Roteiche

Die Roteiche ist eine in Nordamerika heimische Laubbaumart aus der Gattung der Eichen.

In Mitteleuropa wird die Roteiche seit Anfang des 18. Jahrhunderts – aufgrund ihrer attraktiven Blattform und ihrer hübschen Herbstfärbung – häufig als Park- und Alleebaum angepflanzt. Als Datum der Ersteinführung werden 1691 oder 1724 genannt.

In weiten Teilen Europas wird sie auch forstwirtschaftlich genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Roteiche als Ersatz für die einheimischen Eichen-Arten angepflanzt, die durch Fraßschäden sehr dezimiert wurden. Dadurch entstanden teilweise selbstvermehrende Roteichenbestände, und durch die Verbreitung durch Eichelhäher kann die Roteiche weitere Gebiete besiedeln.

In den deutschen Wäldern nimmt die Roteiche nach den Ergebnissen der Dritten Bundeswaldinventur von 2012 einen Flächenanteil von 0,5 Prozent ein.

Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten
2015 Göttinger Forstwissenschaften, Band 7, Auszug Seiten 219/220:

Die Roteiche (Quercus rubra) wird als nicht invasiv eingestuft.
Die Roteiche hat sich nach über 250-jährigem forstlichen Anbau und über 130-jähriger systematischer Überprüfung der Anbaueignung als eine der wenigen eingeführten Laubbaumarten als anbauwürdig erwiesen.
Ausnahme:
Ausgesprochen stenophagen, an die heimischen Eichen angepassten Arten, insbesondere hoch spezialisierten Insekten, kann die Roteiche dagegen nicht oder nur eingeschränkt als Lebensgrundlage dienen. Punktuell bestehende oder potenzielle Konflikte mit naturschutzfachlichen Zielen in lichten und warmen Sonderbiotopen, die vor allem aus der beschattenden Wirkung der Baumart resultieren, lassen sich durch die Berücksichtigung potenzieller Ausbreitungsentfernungen beim Anbau bzw. durch die relativ einfache und sichere Beseitigung von Verjüngungspflanzen lösen.

Dagegen der BUND in seinem Waldreport 2016, Seite 11 in Bezug auf die Situation in Hessen:

Forsten und Naturschutz sind sich einig: Um dem Wald nachhaltig zu helfen, müssten Verbesserungen des Wasserhaushaltes erfolgen. Wo dies absehbar nicht erreicht werden kann stellt sich die Frage nach der abgemessenen waldbaulichen Reaktion.

Hierzu besteht massiver Dissens.

Während der BUND die naturnahen, alten Wälder unter Hinnahme von Einnahmeverzichten empfiehlt, will Hessen-Forst den Altbaumbestand noch möglichst wirtschaftlich nutzen, dann zügig umwandeln und dabei vermehrt Neophyten wie Douglasie und Roteiche einbringen, die man für standortgerechter hält. Dabei wird ignoriert, dass sich in der Praxis an vielen Stellen zeigt, dass unsere heimischen Baumarten auch bei Wassermangel vitaler sind als die von Hessen-Forst propagierten Neophyten. So sind schon Kulturen von Roteiche und Douglasie missglückt, während sich vielerorts Rotbuchen und Stieleichen finden, die trotz Wassermangel gut belaubt sind. Diese Bäume sollen nach Meinung des BUND die Mutterpflanzen der nächsten Baumgeneration werden, auch wenn sie keine starken Wuchsleistungen zeigen und damit der holzwirtschaftliche Nutzen des Waldes sinkt.

