Waldschutz durch Hundeauslaufgebiete

Ein interessanter Sachverhalt, wie Hundeauslaufgebiete als effektive Steuerungsmöglichkeit zum Waldschutz eingesetzt werden können, um einen Kiefernwald durch einen Mischwald zu ersetzten. Als Ptraxisbeispiel dient das Revier Dachsberg und hier zwei Quellen, eines aus den Jahren 1929 – 1933 und eines aus der heutigen Zeit von 2005 – 2012.

Alexander Schmook, Grundwaldforstmeister von 1929-1933 in seinem Buch „Es war einmal im Grunewald…“ schrieb auf den Seiten 7 – 8 folgendes:

Als ich 1929 das nunmehr städtische Forstamt übernahm, wuchsen allein im Revier Eichkamp an zwei Stellen noch letzte Reste von Blaubeeren und Heidekraut, winzige Fleckchen; der Wachholder aber war restlos ausgerottet. Auch Waldblumen kamen nur noch in ihren bescheidensten Vertretern vereinzelt vor.

Dabei war der Boden durchaus nicht so schlecht, als er angesehen und gemacht wurde: Auf mächtigen Lehm- und Lößschichten lagerten Kies und Sanddünen von verschiedener Mächtigkeit. Längs der Autobahn (Avus) zeugten noch vereinzelte mächtige Eichen und Buchen von verschwundener Pracht. Und hier und da im Reviere fanden sich noch einzelne Eichen- und Buchenstämme, manche riesigen Stümpfe, die bewiesen, daß nicht nur kümmerliche Kiefern auf diesem Boden zu wachsen imstande waren.

Als dann die Menschenströme sich in immer stärkerer Zahl infolge guter Verkehrsmöglichkeiten in den Grunewald alltäglich ergossen – in meiner Jugendzeit war es beim Schulausflug vom Schöneberger Prinz-Heinrich-Gymnasium mit der Pferdebahn bis Hundekehle eine Halbtagsreise -, und als jegliche Achtung vor der Natur dahinschwand. trampelten Unvernünftige alls Hänge so zusammen, daß Streudecke und Grasnarbe schwanden, worauf Regengüsse den dürren Sand in die Tiefe rissen und dabei die Lehmschichten freischwemmten. Nach jedem größeren Gewitter mußten dann Arbeiterkolonnen die Havelchaussee wieder freischaufeln, bis ich 1930-1933 mit Tausenden von Erwerbslosen in mühevoller Arbeit alles wieder nach oben schaffen und mit Havelschlamm durchsetzt, meterweise befestigen ließ.

Zwar erregten meine Stacheldrahtzäune den Unwillen vieler Menschen, aber nur unter ihrem Schutz gelang mir die Neubefestigung und der Unterbau der gefährdeten Hänge und damit die Erhaltung der landschaftlichen Schönheiten.

Pichelswerder, Hundekehlenseeufer, Grundwaldseehänge, Havelhänge von Schildhorn bis zum Großen Fenster und Wannsee wurden so in mühevoller und nicht immer anerkannter Arbeit Stück für Stück wieder hergestellt.

Und ebenso mühevoll, im Kampfe gegen Publikumsunvernunft und gegen wilde Kaninchen, Hasen, Rehe, Damwild wurde damals von mir mit beschränkten Mitteln der Unterbau der verlichteten Kiefernbestände mit Laubhölzern begonnen. Das gelang noch am besten in dem reh- und dammwildfreien Teile Dachsberg, vom übrigen Revier durch die Avus geschieden, als dieses zum Hundeauslaufgebiet erklärt wurde im Entgegenkommen gegen die hundesteuerzahlenden Bürger der Stadt. Denn als tagtäglich ganze Meuten sich dort auszutoben begannen, verzogen sich Hasen und Kaninchen, die sonst immer trotz aller Zäune die jungen Laubholzkulturen unter der Schere zu halten pflegten…

 

Webseite prunus-serotina.eu von Herrn Marko Christoph aus bernau – Traubenkirsche in Berlin.

