Hundekehlensee

Der Hundekehlensee

ist für uns im wesentlichen Durchlaufgebiet für lange Läufe. Oft geht es von hier aus weiter zu den anderen Grunewaldseen, oder aber es ist der letzte der vielen schönen Seen auf dem Rückweg zum Mommsenstadion, wenngleich der See durch die Bebauung und die Anlage der Koenigsallee sehr gelitten hat. Frei zugänglich ist leider nur noch das Westufer.

  • 1894 Fontane, Seite 40:
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    „Vom Garten der Restauration Hundekehle (Ilges (?)) hat man einen recht lieblichen Blick über den ringsum von dichtbewaldeten hohen Ufern eingeschlossenen Hundekehlen-See, in dessen stillem Wasser sich die schlanken Kiefern klar wiederspiegeln.
    Der Name „Hundekehle“ hat schon zu den verschiedensten Deutungen Veranlassung gegeben. Mit Rücksicht darauf, daß man früher noch öfter als jetzt der Bezeichnung „Hundequäle“ anstatt „Hundekehle“ begegnete, wurde die Entstehung des Namens auf die Jagden im Grunewald zurückgeführt, bei denen die Hunde „gequält“ worden seien. Nach einer zweiten, mehr einleuchtenden Deutung des Namens wird dessen Entstehung auf das Vorhandensein einer Quelle zurückgeführt, die den See speiste, später aber im See aufging und bei welcher sich einige der im Mittelalter als unrein geltenden und von den Deutschen mit der Bezeichnung „Hunde“ belegten Wenden niedergelassen hatten. Nach und nach ist dann aus der Hundequelle eine Hundekehle geworden. Diese Deutung gewinnt umsomehr an Wahrscheinlichkeit, als aus der selben Veranlassung heraus der Petriplatz in Berlin der Hundemarkt und die Vorgängerin der heutigen Schloßbrücke der Hundebrücke genannt wurde.“
  • 1902 Berdrow, Seiten 4 und 5:
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    „Nördlich vom Grunewaldfenn liegt der längliche Hundekehlen-See. Die Trennung der beiden Gewässer durch die Chaussee ist ziemlich jungen Datums; denn noch in den vierziger Jahren verband ein schmaler Wasserfaden das Fenn mit dem See., und die Stelle war mit Fuhrwerk nicht passierbar. Auf einer handschriftlichen Karte aus der Mitte des XVIII. Jahrhunderts fehlt das Fenn sogar völlig, und der Schloß- oder Grunewaldsee erstreckt sich, das heutige Fenn einnehmend, soweit nach Norden, daß er vom Hundekehlen-See nur durch eine schmale Landschwelle getrennt ist.
    Der Name des Sees, auch „Hundequäle“ geschrieben, hat mannigfache Deutung erfahren. Die wahrscheinlichste ist wohl die, daß sich hier seit alter Zeit eine „Kehle“, d. h. ein Übergang zwischen zwei Seen, befand, der, vom Wild als Wechsel benutzt, bei Jagden dazu diente, die Hundemeute auf die Fährte des Wildes anzulegen.
