Karolingerplatz
Der Karolingerplatz hat mit dem Grunewald an sich nichts zu tun, außer, dass es sich wie ganz Westend einmal um (Grune)Waldgebiet handelte. Ich nehme ihn hier einfach mal exemplarisch auf.
- Planungsname: Platz E
- Name seit 1908: Karolingerplatz
- Die gärtnerische Anlage erfolgte 1912/13 von Erwin Barth.
- 1928 wurde ein Gerätehaus errichtet.
Erwin Barth stellte den Karolingerplatz 1913 in der Zeitschrift „Die Gartenkunst“ in seinem Artikel „Charlottenburger neue Stadtplätze“ selbst vor:
Im Jahre 1908 wurde die Gartendirektorstelle geschaffen, sie wurde aber erst im Jahre 1912 besetzt. Bis zur Besetzung der Gartendirektorstelle wurden viele Arbeiten aufgeschoben, und daher kommt es, daß jetzt eine so große Anzahl von Neuanlagen auf einmal zu entwerfen und auszuführen ist. Die Bebauungspläne wurden in früherer Zeit von Verkehrsingenieuren allein aufgestellt; der Gartenkünstler, welcher sich mit Städtebau beschäftigt hat, kann das aus dem Stadtplan von Charlottenburg sofort erkennen. Die Verkehrsfragen sind dabei in vorzüglicher, großzügiger Weise gelöst, es sei hierbei auf die 60 m breite Döberitzer Heerstraße, den Kaiserdamm und die Bismarckstraße hingewiesen.
Daß für die künstlerische Seite des Städtebaues und der städt. Gartenkunst eine solche teilweise von einseitigem Gesichtspunkt aus betrachtete Aufstellung von Bebauungsplänen nicht von Vorteil ist, braucht in heutiger Zeit nicht mehr auseinandergesetzt zu werden. Jetzt werden die Pläne unter Zusammenwirkung von Ingenieur, Baukünstler und Gartengestalter aufgestellt….
Der K a r o l i n g e r – P l a t z liegt im Neu-Westend von Charlottenburg in unmittelbarer Nähe der Döberitzer Heerstraße. Er zeigt ein völlig anderes Bild wie die vorgenannten Plätze. Die große Mitte nimmt ein Rosengarten ein, an ihn schließt sich ein von Hecken umrahmter Spielplatz mit einem Akazienhain. Die Baumstellung ist so, daß ein großer Baumhof – Kinderspielplatz – und zwei kleinere Baumhöfe – Ruheplätze für Erwachsene – entstehen.
Den Rosengarten umgeben Wege, welche von Rosenbogen überspannt sind; zu beiden Seiten erheben sich Birkenhaine, welche wiederum abgeschlossene Höfe als Ruheplätze ergeben. Akazien- und Birkenhöfe sind verbunden durch Sondergärten, von denen der eine als Taxusgang, der andere als Staudengarten ausgebildet ist. Birkenhöfe und Spielplatz sind von breiten Rhododendronpflanzungen umgeben, einem festen, dunklen Hintergründe für den Rosengarten. So sind bei scheinbar schematischem Grundrisse Gärten von reicher Abwechselung, mit rhythmischer Raum-, Flächen- und Lichtwirkung, mit Sitzplätzen aller Art, mit Rundgängen und langen Perspektiven entstanden. Die den Platz begrenzenden Straßen sind eng mit Rotdornhochstämmen bepflanzt. Diese werden durch Rosenhecken verbunden.
Der Platz wird wegen seiner Schönheit von Anwohnern und Besuchern oft gelobt. Allerdings ist der Platz heute von seiner Blütenpracht in früheren Jahren weit entfernt. Dass und dass zum Beispiel ist Geschichte, an dieser Stelle befindet sich heute eine Grasmonokultur. Dies mag „Jammern auf hohem Niveau“ sein, aber es ist nun einmal so und wer den Platz das erste Mal besucht oder erst einige Jahre dort wohnt, weiß das natürlich nicht.