Die aus Nordamerika eingeführte spätblühende Traubenkirsche stellt in europäischen Wäldern, so auch im Grunewald, ein Problem dar. Die Webseite von Herrn Christoph stellt dies umfassend dar. In Bezug auf die Situation in Berlin schreibt er:

Die Spätblühende Traubenkirsche stellt heute auf ca. einem Drittel der 29.000 ha großen Berliner Gesamtwaldfläche neben dem Wildverbiss das größte waldbauliche Hindernis dar. Auf den betroffenen Flächen ist der angestrebte Waldumbau der instabilen, einschichtigen Kiefernbestände nur schwer, beziehungsweise unter den gegebenen Arbeitsbedingungen teilweise gar nicht zu erreichen.

Seit den 1980´er Jahren unternehmen die Berliner Forsten große Anstrengungen, sie zurück zu drängen. Gute Erfolge in einzelnen Revieren stehen einer schwierigen Gesamtsituation gegenüber. Drastische Einsparungen im Bereich von Arbeitskräften und Maschinen schränken die betrieblichen Handlungsmöglichkeiten ein.

Die Waldbaurichtlinie der Berliner Forsten weist bereits im Jahre 1992 auf die waldbauliche Zielsetzung im Umgang mit der Traubenkirschenproblematik hin.

„Die Spätblühende Traubenkirsche muss aus ökologischen und waldbaulichen Gründen aus den Beständen verdrängt werden, damit sich Wälder entwickeln können, die einen horizontalen und vertikalen Strukturreichtum besitzen, mit standortheimischen Baum- und Straucharten bestockt sind und eine entsprechend dem Standort und dem Bestandesalter gut entwickelte Krautschicht aufweisen“.

Die mechanische Bekämpfung ist insgesamt betrachtet praktisch wirkungslos, weil Wildverbisse nach Nachwuchs heimatlicher Pflanzen verhindern, während die Traubenkirsche ungehindert nachwachsen kann, weil sie von Wildtieren nicht gefressen wird. Außerdem weist er darauf hin, dass sich die heutigen Kiefernbestände vielerorts auf einstigen Standorten natürlich vorkommender Mischwaldbestände befinde und diese „Monokuluren“ der Traubenkirsche genug Nährstoff- und Wasservorräte übriglassen, damit diese eine Nische besetzten und sich (erneut) erfolgreich ausbreiten kann.

Verblüffend, und wohl auch der wohl in Vergessenheit geratenden Beschreibung von Herrn Schmook entsprechend, ist ein Positivbeispiel aus dem Revier Dachsberg des Grunewaldes.

Unter Punkt 2 Bekämpfung befallener Flächen / mechanische Bekämpfung schreibt er:

Erfolgreicher Waldumbau der instabilen „Kiefernheiden“ zur Mischwaldentwicklung im Revier Dachsberg nach 25 Jahren. Die Naturverjüngung aus Eiche, Buche, Hainbuche, Ulmen, Ahorn, Linde, Eberesche und anderen heimischen Baumarten hat die neue Laubmischwaldgeneration gebildet und löst die historischen Kiefernbestände ab. Eine wichtige Voraussetzung dafür stellte die verbissfreie Entwicklung der Naturverjüngung dar, die nach der Rodung der spätblühenden Traubenkirsche die unvermeidlich nachkeimenden Traubenkirschen – Jungpflanzen und Stockaustriebe mit der Zeit überwächst und ausgedunkelt. Für diese „Verbissfreiheit“ sorgen seit Jahrzehnten die zahlreichen Hauptstadt – Hunde dieses ca. 1.000 ha großen Hundeauslaufgebietes. Prinzip: „Domestizierte Wölfe als Prädatoren„. Die Kosten für Gatterbau und Pflanzung entfallen somit gänzlich. So lassen sich Waldgebiete umbauen.

www.prunus-serotina.eu / Revierförster Andreas Constien

Andreas Constien im Tagesspiegel vom 22.10.2015:

„Sehen Sie die Verjüngung, die Durchmischung“, ruft Constien. Ich sehe Bäume. Manche haben glatte Haut. Andere haben Furchen. Sind dick, dünn, groß, klein, mit Nadeln, mit Blättern. „Früher war hier C-h-a-o-s. Ein Dschungel. Alles voll mit dieser Traubenkirsche, diesem Parasiten. Dann kam der Constien und hat d-u-r-c-h-g-e- f-o-r-s-t-e-t.“ Also gezielt Bäume gefällt, damit andere Platz zum Wachsen haben.