    Am Nordende des Hundekehlen-Sees erniedrigen sich die ihn umkränzenden Höhen zu einem „erhöhten Scheideck“, wie diese Stelle sehr passend genannt ist. Auf der schon erwähnten ungedruckten Karte sehen wir dagegen die Fortsetzung der Rinne nach Nordosten in Gestalt einen schmalen, durch Höhen markierten und nach dem Halensee zu breiter werdenden Thales, und auch auf der großen geologischen Karte der Umgebung Berline ist dies deutlich ausgeprägt. Land- und Erdverwehungen mögen den Zusammenhang an dieser Stelle schon früher gestört haben, und die Anlegung des Eisenbahndammes beim Bahnhof Grunewald nebst der fortschreitenden Bebauung der Villenkolonie that das Ihrige, ihn völlig zu verwischen…
  • 1927 Wolter/Sommer/Klotz, Seiten 35 – 37:
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    „Wir folgen der Rinne nach Südwesten. Vor uns liegt als abgeschlossener, länglich-runder Kessel der Hundekehlensee. Das etwas steilere und ehedem auch schönere Ostufer ist nicht mehr zugänglich; die Gartenanlagen der Villen reichen bis zum See hinunter. Wir können nur den am Westufer angelegten, mit Eschen bepflanzten Promenadenweg entlangwandern. Die Hänge zu unserer rechten boten in den letzten Jahren einen recht wüstes Bild. Die durch die zahllosen hier lagernden Menschen zerstörte Grasnarbe vermochte den Boden nicht mehr gegen die ausnehmende Kraft des ablaufenden Regenwassers zu schützen. Die vom Wasser ausgewühlten Schluchten wurden von den Menschen, die in ihnen umhertobten, vertieft und erweitert. Jetzt verhindern Faschinen die weitere Zerstörung der Hänge, und die in der Umzäunung angepflanzten Laubhölzer werden bald die letzten Spuren der Verwüstung verdecken. Nur an einer Stelle treffen wir auf Erlen. Unschwer erkennen wir hier eine schwache Bucht, die nach ihrer völligen Verlandung und Vermoorung eine der vielen „Schwapp- und Schaukelwiesen“ der Seenrinne zurückließ. Die Sandaufschüttung bei Anlage des Promenadenweges hat die Schaukelwiese zerstört; aber der von Erlen bewachsene Sumpfstreifen kennzeichnet noch deutlich den Innenrand der Bucht. Bei hohem Wasserstande stehen die Erlen mitten im Wasser, ebenso der Kranz von Schilfgräsern, der sonst das Ufer umzäunt… Nach der Mitte zu werden die Faulschlammablagerungen bis zu 11 m mächtig. Ihre oberen Schichten sind breiig; nach unten zu werden sie fester. der schmale Pfanzgürtel ist ein Zeichen dafür, daß die Wassertiefe ziemlich rasch zunimmt; sie beträgt an der tiefsten Stelle 4,50 m bei einer Höhenlage des Wasserspiegels von 33 m über NN. Unter dem Wasser wurde eine Faulschlammschicht bis zu 11 m Dicke gemessen. Der sandige Untergrund wurde an der tiefsten Stelle bei 17,5 m über NN. angetroffen. Die Höhenlage des den See umgebenden Geländes ist 40-60 m. – Eine breitere Verlandungszone findet sich nur am Südende des Sees, und ein Blick in den zum Gasthaus Hundekehle gehörigen Garten zeigt uns, daß eine Bucht des Sees sich ursprünglich bis dicht an die heutige Chaussee hinzog. Die in diese Bucht hineingeworfenen Schutt- und Abraummassen mit ihrem reichen Gehalt an Stickstoff bildeten einen günstigen Nährboden für die dort wuchernden Brennesseln und den Holunder.
    Wenn man von der die Ortschaften Grunewald und Zehlendorf verbindenden Straße hinunterschaut auf die angrenzende Wiese, könnte man leicht auf die Vermutung kommen, daß hier der Straße zuliebe ein Damm 7 m hoch aufgeschüttet worden sei. Und doch ist dieser sich zwischen Hundekehlensee und Grunewaldsee legende Querriegel von der Natur gebaut, besteht aus denselben Geschiebesanden wie die angrenzende Grunewaldfläche. Die Abriegelung zwischen beiden Seen macht sie zu selbstständigen Becken.
    Wir treffen dieselbe Erscheinung auf unserer Wanderung noch bei Paulsborn, bei Onkel Toms Hütte, zwischen der Krummen Lanke und dem Schlachtensee, zwischen dem Sachlachtensee  und dem Nikolassee. Und genau so ist es auch bei der Fortsetzung der Rinne nördlich des Hundekehlensees. Diese Zerlegung der ganzen Rinne durch Bodenriegel in einzelne Seen und vertorfte Becken , die kessel- oder wannenförmig in die Talung eingefallen sind, zeigt deutlich, daß wir einen zusammenhängdenden Flußlauf zu keiner Zeit annehmen können.
    Wenn erzählt wird, daß die Kalksteine zum Bau des Jagdschlosses Grunewald auf dem Wasserweg herangebracht worden seien, so kann es nur so gemeint sein, daß bis zur Havel dieser Weg benutzt wurde.