Anzumerken ist, dass die Außenbeete und die Straßenbeete ursprünglich von einem typischen unterbeinhohen Eisenzaun geschützt wurden. An drei Stellen sind davon noch Reste vorhanden. Interessant ist hierbei, dass es rings um den Platz herum auch Straßenbeete gab, die ergibt sich aus dem ursprünglichen Grundplan und (alten) Fotos. Heute ist dies auch daran noch zu erkennen, dass zwischen den Straßenbeeten noch immer Gehwegplastersteine zur Straßenberquerung vorhanden sind, mithin neun Stück zuzüglich die vier Straßenecken. Nach dem Krieg waren die Eisenzäune nicht mehr vorhanden, dennoch bestanden die Straßenbeete weiter, nur wurden sie nicht bepflanzt, sondern sich selbst überlassen. Hier wuchsen Gras, Löwenzahn, Diesteln und kleine Blümchen etc., aber auch Brennnesseln. Die dortigen Wildpflanzen wurden lediglich 2x im Jahr beschnitten bzw. abgebrannt. Dies war so auch völlig in Ordnung und ausreichend. Ab dem 24.02.2014 wurden jedoch leider die Straßenbeete abgetragen, indem die Beete mit einem beträchtlichen baulichen Aufwand ausgehoben und mittels eines hässlichen, grauen und nährstoffarmen Schotter-Splitt-Sand-Gemisches, wie es wohl auch im Sportportplatzbau Anwendung findet, verfüllt, verfestigt und versiegelt wurden. Nur Beton wäre wohl noch hässlicher! Im Laufe der letzten Jahre haben es aber dennoch viele Wildblümchen geschafft, sich ihren Lebensraum wenigstens zum Teil wieder zurückzuerobern und ich freue mich im Sommer dort über jedes neue Blümchen.
Im selben Zeitraum wurden leider auch die sehr beliebte Spielplatzwasserpumpe (Wasserbeckenrest) und fast alle Mülleimer (inzwischen sind neue vorhanden) demontiert sowie leider auch zahlreiche (defekte) Parkbänke abtransportiert. Nicht ganu unschuldig an diesen defekten Bänken waren übrigens zwei Abiturjahrgänge aus Westend/Charlottenburg, die dort in der Nacht gerne einige kleine Trink-Partys abgehalten und dabei die schweren Bänke durch den Park geschleppt und Leisten zerbrochen haben. Jahrezehntelang standen zum Beispiel in den beiden Birkenhainruheplätzen rundherum viele Parkbänke, diese sind seitdem alle weg.
2017 wurden auch am Karolingerplatz die Gas-Laternen gegen LED-Laternen ersetzt, nachdem der Laternenaustausch südlich des Platzes in Richtung Wandalenallee bereits 2016 erfolgte. Glücklicherweise wurden die historischen Laternen nicht durch das Modell „Jessica“ ersetzt, sondern durch die selbe auf LED umgerüstete Laternenart. Am Karolingerplatz stehen so weiterhin Modelleuchten (1), nördlich des Platzes Aufsatzleuchten (2) und südlich des Platzes Hängeleuchten (3). Jedoch haben sich die Standorte verändert. Am Karolingerplatz befinden sich die Straßenlaternen jetzt nicht mehr auch auf dem inneren, sondern nur noch auf dem äußeren Bürgersteigring entlang der Wohnhäuser. Die neuen Laternen sind jetzt etwas heller. Auf dem Karolingerplatz selbst befinden sich elektrische Sockellaternen, welche aber zum Teil oft defekt sind auch offenbar auch nicht regelmäßig repariert werden. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn diese Lampen auf Solarbetrieb umgestellt werden würden.
In den beiden äußersten Pflanzbeeten sind die Gärtner seit etwa 2017 dazu übergegangen, alte Rhododendren sehr stark zu beschneiden bzw. gänzlich zu entfernen, so dass teilweise große und unansehnliche Kahlstellen entstanden sind. Neubepflanzungen erfolgen nicht und sich durch Eigenaussaat ansiedelnde Wildpanzen werden wieder entfernt. 2019 hielt dieser Zustand leider an. Ein „Konzept“ war hierbei nicht erkennbar, obwohl es möglicherweise sinnvoll gewesen wäre, diese Kahlflächen durch gezielte Aussatt von nicht invasiven und bienenfreundlichen Planzen zu schließen. 2022 wurden dann jedoch wieder neue Rhododendren gepflanzt und es gibt jetzt keine Kahlstellen mehr.
2018 wurden an dem westlichen Birkenhainruheplatz mehrere ältere Birken gefällt und 2021/22 auch fast wieder vollständig erneuert. Was auf beiden Ruheplätzen weiterhin fehlt sind Sitzbänke!
