Murellenschlucht und Murellenberg

Heutzutage spricht man von

  • der Fließwiese Ruhleben,
  • der Waldbühne
  • und der Murellenschlucht
  • und seit der Renaturierung ab 2007 auch angrenzend vom Schanzenwald.

Tatsächlich ist es aber eine durchgehende Schlucht. In einer Landkarte von 1810 und einer von 1816 als “Kuhler Grund” und in einem Buch von 1927 als “Schwarze Kehle” benannt.

1927 beschrieben Wolter, Sommer, Klotz auf Seite 131 die örtliche Lage der Schlucht wie folgt:

„Der Eisenbahneinschnitt, in dem der Bahnhof Pichelsberg liegt, durchschneidet die Kamenslandschaft. Unmittelbar nördlich des Bahnhofs liegt die höchste Erhebung der nördlichen Kameslandschaft, der Pichelsberg 72,4 m ü. M. Er ist jedoch nicht zugänglich, da er einen Teil des Militärübungsplatzes bildet.

Die Schwarze Kehle, beim Bahnbau durch Bodenbewegungen stark verändert, trennt ihn vom Murellenberg.

Diese landschaftlich sehr schöne, wenig bekannte und schwer zugängliche Mulde ist eine wannenartige Vertiefung mit einem Abfluß nach Ruhleben zu, die zur Zeit der Entstehung der Kameslandschaft gebildet wurde.

Ein kurzer Weg an der Bahn entlang bringt uns an den nach Tiefwerder zu abfallenden Hang, einen bekannten Rodelplatz des Westens von Berlin. Von hier aus genießen wir einen schönen Blick auf das Haveltal bei Tiefwerder und Spandau. Das südliche Ufer des Warschau-Berliner Haupttals ist über den Hahneberg hin bis Döberitz gut zu verfolgen.“

Die Schlucht wurde zunächst durch den Bau der S-Bahntrasse nach Pichelswerder/Tiefwerder hin geteilt und später dann in ihrer Mitte durch den Bau der Waldbühne. Die Waldbühne befindet sich also mitten in der Schlucht.

Kern Luftbild, ca. 1933

Kern Luftbild, ca. 1933, freigegeben vom Reichsluftfahrtministerium: Die frühere Verbindung der Murellenschlucht zur Havel (Tiefwerder/Stößensee) ist hier bereits durch den aufgeschütteten S-Bahn-Damm deutlich sichbar unterbrochen.

Nach der Teilung ergaben sich dann die Namen “Murellenschlucht” und “Fließwiese Ruhleben”.

Der Murellenberg wird südlich von der Murellenschlucht und nord-östlich von der Waldbühne und der Fließwiese Ruhleben eingerahmt.

Nach Norden hin liegen die ehemligen Schießstände (seit 2008 zum Teil als Erhohlungsgebiet zugänglich und 2014 nochmals erweitert), sowie ein ehemaliges polizeiliches bzw. militärisches Übungsgelände für Häuserkampf (“Geisterstadt” “Fighting City”) und ein Munitions Depot. Weiter nördlich an der Charlottenburger Chaussee befand sich früher einer Kaserne, heute eine Polizeischule und der Friedhof Ruhleben. Für die Schießstände im Bereich der S-Bahn wurde der Name „Schanzenwald“ kreiert. Dies ist auch passend, da sich nach dem Ende der Nutzung als Schießstände dort von selbst ein Robinien-Wald gebildet hat. Ein Flyer der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aus dem Jahr 2009 (ca.) beschreibt die Flora und Fauna in dem Gesamt-Areal zu diesem Zeitpunkt. Der Schanzenwald selbst ist jedoch nicht Bestandteil der Murellenschlucht, er grenzt nur nördlich direkt an.

Das gesamte Areal ist sehr interessant, regt durch den Spiegelwald aber auch zum Nachdenken an.

Spiegelwald

Entlang des Zaunes der Waldbühne ist an einem durch den östlichen Teil der Murellenschlucht und über den Murellenberg verlaufenden Fußweg ein Spiegelwald als Denkzeichen zur Erinnerung an die ermordeten der NS-Militärjustiz am Murellenberg aufgestellt. Im Jahr 2014 wurde ein weiterer Geländeteil der ehemaligen Schießstände hergerichtet und für die Öffentlichkeit freigegeben. Der Spielgelwald ist nunmehr komplett für die Öffentlichkeit zugänglich, nachdem er bis 2013 zum Teil nur über einen Sicherheitszaun hinweg sichtbar war.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseiten der Künstlerin Patricia Pisani: denkzeichen-am-murellenberg.de

Findlinge

1927 Wolter, Sommer, Klotz, Seiten 144-145:
Bei genauem Untersuchungen des Werders und der Pichelsberge wurden in der Schwarzen Kehle (Anmerkung: Heutige Murellenschlucht) zwischen Pichelsberg und dem Murellenberg Quarzite mit derselben Gesteinsbeschaffenheit und den charakteristischen Löchern, nur etwas kleiner, gefunden. Sie sind teilweise beim Eisenbahnbau freigelegt worden. Eins von diesen Geschieben hat noch größere Ausmessungen als der Opferstein und ist auch quaderförmig.

2010 Wikipedia:
Von der landschaftsprägenden Kraft des Eises in den Murellenbergen zeugen zahlreiche Findlinge. Zwei der erratischen Blöcke stehen als Naturdenkmal (NDM) unter Schutz: der eine liegt in der Murellenschlucht (NDM VII-6F), der andere (NDM VII-5F) wurde 1968 von der Murellenschlucht auf die Wiese am südlichen Ausgang des hochgelegenen U-Bahnhofs Ruhleben gebracht. Während die Findlinge der Schlucht und der Berge ansonsten hauptsächlich aus Granit bestehen, ist der Stein am Bahnhof aus grauem, mittelkörnigen Sandstein (sogenanntem Braunkohlenquarzit) aufgebaut… Seine Abmessung beträgt 1 × 1 × 1,2 Meter und die des Findlings in der Schlucht….. 1,5 × 1,5 × 1 Meter.

 

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