Pichelbräu, Pichelmännel und Bergisch Märkische Margarine
Früher einmal gab es am Anfang auf der Landzunge „Der Sack“, ungefähr zwischen der Scharfen Lanke und dem Pichelssee, eine Bierbrauerei. Die genaue Lage ist unten aus den Lageplänen ersichtlich. Die Fabrik hatte einen direkten Wasserzugang an der Scharfen Lanke, siehe Zeichnung rechts.
- 1873 – „Schließlich erbaute sich der Berliner Julius Busse um 1873 eine große Villa am Pichelssee und im benachbarten Pichelsdorf 1875 eine Brauerei, die er aber bald wieder aufgeben mußte„, schrieb Arne Hengsbach in der Mitteilung 1/1978 des Vereins für die Geschichte Berlins.
Klaus Ehm aus Gera gibt auf seiner Brauerei-Spezialseite für die „Brauerei Pichelsdorf Berlin“ folgende Chronik an:
- 1868 gegründet
- 1888 Brauerei Pichelsdorf Star & Karger
- 1894 Brauerei Pichelsdorf Berthold Karger
- 1903 Brauerei Pichelsdorf
- 1920 Deutsche Bierbrauerei Abt Pichelsdorf
Der „Freundeskreis Brauereigeschichte Dresden/Ostsachsen e. V.“ erstellte in seinem Informationsblatt IV/2008 über das Warenzeichen „Pichelmännel“ folgende Chronik zusammen:
150 Jahre Feldschlößchen Aktiengesellschaft Dresden (Auszug):
- 1899 wurde die Deutsche Bierbrauerei AG Berlin und Dresden gegründet, die die nächsten 50 Jahre für die Feldschlößchen AG von Bedeutung sein sollte. Bereits 1905 wurde die Feldschlößchen AG neben der Radeberger Brauerei, dem Einsiedler Brauhaus, der Brauerei Pichelsdorf bei Spandau und später Hofbrauhaus und Gambrinus Dresden zum Bestanteil der Deutschen Bierbrauerei AG.
- 1913 erfolgte durch die Deutsche Bierbrauerei AG ein Eintrag der Warenzeichen „Pichelbräu“ und das kleine schwarze Pichelmännel, dessen Namen allerdings nicht mit eingetragen wurde. Dieser Warenzeicheneintrag erfolgte aber nicht für die Feldschlößchen Brauerei sondern für die Pichelsdorfer Brauerei.
- Mitte der 20er Jahre wurde das Pichelmännel und die Bezeichnung Pichelbräu erstmals für Biere der Feldschlößchen Brauerei verwendet. Das Aussehen des Pichelmännels wurde bis 1945 immer wieder verändert bis dann schließlich nach dem 2. Weltkrieg das Männlein verschwand und die Bezeichnung Pichelbräu nur noch bis Mitte der 50er Jahre Bestand hatte.
- Das ehemalige Warenzeichen „Pichelmännel“, das über 30 Jahre (mit Ausnahme einiger Gläser) nicht verwendet wurde, taucht 1977/78 mit dem neuen Spezialbier „Spezial 77“ wieder auf und blieb in dieser Form als Warenzeichen für das Bier von Feldschlößchen bis 1989 erhalten.
- 1981 wurde durch das GK Dresden ein neues Warenzeichen „Pichmännel“ eingetragen, das nicht wie sein Vorgänger schwarz sondern weiß war. Es wurde bis 1990 wahrscheinlich nur einmal verwendet.
- In den 90er Jahren erfolgte dann eine umfassende Modernisierung der Brauerei in Dresden-Coschütz, die 1995 in Feldschlößchen Aktiengesellschaft Dresden umbenannt wurde. Neue Sorten, wie 1996 der „Schwarze Steiger“ (ehemalige Marke der Brauerei Freital-Döhlen) und ab 2003 einige Bier-Mixgetränke erweiterten die Palette der Feldschlößchen AG. Die Marke Feldschlößchen entwickelte sich nach und nach zur Premiummarke, wobei durch die gemeinsame Vermarktung mit Feldschlößchen Braunschweig das „Pichmännel“ als Markensymbol verschwand.
- 2004 wurde der Holsten-Konzern, zu dem die Feldschlößchen AG zählt, durch den Carlsberg-Konzern übernommen. Die Marke Feldschlößchen wurde wieder zur Regionalmarke. Da die Erinnerungen an das „Pichmännel“ noch vorhanden waren, wurde daran anknüpfend ein neues „Pichmännel“ entwickelt und als Warenzeichen eingetragen. Seit 2006 schmückt nun die dritte Pichmännelgeneration die Marke Feldschlößchen in Dresden und begleitet die Feldschlößchen Aktiengesellschaft Dresden auch durch das Jubiläumsjahr 2008.
Autor: Rolf Kluttig, Vorstandsvorsitzender, 22.08.2008
Am Havelkanal, kurz vor dem Pichelssee, befand sich ein Biergarten-Ausschank der Deutschen Bierbrauerei mit einem Schiffsanleger (siehe Galerie).
Ich konnte es bisher nicht genau abklären, aber ich vermute, dass nach der Schließung der Brauerei die Fabrik dann von der Bergisch Märkische Margarine Werke F. A. Isserstedt Aktien Gesellschaft übernommen wurde. Anderes ergibt hinsichtlich der Lagepläne keinen Sinn. Zwischenzeitlich hat sich diese Vermutung bestätigt, so schrieb der Spandauer Heimatkundler Wilhelm Plöse in „Die Brauereigeschichte Spandaus“ 1955 bzw. im überarbeiteten Nachdruck 1989 (Seiten 14 und 15):
1877 errichtete der Berliner Brauereibesitzer Julius Busse in Pichelsdorf die „Busse´sche Brauerei“. Sie wurde später an die Radeberger Exportbrauerei AG verkauft. Pichelsdorf gehörte damals noch nicht zu Spandau, und die Zeit, da der Pichelsdorfer Krüger das Schankbier aus Spandau holen mußte, war längst vorbei. Neben der stattlichen Brauanlage mit Mälzerei und Sudhaus wurde ein Saal unterhalten, in dem das „Pichelsbräu“ ausgeschenkt wurde. Nur ungern sahen die Spandauer Brauer dieses zweite Unternehmen in Spandau [neben der Spandauer Bock Brauerei auf dem Spandauer Berg in Charlottenburg/Westend]. […] Spandau war 1920 der achte Bezirk Berlins geworden, und zum Bezirk Spandau zählte nun auch Pichelsdorf, aber die Brauerei am Pichelssee hatte die Segel streichen müssen, nur die Restauration blieb dem Bier treu, sie schenkte aber kein „Pichelsbräu“ mehr aus. In den Brauereigebäuden wurde bald die Cobu-Margarine hergestellt, bis man 1932/33 die alten Gebäude, ausgenommen die Restauration, niederriß.
Heute befindet sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände eine Wohnanlage.
Meine Eltern hatten im Bootshaus Hempler an der Scharfen Lanke ihren kleinen Kandier „Mops“ liegen. Im Sommer sind wir sonntags sind immer an dem ehemaligen Fabrikgelände mit dem Fahrrad vorbeigefahren, aber ich kann mich an eine Fabrik dort nicht erinnern, nur an die damals in Bau befindliche Wohnanlage. „Mops“ befindet sich seit dem 21. Juli 2003 im Deutschen Technikmuseum und ist dort in der Abteilung Schifffahrt/Wassersport ausgestellt.