 

Die Roteiche im Grunewald

1929-1933

Im Grunewald gib es seit (mindestens rund) 100 Jahren Roteichen. Dies ergibt sich aus den Schilderungen von Herrn  Alexander Schmook, Grunewaldforstmeister von 1929-1933, so schreibt er auf Seite 12:

An einigen Wegen und Gestellen gab es auch alte Kastanien- und Roteichenbestände…

Ebenso erwähnt er auf Seite 27 ein „Roteichenvorwuchshorst von 100 Quadratmetern“ bei Paulsborn:

„Im Stacheldrahtzaun befand sich ein Loch. So oft wir dieses flickten, stets wurde es wieder neu geöffnet. Die Roteichen und die Dickung dahinter waren eben eine gar zu schöne „Liebeslaube““.

Und auf Seite 191/192 erwähnt er Roteichen in der Nähe der Avus, auf der Seite zur Seenkette hin.*

1950 (Senatsverwaltung 1995, Seite 3):

Ab Anfang der 50er Jahre wurde von den Forsteinrichtungen in West-Berlin die Chance einer Waldumwandlung genutzt und in lichten Altbaumbeständen durch Laubholzuntersaat sowie Laubholzunterbau ein Schritt in Richtung Mischwald unternommen. Ziele waren eine Forstwirtschaft im Plenterprinzip und der Aufbau eines Dauerwaldes. Gleichzeitig wurden in dieser Zeit aber auch florenfremde Baumarten, wie Lärche, Douglasie, Strobe und Roteiche, horst- und gruppenweise in den Bestand eingebaut,

1995 (Senatsverwaltung 1995, Seiten 7 und ):

Als Folge der neuen Einteilung und damit der veränderten Legende im Umweltatlas wurde beispielsweise die Roteiche aus der Kategorie der Eiche herausgenommen und den florenfremden Baumarten hinzugefügt. … Eine Gegenüberstellung der alten und der neuen Legende in Tabelle 3 verdeutlicht die Veränderungen.

Im Forstamt Grunewald ist ebenfalls die Kiefer mit einem Anteil von ca. 52 % die häufigste Baumart. Danach folgen Eiche (22 %), Birke (10 %) und Roteiche (5 %). Der Grunewald wird auf ca. 50 % seiner Fläche von Kiefern- und Kiefern-Eichenmischwald bedeckt. Es haben sich gut strukturierte Mischwaldflächen entwickelt.

2005 (Senatsverwaltung 2005, Seiten 7 und 8):

Im Gegensatz zum Umweltatlas 1995 wurde auf die gesonderte Darstellung florenfremder Baumarten verzichtet. Diese Baumarten werden über die Forsteinrichtung nach wie vor detailliert erfasst und können auch ausgewertet werden. Die Erfahrungen, die im letzten Jahrzehnt bei der Bekämpfung von Neophyten gesammelt wurden lassen aber darauf schließen, dass die Verdrängung nicht immer am erfolgreichsten ist, wenn der Aufwand möglichst hoch ist. Das natürliche Altern und Sterben unerwünschter Baumarten führt in vielen Fällen durch die Konkurrenzwirkung gewünschter Baumarten ebenso und viel kostengünstiger zum Ziel. Daher erscheint eine gesonderte Darstellung nicht mehr erforderlich. Folgende Baumartenzuordnungen zu Baumartengruppen liegen dem jetzigen Forsteinrichtungsdatenbestand zugrunde: Grafik.

2006 – 2017

Heute versuchen die Berliner Forsten die Roteiche aus den Berliner Wäldern zu verdrängen:

2006 Berliner Morgenpost – Gute Noten für den Grunewald

Revierförster Andreas Constien ist zufrieden. Gelbe Blätter in vielen Farbnuancen schmücken die Buchen und Birken, der Grunewald im Revier Dachsberg zeigt sein Herbstkleid. Constien ist seit 1987 für das Waldstück verantwortlich. „Die Bäume wachsen so gut, wie ich es noch nie erlebt habe“, sagt er. Zwar habe es zu wenig geregnet – bisher nur 70 Prozent des Jahressolls – doch die Luftfeuchtigkeit sei hoch. Auch die Eichen hätten nicht unter der Trockenheit gelitten. „Man kann fast keine Waldschäden erkennen.“

Seit Constien für das Revier Dachsberg zuständig ist, hat es sich in großen Teilen gewandelt. Aus der Kiefern-Monokultur, die Anfang der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts angelegt wurde, ist ein Mischwald geworden. Der Förster hat den Bestand an amerikanischen Roteichen verringert. An ihrer Stelle sind Buchen gewachsen.

