lange, flach unter die Oberfläche sich erstreckende Seitenwurzeln aus, die im Verhältnis zum ganzen Baum oft eine sehr bedeutende Stärke und Ausdehnung erlangen. Sie dienen namentlich auch zur festen Verankerung des Baumes in dem lockeren Boden. Wegen der geringen Nahrungszufuhr ist das Wachstum ein sehr langsames, so daß der Baum trotz hohen Alters über ein Zweigstadium nicht hinauskommt. Die Torfmoose und Polytrichen, die um den Stamm herum einen Bult bilden, schließen den unteren Teil desselben von der Luft ab und bringen den Baum dadurch zum Absterben. Die Krüppelkierfern sind auf dem kleinen Hochmoor nördlich vom Grunewaldsee, wie Fig. 9 zeigt, in charakteristischer Weise ausgebildet.“
1911, Zentralblatt der Bauverwaltung, Nummer 100 vom 13.12.1911, Seiten 633 und 634:
Je mehr die Bebauung von Groß-Berlin sich dem Grunewald nähert, ihn umschließt und durchringt, und je besser und billiger die Verkehrsmittel werden, welche den lufthungrigen Großstädter aus allen Teilen der Stadt dem abwechslungsreichen Wald- und Seengebiet an der Havel zuführen, um so zwingender wird die Pflicht der Verwaltung, zur Überwachung des mehr und mehr anschwellenden Verkehrs und zur Pflege des Waldbestandes die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Die von der Forstverwaltung vorzüglich unterhaltenen und neuerdings mittels Teerbesprengung nahezu staubfrei gemachten Chausseen des Grunewaldes bieten den Kraftwagen ein so ausgedehntes und reizvolles Ausflugsgebiet, wie es kaum eine andere Großstatdt besitzt. Zu den Kraftwagen gesellen sich an schönen Sonntagen Fuhrwerke aller Art, von der Droschke bis zum Kremser und Autobus; und wenn sich dazu die Hunderttausende von Fußgängern mischen, die von der Straßenbahn, Untergrundbahn, Stadtbahn und Wannseebahn hinausgefördert werden, so wird eine ordnende Aufsicht und häufig auch eine tatkräftige Hilfe besonders an den Verkehrsmittelpunkten unbedingt notwendig.
So entschloß sich die Forstverwaltungschon im Jahre 1907 zum Bau einer Polizeistation unweit der verkehrsreichen Chaussee bei Hundekehle und dem Grunewaldsee gelegen. Das Gebäude, welches in den Abbildungen bis 5 dargestellt ist [siehe Galerie und unter Polizeistationen], enthält ein Schreib- und Vernehmungszimmer, ein Zimmer für die Wache mit anschließenden Hafträumen für Männer und Frauen, sowie drei Dienstwohnungen für zwei Polizeibeamte und einen Gendarmen. Im Untergeschoß ist eine Unfallstation eingerichtet und mit den nötigsten gesundheitlichen Vorrichtungen ausgestattet worden. Der äußere Sockel ist bis zu 2 m Höhe nd der Treppenturm bis zur Dachtraufe mit Granitfindlingen zyklopenartig bekleidet worden. Das obere Fachwerk und der Giebel und die Dachfenster sind von Eichenholz hergestellt, das im Grunewald geschlagen wurde. In gleicher Art ist das Nebengebäude errichtet, das außer der Stallung für zwei Pferde Räume für Brennstoff aufnimmt. Die Einzäunung ist aus ungeschälten kiefernen Halbhölzern hergestellt und das Eingangstor auf zwei Granitpfeilern von unregelmäßig gewachsenen Kiefernästen malerisch zusammengebaut. Der vorhandene Baumbestand wurde so weit erhalten, daß er die Baulichkeiten von allen Seiten vorteilhaft einramt, ohne Licht und Luft zu sehr abzuhalten. Unmittelbare Fernsprechleitungen ermöglichen sofortige verständigung bei Tag und Nacht mit der Oberförsterei bei Zehlendorf und den sämtlichen sechs Förstergehöften, die im Grunewald verteilt sind, mit dem Polizeiposten Teufelssee, mit dem Freibad Wannsee und mit der Rennbahn im Grunewald. Ferner bestehen außer dem Anschluß an das Fernsprechamt Pfalzburg Verbindungen mit dem Fernsprechamt der Eisenbahndirektion Berlin, mit den Rathäusern von Kolonie Grunewald und Schmargendorf, mit dem Haupttelegraphenamt des Berliner Polizeipräsidiums, mit dessen Revierwachen und mit den bedeutenderen Vororten.
