Pichelswerder

Rastende Gesellschaft in Pichelswerder bei Berlin 1812, zugeschrieben Johann Heinrich Stürmer

Rastende Gesellschaft in Pichelswerder bei Berlin 1812, zugeschrieben Johann Heinrich Stürmer

Das “Pichels-Gebiet” ist schwer zu untergliedern. Ich habe daher zahlreiche Unterseiten angelegt, wobei ich den Pichelswerder von seiner zentralen Lage her der Einfacheit halber als Einstiegsseite benutze. Auf den folgenden Seiten finden sich daher weitere Details. Sowohl zum Pichelswerder, als auch zu seiner Umgebung!

Einführung Pichelswerder:

Früher eine Insel, seit dem Bau der Heerstrasse jedoch eine geteilte Halbinsel, da die Heerstrasse mittendurch verläuft. Die Heerstraße nimmt der Insel leider auch ihren ursprünglichen Reiz. Ich kann auch hier nur wieder einmal auf

verweisen.

Die südliche Halbinsel ist gut zu umlaufen, jedoch ist das Laufgebiet für lange Läufe zu klein. Es lässt sich zwar in einen längeren Lauf integrieren, allerdings bedeutet dies auch, dass man ein Stück an der Heerstraße entlanglaufen muss, was wegen des starken Verkehrs dort nicht gerade sehr angenehm ist.

Über den nördlichen Teil von Pichelswerder erschließt sich einem Tiefwerder und die Wasserkolonie “Klein Venedig”.

Pichelswerder ist ein Hundeauslaufgebiet, welches aber von der Beliebtheit und der Attraktivität her nicht an den Grunewaldsee heranreicht. Auch hier „nervt“ die Heerstraße. Allerdings können hier die Hunde gut baden.

Um die vorherige Jahrhundertwende, also vor dem Bau der Heerstrasse, galt der Grunewald um Pichelswerder / Pichelsberg(e) / Stößensee / Schildorn als die landschaftlich schönste Gegend in Berlin. Insbesondere „Dampferfahren“ dürften die Erschließung des Pichelswerder und Schildhorns als Ausflugsgebiet mit zahlreichen Gartenlokalen für die Berliner ab 1900 nochmals stark begünstigt haben. Davor war Pichelswerder und der Stößensee ein „Holzhandelszentrum„.

 

1883 ! Pichelswerder, Blick auf den Pichelssee. Auf dem See schwach zu erkennen: Eine Fischreuse, eine Segelschiff und ein Dampfschiff. Das Aufnahmejahr „1883“ ist auf der Aufnahme eingeprägt und auch authentisch, da der Berliner Fotograf Friedrich Albert Schwartz von 1882 – 1887 seinen Firmensitz in der Louisenstraße 23 hatte.

 

Historische Beschreibungen:

1806

Johann Christian Gädicke, Lexicon von Berlin, Seite 454:

Pischelsdorfscher Werder, „ein Werder in der Havel mit einigen Häusern, welche Aufseher über die hiesigen Hügel bewohnen. Diese Gegend wird stark zum Vergnügen besucht, und für die schönste von Berlin gehalten.

1818 Auch der Turnvater Jahn war 1818 mit seiner Gefolgschaft hierher gezogen, dabei ertrank einer seiner Schutzbefohlenen im Stößensee, was dem exaltierten Mann sehr peinlich war.„, berichtet Arne Hengsbach in der Mitteilung 1/1978 des Vereins für die Geschichte Berlins.
1830

Ludwig Helling, Geschichtlich-statistisch-topographisches Taschenbuch von Berlin und seiner Umgebung, Seite 302/303:

Spoiler
Pichelsberg, Pichelsdorn und Pichelswerder, zwischen Charlottenburg und Spandau, von jener Ende 1/2 M. von letzterer 1/4 M. entfernt. Ersteres eine waldige Anhöhe an einem Arme der Havel, mit mehreren Fischerhütten und einem angenehm auf der Höhe gelegenen Wirtshause, von dem man eine schöne Aussicht auf Spandau hat; das zweite ein Dorf ohne Kirche an der Havel, mit 30 Feuerstellen und 70 Einw.; letzteres eine hügelige und bewaldete Insel in der Havel. Zwischen dem Berg und dem Dorfe, mit einem Landhause des Banquier Benecke von Gröditzberg. Wegen der romantischen Lage des Berges, Dorfes und Werders ein Zielpunkt von Lustparthien. Um von der Chaussee nach Spandau aus, nach ersterem zu gelangen, fährt man durch den Hof von Ruhleben und folgt dann dem großen Wege durchs Holz, der von dem Hofe ab, in 1/2 Stunde hinführt.

1902 Berdrow, Seite 42:

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Ein Blick von der Südspitze des Pichelswerder auf das Ufer nach Spandau/Gatow:“Weiter hinaus schweift der Blick ins offene Osthavelland, dessen Höhen sich in Form sanft gerundeter Kuppen und Rücken von klaren Himmel abheben: uns zunächst die über dem Weinmeister Horn aufsteigenden Spandauer Weinberge, an deren Fuß die Charlottenburger Rieselfelder liegen; weiter ins Land hinein der Judenberg und die 62 Meter hohen Hahneberge.
Und andesherum ist es natürlich nicht anders. Von der Haveldüne oberhalb des Weinmeisterhorn bietet sich ein toller Ausblick zur Scharfen Lanke, über den “Breite See” und die Unterhavel zum Grunewaldturm.
1904

Stollwerck:

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Südlich von Spandau ist das Havelbett zunächst schmal und im Interesse der Schiffahrt kanalisiert. Gegenüber dem Dorfe Pichelsdorf aber beginnt die Havel sich zu erweitern und eine mächtige Seenkette zu bilden, die, nach Gatow und Schildhorn zu sich ausdehnend, im Norden durch die malerische Havelinsel Pichelswerder abgeschlossen wird.
Pichelswerder, durchweg mit alten Kiefern bestanden, trägt zwischen denselben einen reichen Schmuck von Unterholz und in seinen Schluchten eine üppige Sumpfvegetation mannigfaltiger Art. Besonders im Frühjahr zur Zeit der Blüte des Weißdorns erscheint die ganze Halbinsel mit einem weißen Schleicher bedeckt. Nach Süden zu fällt das Terrain steil zur Havel ab. Von dorthin blickt man über den weithin gedehnten Zug der Seen nach Potsdam zu. Die Dörfer Gatow und Cladow zur Rechten, das denkmalgeschmückte Schildhorn und der Rand des Grunewalds zur Linken begrenzen das malerische Bild.
1911

Albrecht der Bär Festspiele auf Pichelswerder

1945 Mai – Anwohnerbericht

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Ich werde nun mal noch eine Begebenheit vom Mai 1945 erzählen. Wenn man die Heerstr. entlang läuft, so liegt zwischen den beiden Brücken südlich der Straße der Pichelswerder. Es sind Dünen, welche die letzte Eiszeit zurück gelassen hat. Diese sind mit den für Brandenburg typischen Nadelgehölzen bewachsen. Über dieses Gelände führte uns schon früher der Weg, wenn wir im Stößensee baden wollten.Im April wurde dieses Gelände nun von der Wehrmacht in Verteidigungszustand versetzt. Unterschiedlichste Erdbefestigungen und Munitionslager wurden angelegt. Das war nun nach der Kapitulation alles noch vorhanden und übte auf uns Jungen eine große Anziehungskraft aus. Etwa in der Mitte befindet sich in erhöhter Stellung ein Plateau von dem aus man über die Havel nach Weinmeisterhöhe und Gatow gucken kann. Dort stand eine zurück gelassene Kanone für 7,5 cm Geschosse. Diese Kanone hatte ein Schutzschild und luftgefüllten Reifen an den Rädern. Lothar und ich, wir beguckten uns das nun alles. Wir suchten die gesamte Umgebung ab, konnten aber keine passenden Granaten für dieses Geschütz finden. Das war auch sicherlich gut so. In der Nähe lag zwischen meist auch unbrauchbarer Waffen, ein Maschinengewehr vom Typ 34. Der Kolben war abgebrochen und das Schloß fehlte. Man konnte es also nicht als Waffe benutzen. Wir spielten damit rum und steckten auch eine von den zahlreich umher liegenden Patronen in den Lauf. Dann zogen wir weiter. An einem Boothausgelände befand sich ein Zaun, dessen Holzpfähle dicht oberhalb der Erde abgefault waren. Mit meiner Zange, die ich immer mit führte, zog ich nun die Krampen raus und nahm dann zwei Pfähle als Brennholz mit nach Hause. Das konnte ich gut mit meinem Fahrrad machen.Nach einigen Tagen kamen wir beide wieder zu der Kanone. Inzwischen hatte jemand die Räder abmontiert und mitgenommen. Das unbrauchbare Maschinengewehr lag auch noch da. Da fand Lothar in einiger Entfernung das Schloß. Er versuchte nun, dieses ans MG anzubauen. Es wollte aber nicht so richtig reinrutschen. Er fummelte daran rum und ich guckte zu. Dabei stand ich von der Lauföffnung mit einem Paddel in der Hand, welches ich auf den Boden abgestützt hatte. Er trat nun mit dem Absatz seines Schuhes gegen das Schloß. Dieses rutschte nun rein und es löste sich der Schuß der von uns einige Tage zuvor eingeführten Patrone. Das Geschoß durchschlug das Paddel und richtete keinen weiteren Schaden an, weil mein Bein daneben stand. Nochmal Glück gehabt. Nun verübten wir öfter Schießübungen. Eine leere Konservendose, in einiger Entfernung aufgestellt, war das Ziel. Nach dem Schuß glaubten wir, nicht getroffen zu haben. Das war irrig. Die Rasanz war so groß, daß die Büchse stehen blieb, wir aber an dem Ein- und Ausschußloch sehen konnten, daß wir getroffen hatten. Eine zum selben Zweck aufgestellte Flasche zerbarst in tausend Stücke. Die Paddel benötigten wir für unsere Seetouren. Zwei vom Notbrückenbau übrig gebliebene Bohlen waren mit einer großen Bauklammer zusammen gekoppelt worden. Dieses kleine Floß konnte eine Person unseren leichten Gewichts tragen. Ich hatte mir noch einen Gartenstuhl besorgt und damit noch einen Sitzplatz. Einmal hatten wir auch mit Schießpulver gekokelt und dabei beinahe den Wald in Brand gesetzt. Da in der Nähe noch ein größerer Munitionsstapel lag, haben wir alles daran gesetzt, das Feuer zu löschen, was uns auch gelang.Es ging eben auch immer darum, etwas brauchbares zu organisieren um über die Runden zu kommen. Wenn mir noch etwas einfällt, dann werde ich es posten. Gruß – Fritze
Quelle: Pichelswerder, Mai 1945:
16:31 17 Nov 2003(# 673 vom 676)
Zusammenfassung: Lebensbericht eines Berliners von seiner Kindheit im II. Weltkrieg, der Nachkriegszeit in Berlin und sein Werdegang bis zum Ende des 20. Jahrhundert.Zufällig gefundene anonyme Fundstelle im Internet: hier bzw. hier.

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Weitere historische Beschreibungen befinden sich auf den Unterseiten zum Pichelswerder.

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Galerie Lagepläne: