Polizeistationen
Außer Polizeimeldern, gab es früher in den zwanziger Jahren im Bereich des Grunewaldes auch Polizeistationen bzw. Gendarmerieposten:
1. | Hundekehle(fenn) | Koenigsallee 80, heute Forstamt Grunewald |
2. | Torfgraben | Havelchaussee/Am Postfenn, heute Wohnhaus |
3. | Wannsee-Beelitzhof | Kronprinzessinnenweg 33 (Badeweg), heute ? |
4. | Eichkamp | Eichkampstraße ca. Nummer 152 |
.
1911 |
Zentralblatt der Bauverwaltung, Nummer 100 vom 13.12.1911, Seiten 633 und 634: Neuere Forstbauten im Grunewald bei Berlin: Je mehr die Bebauung von Groß-Berlin sich dem Grunewald nähert, ihn umschließt und durchringt, und je besser und billiger die Verkehrsmittel werden, welche den lufthungrigen Großstädter aus allen Teilen der Stadt dem abwechslungsreichen Wald- und Seengebiet an der Havel zuführen, um so zwingender wird die Pflicht der Verwaltung, zur Überwachung des mehr und mehr anschwellenden Verkehrs und zur Pflege des Waldbestandes die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Die von der Forstverwaltung vorzüglich unterhaltenen und neuerdings mittels Teerbesprengung nahezu staubfrei gemachten Chausseen des Grunewaldes bieten den Kraftwagen ein so ausgedehntes und reizvolles Ausflugsgebiet, wie es kaum eine andere Großstatdt besitzt. Zu den Kraftwagen gesellen sich an schönen Sonntagen Fuhrwerke aller Art, von der Droschke bis zum Kremser und Autobus; und wenn sich dazu die Hunderttausende von Fußgängern mischen, die von der Straßenbahn, Untergrundbahn, Stadtbahn und Wannseebahn hinausgefördert werden, so wird eine ordnende Aufsicht und häufig auch eine tatkräftige Hilfe besonders an den Verkehrsmittelpunkten unbedingt notwendig. So entschloß sich die Forstverwaltungschon im Jahre 1907 zum Bau einer Polizeistation unweit der verkehrsreichen Chaussee bei Hundekehle und dem Grunewaldsee gelegen. Das Gebäude, welches in den Abbildungen bis 5 dargestellt ist [siehe Galerie], enthält ein Schreib- und Vernehmungszimmer, ein Zimmer für die Wache mit anschließenden Hafträumen für Männer und Frauen, sowie drei Dienstwohnungen für zwei Polizeibeamte und einen Gendarmen. Im Untergeschoß ist eine Unfallstation eingerichtet und mit den nötigsten gesundheitlichen Vorrichtungen ausgestattet worden. Der äußere Sockel ist bis zu 2 m Höhe nd der Treppenturm bis zur Dachtraufe mit Granitfindlingen zyklopenartig bekleidet worden. Das obere Fachwerk und der Giebel und die Dachfenster sind von Eichenholz hergestellt, das im Grunewald geschlagen wurde. In gleicher Art ist das Nebengebäude errichtet, das außer der Stallung für zwei Pferde Räume für Brennstoff aufnimmt. Die Einzäunung ist aus ungeschälten kiefernen Halbhölzern hergestellt und das Eingangstor auf zwei Granitpfeilern von unregelmäßig gewachsenen Kiefernästen malerisch zusammengebaut. Der vorhandene Baumbestand wurde so weit erhalten, daß er die Baulichkeiten von allen Seiten vorteilhaft einramt, ohne Licht und Luft zu sehr abzuhalten. Unmittelbare Fernsprechleitungen ermöglichen sofortige verständigung bei Tag und Nacht mit der Oberförsterei bei Zehlendorf und den sämtlichen sechs Förstergehöften, die im Grunewald verteilt sind, mit dem Polizeiposten Teufelssee, mit dem Freibad Wannsee und mit der Rennbahn im Grunewald. Ferner bestehen außer dem Anschluß an das Fernsprechamt Pfalzburg Verbindungen mit dem Fernsprechamt der Eisenbahndirektion Berlin, mit den Rathäusern von Kolonie Grunewald und Schmargendorf, mit dem Haupttelegraphenamt des Berliner Polizeipräsidiums, mit dessen Revierwachen und mit den bedeutenderen Vororten. […] Der auf der neuen Döberitzer Heerstraße stetig steigende Verkehr läßt auch hier eine sorgsamere Überwachung erforderlich erscheinen, als sich bisher ermöglichen ließ. Zu diesem Zwecke ist in Aussicht genommen, an der von Spandau nach Schildhorn führenden Chaussee, in unmittelbarer Nähe der Heerstraße ein Vierfamilienhaus für zwei berittene und zwei Fußgendarmen zu errichten; die Mittel hierzu werden voraussichtlich durch den nächstjährigen Staatshaushaltsplan angefordert werden. Die Baukosten der Polizeistation bei Hundekehle haben für das Hauptgebäude rund 48.300 Mark, für das Stallgebäude und Nebenanlagen rund 8.200 Mark, zusammen einschließlich der inneren Einrichtung und der Bauleitungskosten 62.700 Mark betragen. […] Die Baulichkeiten wurden unter der Leitung des Unterzeichnenden ausgeführt [„Kern“]; von ihm stammen auch die Entwürfe für die Polizeistation, während diejenigen für das Förster- und Zweifamilienhaus im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bearbeitet worden sind. |
