Dorthea (Schonerbrigg)

Strandcafe am Kleinen Wannsee

Schoner Brigg Dorthea

– Besitzer Bruno Dombrowsky –

Über die Geschichte dieses Schiffes war mir bisher leider nichts näheres bekannt, außer, dass sein (vorheriger) Heimathafen Flensburg war:

Dorthea – Flensburg – Was ist das für ein Wappen?

Die Dorthea war eine Schonerbrigg. Bei einer Schonerbrigg (Brigantine) führt der Fockmast Rahsegel, während der Großmast neben dem Briggsegel (Gaffelsegel) Schratsegel (in Längsachte) führt.

Der Journalist Adolf Stein schrieb in den Jahren von 1920 bis 1935 unter dem Künstlernamen „Rumpelstilzchen“ in der „Täglichen Rundschau“ einen „Plauderbrief“. In seiner Glosse Nummer 36 erwähnte er im Jahr 1926 auch die Dorthea:

Jetzt aber ist am Wannsee ein leibhaftiges Märchenwunder erstanden. Ich meine nicht die Schonerbrigg „Dorthea“-Flensburg, 196 Tonnen, die von ihrem Heimatshafen hierhergeschleppt worden und an der Brücke zwischen Großem und Kleinem Wannsee als Wasserrestaurant vertäut ist. Es sitzt sich nett in dem Schiffsbauch, dessen Luken jetzt zu Oberlicht umgewandelt sind, das ganze Schiff mit Masten und Takelage bringt auch eine hübsche Sondernote in das Landschaftsbild, aber das ist doch im wesentlichen auch eine Sache für den Berliner eiligen Ausflügler, der hier eine Dampferpause verfrißt und vertrinkt…

Auf einer Fliegeraufnahme von ca. 1920 liegt sie noch nicht am Kai unterhalb der Wannseebrücke am Kleinen Wannsee. Hier auf meiner Webseite ist das Schiff dann erstmals auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1927 und letztmals aus dem Jahr 1938 zu sehen. Im Fahrplanheft der Stern- und Kreisschiffahrt von 1939 wird die Dorthea auch noch erwähnt, demnach soll sie

weite Reisen, z. B. nach Südamerika, zurückgelegt

haben.

Vielleicht wurde das Schiff im Krieg zerstört?

Wer etwas weiß und es mir mitteilen möchte….?

Durch einen glücklichen Umstand, erhielt ich dankenswerter Weise von Frau Silvia Kruse aus San José in Costa Rica (!) weitere Informationen. Frau Kruse war auf der Suche nach einem Auswandererschiff mit dem Namen „Dorothea“ und fand dabei in einem Verzeichnis des M/S Museet for Søfart – Maritimes Museum Dänemark dieses Dokument:

 

Und wenn man ersteinmal – dank Frau Kruse – eine Spur hat, auf der Webseite von Jørgen Marcussen in Dänemark fand ich dann unter der Schiffs-ID-Nummer 5001 weitere Informationen über die „Dorthea“:

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Möglicherweise gibt es von der Dorthea aus dem Jahr 1885 sogar ein Gemälde.

So konnte ich für die Dorthea bisher folgenden Lebenslauf rekonstruieren:

1883 Bauwerft J. Ring-Andersen Skibsværft, Svendborg in Dänemark
März 1883 – Dorthea (NTPL) noch nicht im dänischen Schiffsregister verzeichnet
1884 – dänischen Schiffsregister liegt nicht vor
1885 Carl Rasmussen: Skonnertbrig Dorthea i rum sø
(Die Schonerbrigg Dorthea auf hoher See)
Jahreszahl und die Bezeichnung „Skonnertbrig“ sprechen dafür, dass es sich um „unsere“ Dorthea handeln könnte.
Das Gemälde habe ich LEIDER NOCH NICHT GEFUNDEN!
1883 Eigner Kaufmann Hans Christensen, Svendborg in Dänemark
Heimathafen Marstal
(möglicherweise: Hans Christensen 1852-1917, Sohn des Reeders Hans Christian Christensen 1816-1879); Weiterführend: Karsten Hermansen: Marstals Matadorer
Ich gehe davon aus, dass die Dorthea 1883 neu von der Werft übernommen wurde.
1885 Dorthea im dänischen Schiffsregister
1889 Dorthea im dänischen Schiffsregister
1891 Dorthea im dänischen Schiffsregister
19xx Dorthea Foto
19xx Dorthea Foto
1917 Dorthea im dänischen Schiffsregister
1917 Dorthea Foto in Cadiz, Spanien
1917 Eigner Reederei Lillebaelt Aktieselska, Fredericia in Dänemark
1918 Dorthea im dänisches Schiffsregister
1922 – 23 Eine oder mehrere Havarien
?(23.07. oder 23.09.1922 /
02.12.1923 Leck? in Østersøen / in der Ostsee)?
1924 Dorthea im Dänisches Schiffsregister
1925 nicht mehr im dänischen Schiffsregister
1924 Eigner Kapitän J. F. Paulsen / Kapitän Jens Peter in Flensburg
Bemærkninger:
Indeholder beretning om nogle dramatiske hændelser. Efter salget 1924 blev skibet afmastet og slæbt til Berlin, hvor det indrettedes til restaurant.“ =
Enthält Bericht über einige dramatische Ereignisse. Nach dem Verkauf im Jahr 1924 war das Schiff afmastet (?“abgetakelt“ oder „Außer Dienst“?) und nach Berlin gezogen, wo es als Restaurant eingerichtet wurde.“
1924 Restaurantschiff in Berlin
19.06.1926
25.06.1927
Die Novembergruppe feierte auf der Dorthea ihre Sommerfeste. Der Berlinischen Galerie konnte ich 2018 für das Buch zur Ausstellung „Freiheit – Die Kunst der Novembergruppe 1918-1935“ ein Bild der Dorthea zur Verfügung stellen.
1940iger Ein Mitarbeiter der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin hat mich am 14.03.2019 freundlicherweise angerufen und darauf aufmerksam gemacht, dass sich im Musumsarchiv zwei Fotos aus einem Fotoalbum „70 Jahre Teltow-Werft 1920-1990“ befinden, welche den Verbleib der Dorthea klären, demnach wurde sie aus Sicherheitsgründen abgewrackt. Da sie im Fahrplanheft der Stern- und Kreisschiffahrt von 1939 noch erwähnt wird, dürfte dies dann danach geschehen sein:

Findbuch I.2.031 0371-34

Findbuch I.2.031 0371-35

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