Während früher nur die Förstereien bei Eichkamp, bei der Saubucht, bei Pichelsberg, am Hundekehlensee und am Schlachtensee vorhanden waren, ist im Jahre 1910 noch eine sechste Försterei im Jagen 13 hinter den Schießständen der Gardeschützen neu erbaut worden. Ansicht und Grundrisse sind in den Abbildungen 6 bis 8 wiedergegeben. Im Zusammenhang mit dieser Försterei wurde ein Zweifamilienhaus für Waldarbeiter errichtet, dessen Grundriß in Abbildung 9 dargestellt ist, während Abbildungen 10 und 11 das für alle drei Familien bestimmte Stallgebäude darstellen. Ein gleiches Zweifamilienhaus für Waldarbeiter ist unlängst im Jagen 113 bei dem Selbstmörderfriedhof erbaut worden, um auch für diesen eine dauernde Aufsicht zu ermöglichen. Vor allem sollen diese Häuser aber dazu dienen, der Forstverwaltung einen Stamm von Arbeitern zu erhalten, welche die nötige Sachkenntnis und Erfahrung für die Pflege des Baumbestandes besitzen. Bisher hatte sich das bei der Nähe der Großstadt als schwer durchführbar erwiesen.
Der auf der neuen Döberitzer Heerstraße stetig steigende Verkehr läßt auch hier eine sorgsamere Überwachung erforderlich erscheinen, als sich bisher ermöglichen ließ. Zu diesem Zwecke ist in Aussicht genommen, an der von Spandau nach Schildhorn führenden Chaussee, in unmittelbarer Nähe der Heerstraße ein Vierfamilienhaus für zwei berittene und zwei Fußgendarmen zu errichten; die Mittel hierzu werden voraussichtlich durch den nächstjährigen Staatshaushaltsplan angefordert werden.
Die Baukosten der Polizeistation bei Hundekehle haben für das Hauptgebäude rund 48.300 Mark, für das Stallgebäude und Nebenanlagen rund 8.200 Mark, zusammen einschließlich der inneren Einrichtung und der Bauleitungskosten 62.700 Mark betragen.
Die Kosten des Försterhauses im Jagen 13 beziffern sich auf rund 12.000 Mark, für das Stallgebäude auf 3.400 Mark, für die Zweifamilienhäuser im Jagen 13 und 113 auf durchschnittlich 10.800 Mark.
Die Baulichkeiten wurden unter der Leitung des Unterzeichnenden ausgeführt [„Kern“]; von ihm stammen auch die Entwürfe für die Polizeistation, während diejenigen für das Förster- und Zweifamilienhaus im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bearbeitet worden sind.
1927 Wolter, Sommer, Klotz, Seite 38:
Aus dem wüßten Schandfleck der unratübersäten Randbestände nördlich des Grunewaldsees zum Hundekehlensee hin hatte ich mit großer Mühe einen Wildpark gemacht mit einer kleinen Wiese an der Straßenseite. Das war nur möglich mit Hilfe eines Zaunes, und zwar eines Doppelzaunes, der Wild und Publikum vorsichtshalber voneinander trennte. Diesen Zaun hatte ich so geführt, daß er einmal die Sicht nicht störte, zweitens alle für das Wild nötigen Lebensbedingungen einschloß.
Der kleine Tümpel unterhalb meines Dienstgebäudes, inmitten des früheren Hochmoores – dasselbe ist später trotz meines Protestes durch Kanalisation vernichtet worden, obwohl es Naturschutzgebiet war – lag mit seinen Schilfgürtel darin.
Mein Dienstgarten stufte sich zu diesem Tümpel in Terrassen den Dünenhang hinab. Hier standen noch 150jährige Kiefern. Eine derselben reckte ihre Tiefäste über den Wildzaun auf einen schmalen Wildacker mit Seradella, den ich hier für das Wild und die im Moore brütenden Wildgänse – Geschenk des Zoo – angelegt hatte.
