Zecherrelief – 3
Über die Erbauer / Ist eine der Personen auf dem Zecherrelief Joachim II.?
Ein Klärungsversuch anhand von Porträtvergleichen
- Teil 1 – Beschreibungen im Spiegel der Zeit – lesen
- Teil 2 – Ist die linke Person Joachim II.? – lesen
- Teil 3 – Über das Aussehen von Joachim II. / Alternativvergleich Joachim II. mit der mittleren Person
Über das Aussehen von Joachim II.
Eingangs habe ich auf eine Ähnlichkeit der linken Person auf dem Zecherrelief mit der Münzabbildung aus dem Jahr 1542 hingewiesen. Im Jahr 1902 hat Herr Paul Seidel im Hohenzollernjahrbuch einen Aufsatz über das Aussehen der brandenburgischen Hohenzollern veröffentlicht, so auch über Joachim II. Ich habe die Textpassagen betreffend Joachim II. hier zusammengestellt. Dabei weist Herr Seidel auf ein Gemälde von Joachim II. hin, welches 1547 angefertigt worden sein soll und welches sich im Jahr 1902 im Schloss Gripsholm in Schweden befand. Ob es sich hierbei um Joachim II. handelt und ob sich dieses Bildnis noch heute im Schloss Gripsholm befindet, ist mir bisher nicht bekannt. Sollte es sich aber um Joachim II. handeln, so sieht er anders aus, als die linke Person auf dem Zecherrelief und auch auf der Münze aus dem Jahr 1542. Ich werde die Schlossverwaltung von Gripsholm anschreiben und anfragen, ob man mir dort freundlicherweise mehr über dieses Bild mitteilen kann.
Abschließend hier noch eine Galerie der Bildnisse von Joachim II. aus zeitgenössischer Zeit:
Auf den älteren archivierten Fotos des Zecherrelief, wurde jeweils die linke Person als Joachim II. benannt. Was allerdings dagegen sprechen würde, dass die linke Person Joachim II. ist:
- Joachim II. scheint auf einigen Abbildungen einen durchgeschwungenen Nasenrücken (Stupsnase) gehabt zu haben. So in dem Porträt von 1520 und auf einigen älteren Münzen. Nicht jedoch in der sehr schönen Studie von Lucas Cranach d . J.
Die linke Person auf dem Zecherrelief hingegen hat offensichtlich einen nach oben gewölbte Nasenrücken.
Mir ist noch eine Beschreibung der Münze von 1542 (dort scheinbar irrtümlich dem Jahr 1543 zugeordnet) aus dem Jahr 1730 (Historische Münz Belustigung) zugefallen. Leider bringt diese Beschreibung keine neuen Erkenntnisse. Zwar enthält sie eine schöne Darstellung des Gesichtes von Joachim II., meiner Ansicht nach auch wieder mit Ähnlichkeit zu der linken Person auf dem Zecherrelief (bis auf die Nasenform?), aber es handelt sich um eine nachträgliche Abstraktion, also auch nur um eine Interpretation seines Gesichtes aus späterer Zeit. Dennoch füge ich das Bildnis hier ein, damit sich jeder selbst ein Bild machen kann:
Leider gibt die Beschreibung aus dem Jahr 1730 keine Auskunft über die Geschichte der Münze und welcher Künstler sie erschaffen hat.
Alternativvergleich Joachim II. mit der mittleren Person
In der Diskussion bei Wikipedia erhielt ich von „Suse“ freundlicherweise folgenden Hinweis:
„Hallo Herr Gerber, … Für Ihre weiteren Nachforschungen könnte noch der Hinweis in diesem Buch interessant sein. Lt. Hie gut Brandenburg alleweg! von Richard George soll auch der Numismatiker Alfred von Sallet (1842–1897) die Bildnisse auf dem Relief mit Medaillen-Porträts Joachims II. verglichen haben. Leider ohne weitere Hinweise. Falls Sallet darüber publiziert haben sollte, könnte der Aufsatz (oder vielleicht nur eine Fußnote) in einem Band der „Zeitschrift für Numismatik“ versteckt sein, in der Sallet als einer der Gründer über Jahre fleißig publizierte. Gruß –(w) Suse (Diskussion) 14:30, 11. Apr. 2013 (CEST)„
Herr George schrieb 1900 (Textautor Ferdinand Beyer(?)), Seite 312:
„Treten wir in die Halle des turmartigen Vorbaues, … so zeigt sich dem Blicke rechts an der Wand ein bunt bemaltes Sandsteinrelief. Unsere Annahme, daß die mittlere der drei Figuren, welche den mächtigen „Willkomm“ mit der Aufschrift „Theyß, es gilt“ diesem entgegenhält, der lebensheitere kurfürstliche Bauherr sei, hat Professor von Sallet auf Grund von Medaillen-Porträts bestätigt. Auch der bislang unbekannt gebliebene Conz Buntschuh (zur Linken) ist durch eine im Geh. Staatsarchiv aufgefundene Urkunde als der zweite kurfürstliche Baumeister festgestellt worden.„
Der Beschreibung von Herrn George ist dann noch die gleiche Zeichnung beigefügt, wie sie bereits bei Dohna 1890 abgebildet ist.
Damit also wieder eine Rolle rückwärts. Aber gut, zunächst abschließend hier der Vergleich der mittleren Person auf dem Zecherrelief mit den mir vorliegenden Münzbildnissen von Joachim II.:
Sollte es sich bei der mittleren Person um Joachim den II. handeln, so wäre zu vermuten, dass das Relief dann nicht 1542, sondern erst später erschaffen wurde. Die mittlere Person ist mit sehr deutlichem Bauch abgebildet und erscheint auch im Gesicht voll. Das könnte hinsichtlich des Gesichts zwar mit der Münze von 1541 übereinstimmen, tendenziell aber wohl eher mit den Münzen ab 1551. Auf den von Hans Schenk gestalteten Münzen ist dann trotz Kürass bei ihm sogar eine Bauchrundung erkennbar.
Da auch Professor Rabe 1832 auf einen Münzvergleich mit einem Sandsteinbildnis von Joachim II. im Berliner Stadtschloss hinweist (siehe Teil 2, bzw. Seite 8, unten: “Der Kopf des Churfürsten ist vollkommen denen auf den Münzen dieses Fürsten gleich,..“) würde es weiterhelfen, wenn von diesem Sandsteinbildnis heute noch eine Kopie oder ein Foto existieren würde, oder aber eine Auswertungsveröffentlichung von Professor von Sallet.
Sollten mir weitere Erkenntnisse zufallen, so werde ich hier berichten.
Stand 12.04.2013/
Gerber