1914 | Zur Historie der Gendarmerie im Kreis Teltow
2019 Berliner Polizeihistoriker – Nummer 64 – Aktenfund Reichwalde (III) – Auszug: Ernst Tilsch und weitere fünf Oberwachtmeister waren im Kreis Teltow jeweils für einen bestimmten räumlichen Bereich, genannt „Beritt“, in der Funktion eines Berittführers, tätig. Im Jahr 1914 bestand der Landkreis Teltow aus sechs Beritten (Berlin-Teltow, Berlin-Lankwitz, Berlin-Niederschönweide, Zehlendorf, Zossen und Königs-Wusterhausen) in denen insgesamt 63 Fußgendarmen und 52 berittene Gendarmen als Mitglieder der Landgendarmerie eingesetzt waren. Wurden die „Ortspolizeibehörden“ zumeist in den Städten stationiert, so taten die Gendarmen vornehmlich in den Landgemeinden und kleineren Dörfern ihren Dienst. Ernst Tilsch führte den beritt Berlin (Teltow). Die Personalstärke dieses Beritts umfasste zwölf berittene Gendarmen und die gleiche Anzahl Fußgendarmen. Stationiert waren diese in Dahlem, Grunewald, Grunewald Forst, Schmargendorf, Hundekehle, Grunewald Rennbahn, Ruhleben, Spandau und Am Torfgraben (Forst Grunewald). In einigen wenigen Fällen teilte man sich ein Dienstbüro mit den Ortspolizeibehörden, meist jedoch befand sich das Dienstbüro der Gendarmen in der eigenen Wohnung. […] Die preußische Landgendarmerie unterstand einem General (Chef der Landgendarmerie), die Gendarmen waren also Soldaten, die jedoch in Bezug auf die Ausübung der amtlichen Tätigkeiten den Zivilbehörden (in der Regel dem Landrat) unterstellt waren. Die Landgendarmen waren strengen Anforderungen an Disziplin und an die „körperliche, geistige und sittliche Beschaffenheit“ unterworfen. Alle diese Vorschriften waren im „Ordre- und Instructionsbuch für die Landgendarmerie“ von 1876 festgelegt. […] Neben den persönlichen Voraussetzungen sind im „Ordre- und Instructionsbuch“ auch die Dienstaufgaben der Gendarmen, die ja meist im ländlichen Raum tätig waren, festgelegt. Hierzu gehören u.a. die Unterhaltung ständiger Polizeiwachen, der Gefangenentransport, die Durchführung von Patrouillen, die Verfolgung von Verbrechen, die Hilfeleistung bei Bedrohungen und die Aufnahme von Anzeigen gegen polizeiliche Vorschriften. Aber auch die Überwachung des Verhaltens bei Ausbruch von Maul- und Klauenseuche, Lebensmittelkontrollen (Mühlen, Bäckereien) und die Überwachung „verbotener Lokale“, in denen sich zwielichtige Personen herumtrieben, zählte zu ihren Aufgaben. Speziell in den Kriegsjahren kam noch die Fahndung nach Deserteuren, das Auffinden subversiver Flugblätter und Zeitschriften und die Bewachung kriegswichtiger Betriebe und Transportwege hinzu. […] Die Gehälter der Gendarmen lagen zum Teil deutlich über den Durchschnitt der allgemeinen Arbeoitseinkommen. Während dieses 1910 bei jährlich ca. 1.100 Mark lag, bezogen die gendarmen, abhängig von der Dienstzeit etwa 1.500 bis 2.000 Mark, ein Oberwachtmeister erhielt zwischen 2.400 und 2.700 Mark. |
1929 – 1934 | 1950 – Alexander Schmook – Seite 209:
Da nahte mein Retter: Auf dem Wege tauchte eine Schutzmannsuniform auf! Auf den Seiten 65 uff. 75 und beschreibt er, dass bei der Jagd auf Wilderer Kriminalpolizeibeamte eines Polizeipräsidiums im Einsatz waren: „Ja, hier Forstamt Grunewald, Oberförster Schmook!“ Seite 73: Die Kriminalpolizei nutze für ihre Jagd auf Wilderer auch „Achtgroßschenjungen (Polizeispitzel)“. Seite 77: „In jenem ersten Amtsjahr [1929] im Grunewald erlebte ich mehr oder minder den Freitod von 109 Menschen mit!„ |