An diesem Ast baute ich einen großen stabilen Hochsitz ein, wie man sie zuweilen im freien Walde findet. Von meinem Garten aus führte eine Leiter hinauf.
Hier saß ich, wenn meine Zeit nach des Tages Arbeit und Ärger es erlaubte, allein oder mit Familie oder Freunden zuweilen in den Abendstunden und genoß beim Dampfe der Tabakspfeife und einem von Gastwirt Kossak (?) in Hundekehle herübergeholten Kruge herrlich-kühlen Bieres die Illusion freier Wildbahn: Wenn die Sonne drüben die Wipfel der Kiefern, hinter denen sich die Villen verbargen, golden färbte, blaue Schatten sich um die Bestände lagerten, leichte Nebel vom Moore aufstiegen, und der Großstadtlärm abflaute, dann huschten hier und dann Kaninchen heran zur leckeren Seradella und den Haferkörnern, die ich vom Hochsitz aus hineinstreute.
Meine beiden Hasen “Ede” und “Orje (?)” folgten vorsichtig und mümmelten eifrig Hafer und frisches Grün. Die zahme Ricke “Hanne”, ein Geschenk des Wannsee-Revierförsters, folgte mit ihren Kitzen “Grete” und “Liese”, die beiden anderen Ricken fanden sich ein, und schließlich kam auch “Peter”, der Bock.
Eisvögel pfeilten mit schrillem Pfiff über den Tümpel, auf dem die Wildgänseschar heranruderte und sich leise etwas erzählte, Wasserhühner schrillten und zankten, Enten fielen ein und palten (?) behaglich, der vom Zoo gesckenkte Kranich stolzierte einher, Vögel zwitscherten, und der Rohrspatz schmetterte sein lustiges “Karreliet fiet fiet”.
Meine Fasanen spazierten heran, zuweilen ließ sich auch der – freilich an einer Schwinge vorsichtshalber gestutzte – Birlhahn sehen.
Und wenn wir recht leise waren, dann knackte es endlich im dichten Stangenholze und herbei zogen “Fritz”, der stolze Zehnender, gefolgt von seiner Familie und der weißen Freundin, dem Damschmaltier. Diese hatten es nicht so eilig. Denn sie waren nicht hungrig. Hatten sie doch den ganzen Nachmittag über ihren Tribut von den Berlinern vorn auf der Wiese eingesammelt: Dort bauten sich am Zaune die Familien und die Tierfreunde auf, lockten die Tiere beim Namen und warfen ihnen allerhand Leckerbissen über den Zaun, Brotscheiben, Brötchen, Mohrrüben, Gemüsereste, Zucker und Schokolade.
Ja, ein findiger Bengel hatte bereits daraus einen kleinen Erwerbszweig aufgemacht: Er kaufte bei den nächsten Bäckern die alten Semmeln und Knüppel auf und verkaufte sie am Zaune an Kinder und tierliebende Erwachsene, die kein Futter mitgebracht hatten, gegen einen kleinen Aufschlag “frei Wiese”, das heißt, auf Verlangen warf er selbst die gekauften Brötchen über den Zaun in die Wiese, wo das Rotwild genau aufpaßte und sich um jede Semmel stritt. –
Und wenn dann der ganze zoologische Garten unter unserem Hochsitze versammelt war, dann leuchteten die Augen der Besucher auf in Dankbarkeit für das gebotene Wild…
Im Frühjahr oder Herbst hatten wir manchmal reichen Besuch von Tiergarten-Wildenten. Laufenden Fluges strichen sie heran und fielen auf dem Tümpel ein. Und ganz selten kam auch einmal eine Schnepfe vorbeigestrichen.
Wenn dann die Fasanenhähne gockend aufbaumten und die Enten im verdämmerten Moor und aufkommenden Nebel schnatterten, das Wild auf der Seradella verschwamm, dann schlichen wir uns leise von der Leiter herab und hinweg und trugen im Herzen eine große Zufriedenheit und Freude mit uns… – “
1974 Wille, Seiten 22 und 23:
2013: Nach Auskunft der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt vom 23.01.2013 nach einer Kleinen Anfrage des Abgeordneten Joachim Krüger (CDU) vom 13.12.2012 (17/11374), verfügt das Wildtiergehege Naturschutzgebiet Hundekehlenfenn über einen Bestand von „Rothirschen: 6„.