    Gleichmäßig fließendes Wasser könnte nur eine gleichmäßige Rinne ausformen, nicht aber einzelne Becken und Wannen verschiedener Form, die oft wieder aus zwei getrennten Becken bestehen, wie das bei der Krummen Lanke und dem Schlachtensee der Fall ist.
  • 1970 Wille, Seiten 22 und 23:
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    „Der zur Grunewald-Seenrinne gehörende 7,20 Hektar große und etwa 4 Meter tiefe Hundekehlesee hat im Laufe der letzten 70 Jahre unter dem Einfluß einer stetig voranschreitenden Bebauung ein ähnliches Schicksal erfahren wie beispielsweise der Halensee. Das steilere und ehemals schönere Ostufer des Gewässers ist heute von einem Kranz von Villen umgeben, deren gartenanlagen bis an den Uferrand reichen. An der Nordspitze des Sees unterhält der renommierte Tennisclub „Rot-Weiß“ ein Stadion, in dem jährlich das internationale Pfingstturnier abgehalten wird. Südlich davon liegt die Reitschule Hundekehle und daran anschließend ein Depot der Berliner Polizei mit Reitstaffel.
    Somit wird nur ein Teil des Gewässers von einem Promenadenweg berührt. Wäre der Antrag des Grafen Tschirschky-Renard vom 31. Mai 1897 im Deutschen Reichstag angenommen worden, dann wäre der gesamte Grunewald heute ein Staatspark, der von einer zentralen Behörde überwacht würde. Zweifellos hätte sich dann das natürliche urwüchsige Landschaftsbild an den zahlreichen Grunewaldseen kaum verändert, zumal eine stärkere Kontrolle der Uferzonen erfolgt wäre.
    Mit der 1889 eingeleiteten Bebauung … blieb auch der Hundekehlesee nicht verschont. Neben den bereits erwähnten Siedlungsabschnitten entstand am Südufer des Sees ein Fahrweg (Koenigsallee), der über das Luch – zwischen Hundekehle- und Grunewaldsee – bis in den Grunewald geführt wurde. Durch den Bau der Chausssee trennte man die beiden Gewässer, wobei ein schmaler Wasserfaden, der sie einst miteinander verband, zugeschüttet wurde.
    Bereits nach dem ersten Weltkrieg hatte die Berliner Stadtentwässerung ein Kanalsystem erstellt (1900 m lang und teilweise über 10 m tief im Erdboden), um das Regen- und Grundwasser aus den westlichen Bezirken bis in den Wannsee abzuleiten und den Wasserspiegel der Grunewaldseen auszugleichen. Dabei machte man sich auch das Hudekehlefenn zunutze, wobei aber die alte natürliche Verbindung zwischen den Seen nicht wieder hergestellt wurde…
    Der Name Hundekehle taucht erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auf. 1774 wird „ein einzeln Fischerhauß bei Schmargendorff“ als „Hundekehl“ genannt. Das Fischerhaus bzw. die spätere Försterei erhielt demnach seinen Namen nach dem dabeiliegenden See (1779 „ein Thal und See, die Hundekehle genannt“). Es wird weiter vermutet, daß der Hundekehlesee mit dem 1567 aufgeführten Rotsee (1598 „den halben Rotsehe“) identisch ist. Hierüber fehlen jedoch authentische Aufzeichnungen, wogegen aber die heute gebräuchliche Bezeichnung in verschiedenen Zeitabständen urkundlich belegt ist: 1805 Hundekehl, ein Forsthaus zu Dahlem gehörig und 1861 Forsthaus Hundekehle.
    Zur Begriffsbestimmung des Namens „Hundekehle“ ist noch zu bemerken, daß der See mit der Errichtung eines Hundehauses in Verbindung gebracht wird. Die wissenschaftliche Namensforschung interpretiert den Namen jedoch mit den mittelniederländischen Silben hont bzw. keel (Schlucht, Bergenge), eine Definition, die sich gut den landschaftlichen Gegebenheiten anpaßt.