2019 wurde der Spielplatz saniert. Hierbei wurden alle Spielgeräte erneuert und neu angeordnet, der Sand ausgetauscht sowie der ehemalige Brunnenbuddelkasten geschlossen und die Tischtennisplatte dorthin verlegt. Leider verlor bei der Sanierung die bisher zentral im Sandkasten befindliche „Schneckenskulptur“ ihren Standort und steht jetzt etwas „verloren“ und somit deplatziert neben der Tischtennisplatte. Der neue Spielplatz wurde gut angenommen und ist sehr gut besucht. Auch hat der Besuchsandang des Platzes in den letzten Jahren stark zugenommen.
Die Pflegearbeiten haben sich inzwischen stark verbessert (Vergleich 2014) und die Arbeiten zum Beispiel an den Rosen werden offenbar „mit sehr viel Liebe“ ausgeführt. Es wird auch gut bewässert.
Der Karolingerplatz ist umsäumt von Rotdornbäumchen. Diese Bäume vertrocknen leider der Reihe nach, wenn sie nicht bewässert werden. Möglicherweise wäre es innvoll, diese Zug um Zug durch andere Baumarten zu ersetzen. Vielleicht gibt es sogar Obstbaumarten, welche mit Hitze und wenig Wasser zurecht kommen und die dort hinpassen würden?
Um den Karolingerplatz herum gibt es Igel. Leider wird deren Lebensraum durch freilaufende Hauskatzen sowie durch Mauerwerkszäune ohne Durchgangsmöglichkeit (Igelzaundurchlässe) der umliegenden Gartengrundstücke eingeschränkt. Hier könnte von den Anwohnern leicht Abhilfe geschaffen werden, aber vermutlich ist dieses „Problemchen“ vielen Villeneigentümern gar nicht bewusst. Gut wäre es vielleicht auch, wenn auf dem Karolingerplatz selbst einige Laubhaufen für die Überwinterung dieser Igel geschaffen werden würden.
Ab und zu schaut auch mal ein Fuchs und ein Marder vorbei. Einen bestimmten Fuchs habe ich Nachts schon oft wiedererkannt, denn er humpelt. Und ein paar Wildschweine gab es auch einmal, worüber sich dann leider mir nicht bekannte Anwohnende beschwert haben (TSP 2018). Ich gehörte nicht dazu. Denn sich bei Ämtern beschweren oder an Zeitungen wenden führt meines Wissens im Ergebnis eigentlich immer zur Hinzuziehung der amtlich Stadtjagenden und das bedeutet: TÖTUNG! Ich wünsche mir im Umgang mit solchen Begegnungs- und Zusammenlebungsproblemchen mehr Gelassenheit und ich staune immer wieder wenn ich sehe, wie sich in anderen Ländern die Menschen dort selbst mit Raubtieren in der Umgebung arrangieren (Bär Simone). Das würde ich mir bei uns in Deutschland auch wünschen. Auch würde ich mir wünschen, dass versucht werde würde, Tiere, welche Probleme versursachen, einzufangen und nicht einfach zu erschießen. Betroffen gemacht hatte mich vor einigen Jahren zum Beispiel, dass ein Reh, welches sich im Innenhof der Frankenallee 11-13 (damals Parkplatz von Netto) verirrt hatte, nicht versucht wurde zu betäuben und dann in den (Grune)Wald zu verbringen, sondern erschossen wurde.
Wer vielleicht die vorhergehenden Zeilen als zu kritisch empfindet? Ja! „Jammern auf hohem Niveau“!