2007 Abgeordnetenhaus, Kleine Anfrage – Forstwirtschaft im Grunewald (Auszug):

Frage 3: Inwieweit steht die derzeit im Bereich des Forstamtes Grunewald/Revierförsterei Eichkamp festzustellende massive Herausnahme von Laubhölzern im Einklang mit dem Ziel „strukturreiche Mischwälder“ zu schaffen?

Antwort zu 3: Die in der Antwort zu Frage 1 genannten Vorschriften fordern eine konsequente Förderung einheimischer Laubhölzer. Demzufolge wird die Entnahme von Laubbäumen im Bereich der Revierförsterei Eichkamp entweder im Rahmen normaler Holzeinschlagsarbeiten, zum Zwecke der Verkehrssicherung oder zur Verdrängung biotopfremder, sogenannter neophytischer Arten, welche heimische Waldgesellschaften gefährden, vorgenommen. Dies schließt alle laufenden bzw. abgeschlossenen Maßnahmen ein. Eine massive Entnahme heimischer Laubbäume fand nicht statt und wird auch nicht stattfinden, da dies nicht im Sinne der Nachhaltigkeit als eines der höchsten waldbaulichen Handlungsprinzipien ist und nicht im Einklang mit den forstfachlichen Rahmenbedingungen steht.

Frage 4: Inwieweit hält der Senat das ebenso massive Herausnehmen von stärkeren Stämmen und das Belassen von fast nur noch sehr schwachen Stämmen bei den aus der Nachkriegszeit stammenden Roteichenbeständen für fachlich richtig, …?

Antwort zu 4: Die durchgeführten Maßnahmen hält der Senat für fachlich richtig, er teilt die von Ihnen genannten Sorgen nicht.

Die naturgemäße Waldwirtschaft sieht als eines ihrer Hauptziele die Bestockung der Wälder mit den Hauptbaumarten der potenziell natürlichen Vegetation (PNV) vor. Die PNV setzt sich im Raum Berlin vorrangig aus Stiel- und Traubeneichenwäldern in Mischung oder Übergängen zu Waldkiefern- bzw. Rotbuchenwäldern zusammen. Die Roteiche ist eine nordamerikanische und somit biotopfremde Baumart in unseren Wäldern. Daraus ergibt sich das waldbauliche Ziel, den Anteil dieser Baumart an der Bestockung unserer Wälder perspektivisch zu senken.

2015 Tagesspiegel – Nicht heimisch genug – Roteichen im Grunewald gefällt:

Der Wald in Richtung Hüttenweg ist stark gelichtet. Die Berliner Forsten haben den seit Jahren größten Einsatz gegen die amerikanische Roteiche hinter sich gebracht.
Marc Franusch von der Forstverwaltung spricht von „intensiven Pflegemaßnahmen“, die der naturnahen Entwicklung des Waldes zugute kommen sollten. Vor allem die südliche Seite der Avus*, der Bereich Hüttenweg und die Krumme Lanke seien betroffen.

Die Forsten begründen die Aktion damit, dass die großkronige Roteiche „eher fremd“ in den heimischen Wäldern sei. Der Baum, auch an Straßenrändern weit verbreitet, spende viel Schatten und nehme im Wald anderen jungen Bäumen das Licht. Er wirke auf Insekten abstoßend, passe nicht ins heimische Ökosystem, mache die Wälder steril.

*Und hierbei handelt es sich möglicherweise sogar um jene Roteichen, welche Herr Schmook in der Nähe der AVUS erwähnte?