Die um den Karolingerplatz befindlichen Grundstücke wurden (laut Berliner Adressbücher) ungefähr in folgenden Jahren bebaut:
Grundstück | Jahrgang |
Karolingerplatz noch nicht eingetragen | 1910 |
Karolingerplatz unbebaut | 1911-13 |
Karolingerplatz 1 Ecke Pommernallee – Baustelle 1959 Bebauung, bis 1994 bewohnt von Britischen Offiziersfamilien – Baudenkmal 09096246 |
1915-40 |
Karolingerplatz 2 (bis 1916 Karolingerplatz 3) – Mehrfamilienhaus – im Krieg zerstört, Neubau 1959, bis 1994 bewohnt von Britischen Offiziersfamilien, noch heute befindet sich in einer Wohnung ein aktiver Veteranentreffpunkt: „Welcome to the Berlin Branch of The Royal British Legion“ – Baudenkmal 09096246 |
1915 |
Karolingerplatz 3 – bis 1916 Karolingerplatz 4 – Mehrfamilienhaus – im Krieg zerstört, Neubau ca. 1955 |
1914 |
Karolingerplatz 4 Ecke Frankenallee – Villa – Villa an Brandwand – ca. Karolingerplatz 4 Ecke Frankenallee – 1932 Neubau Karolingerplatz 4 Ecke Frankenallee – 1933 Mehrfamilienhaus – Baudenkmal 09096247 |
1925 |
Frankenallee 9 (bis 1933 Frankenallee 5) 1919: Schröter’sches Haus – (? ob identisch mit Gries’sches Haus) 1923: Gries’sches Haus – Eigentümer Kaufmann Moritz Gries, Inhaber der Firma „M. Gries & Co., Kleiderstoffe, SW 10, Lindenstraße 51-53″ auch mit Adressbucheintrag Wohnanschrift „Karolingerplatz“) 1929: Villa Quandt – im Krieg zerstört (Günther Quandt* / Magda Goebbels) * Spoiler
„Auf der anderen Seite hatte Günther Quandt keine Skrupel, die wirtschaftliche Notlage anderer Menschen auszunutzen. Als er von einem Kaufmann hörte, der den Konkurs nur vermeiden konnte, wenn er in kürzester Zeit eine bestimmte Summe aufbrachte, war er zur Stelle. Er gab das Geld und erhielt dafür das Haus des Mannes an der Frankenallee 5 mitsamt der kompletten Einrichtung und allem Hausrat. Das Haus war außerordentlich geschmackvoll und mit viel Kunstverstand eingerichtet worden und übertraf in dieser Hinsicht die Villa in Neubabelsberg bei weitem. Quandt freute sich an dem Coup. Mit trockenem Witz hielt er seiner Frau vor, dass man Kultur eben doch kaufen könne.“ Quelle: Die Quandts: Ihr leiser Aufstieg zur mächtigsten Wirtschaftsdynastie von Rüdiger Jungbluth
1972 ca.: Frankenallee 7 – 13 Ecke Heerstraße, Neubau Wohnhaus und Geschäftshaus mit TG |
1919-71 |
Alemannenallee 6 Ecke Frankenallee – Klingenberg-Villa – Baudenkmal 09096073 | 1922 |
Karolingerplatz 5 Ecke Frankenallee.. – Doppelhausvilla Karolingerplatz 5a Ecke Frankenallee – Dopelhausvilla – Gedenktafel an Werner Richard Heymann – Das – Baudenkmal 09096248 |
1923 1924 |
Karolingerplatz 6.. – Dopplehausvilla Karolingerplatz 6a – Doppelhausvilla („Poelchau Haus“ der Evangelischen Kirche) |
1924 1923 |
Karolingerplatz 7.. – Doppelhausvilla Karolingerplatz 7a – Doppelhausvilla („Karolingerhof“/ 1943) |
1923 1924 |
Karolingerplatz 8.. – Doppelhausvilla | 1923 |
Karolingerplatz 9.. – Doppelhausvilla | 1913 |
Karolingerplatz 10-11 – Villa – Baudenkmal 09096249 – Beschreibung 1925 siehe Galerie | 1918 |
Karolingerplatz 12 Ecke Langobardenallee – im Krieg zerstört Karolingerplatz 12 Ecke Langobardenallee 13, Neubau ca. |
1917 1981 |
Die Frankenallee trägt ihren Namen seit dem 24. April 1908. Vorher Straße Nr. 23, Abt. V des Bebauungsplanes. Am 06. März 1936 wurde ihre südwestliche Verlängerung ebenso benannt. Damit verbunden ist eine Veränderung der Hausnummern:
- Bis 1936 – Zählweise vom Kaiserdamm aus (heute Heerstraße)
- Seit 1937 – Zählweise von der Wandalenallee aus uns zusätzliche Hausnummern.
Im gleichen Zeitraum erfolgte südlich des Karolingerplatzes die Bebauung mit großen Einfamilienhausvillen = südliche Frankenallee, Ubierstraße, Warnenweg, Wandalenallee. Die meisten der betreffenden Grundstücke liegen erhöht und zeichen sich einheitlich durch eine hübsche Kalksandsteinbefriedung aus, ein gutes Beispiel hierfür ist das Grundstück Frankenallee 5. Zu den Olympischen Spielen 1936 befand sich auf dem heutigen Messegelände an der Wandalenallee eine KDF-Stadt.