Eiche
- Wie erkenne ich den Unterschied zwischen einer Traubeneiche und einer Stieleiche? – lesen
1902 Berdrow, Seite 30:
„Mit Freuden begrüßt das Auge inmitten der Gleichförmigkeit des Röhrenwaldes einen Laubbaum. Befindet sich unter den Kiefern wohl kaum eine, die auf einen Zeitraum von anderthalb Jahrhunderten zurückschauen kann, so läßt sich dagegen manche Grunewaldeiche den Wind schon 250-300 Jahre durch den Wipfel streichen.
Auch unter den alten Knaben, von denen leider zu viele, vom „Zahn der Zeit“ angenagt, faul bis ins Mark sind, finden wir prächtig gewachsene, charakteristische Gastalten mit ungeheuren, die Stammhöhe an Breite übertreffenden Kronen. Die meisten alten Grunewaldeichen gehören zu den an ihren langgestielten Blättern und stiellosen Eichen kenntlichen Stein- oder Wintereichen, nur wenige sind Stiel- oder Sommereichen… „
1926 Schneider, Seiten 26/27:
„Was wächst nun auf dieser Sandebene? Fast überall sind Kiefern angepflanzt. Wenn sie auch nicht gerade einen freudigen Wuchs haben, so gedeihen sie doch; ja, es gibt sogar prächtige Bestände und schönentwickelte Bäume. Es ist verwunderlich, daß auf solchem Boden der Wald noch so verhältnismäßig gut aufwächst. Denn es sind vollkommen durchlässige Sande, unter denen das Grundwasser erst in großer Tiefe, bis zu 40 Metern, angetroffen wird. Wie schon in Wanderung IV.5. erwähnt, würde der Boden für den Ackerbau auch nicht geeignet sein. Nur Waldwuchs kommt in Betracht, weil sich durch ihn eine Humusschicht bildet und der Moos- und Grasteppich das Regenwasser aufspeichert und vor Verdunstung schützt.
An einigen Stellen sind vereinzelt alte Eichen eingesprengt, die in das Waldbild erfrischende Abwechslung bringen. Ihr Alter und ihre Vereinzelung läßt den Schluß zu, daß sie Überbleibsel einer früheren Bewaldung sind. In der Tat war der Grunewald früher ein Eichenwald, mindsstens ein Mischwald, in dem Eichen einen Hauptbestandteil ausmachten. Das paßt auch besser zu seinen alten Namen „Grunewald“, was so viel wie der „grüne Wald“ heißt. Erst in neuerer Zeit wird die Kiefer wegen ihres schnellen Wuchses ausschließlich angepflanzt.
Botaniker halten das übrigens nicht für zweckmäßig. Sie meinen, man müßte zum Mischwald zurückkehren, da ein Wald, der sich nur aus Bäumen derselben Art und desselben Alters zusammensetzt, etwas Unnatürliches sei. Dem Auge würde ein Mischwald selbstverständlich ein viel angenehmeres Bild bieten.
Unter manchen alten Eiche fällt ein üppiges Wachstum von Brennesseln auf. Man hat das so erklärt, daß die zahlreichen Vögel des Waldes gern auf diesen Bäumen Schutz suchen und mit ihrem Kot den Boden darunter düngen. Auf solchem Boden gedeihen Brennesseln, die Ruderalpflanzen sind, gut. Mancher Brennesselkreis ohne einen Baum in der Mitte, verrät uns, wie viel mehr Eichen es noch vor nicht allzulanger Zeit im Grunewald gab.“
1927 Wolter/Sommer/Klotz, Seiten 11/12 :
Einstweilen haben wir uns lange genug am Kiefernstamme aufgehalten. Setzten wir unseren Weg fort! Wie alt mögen wohl die überall eingestreuten Eichen sein? Nun, etwa doppelt so alt wie die ausgewachsenen Kiefern, die man im allgemeinen nicht älter als 120 Jahre werden läßt. Breit laden ihre Äste nach allen Seiten aus. Mit Geringschätzung sehen sie auf das nur hundertjährige Volk der Kiefern herab. Haben doch die meisten von ihnen noch Zeiten gesehen, als es hier nicht bloß armselige Kiefern, sondern auch Birken, Elsen, Espen und Linden in Hülle und Fülle gab. Prachtvolle Gestalten sind unter ihnen, denen man noch keine Altersschwäche anmerkt, leider aber auch viele Ruinen, denen der Sturm die Krone entriß und von deren Stamm nur noch kümmerliche Reste übrig sind. Daß die Bäume trotzdem alljährlich grünen und blühen, hängt damit zusammen, daß die Wasser und Nahrung leitenden Gefäße dicht unter der Rinde liegen. Aber das wollen wir beachten, daß die einseitige Zerstörung der Rinde auch ein Absterben der Äste auf dieser Seite zur Folge hat. Die Zersetzung des harten Holzes durch das Fadengeflecht der Pilze erleichtert die Anlage von Nisthöhlen durch Höhlenbrüter. Wir suchen fast in keiner Eiche vergeblich nach ihnen.
Gut läßt sich’s im Schatten der Grunewaldeichen nicht ruhen. Der Brennesselwald um ihren Fuß ist nicht sehr einladend. Man wird kaum eine Eiche ohne diesen Kranz finden. Die recht stickstoffbedürftigen Pflanzen finden die ihnen zusagende Kost auf dem dürren Sandboden kaum irgendwo. Schon der Augenschein lehrt – besser noch die Schlämmprobe -, daß der Boden unter den Eichen viel reicher ist an Humusbestandteilen – bei der starken Laubschüttung nicht verwunderlich. Die vielen Kotreste auf den Blättern verraten uns auch die Stickstoffquelle. Die zahlreichen Vögel, die das Laubholz als Aufenthaltsort, besonders beim Schlafen, bevorzugen, haben sie hinterlassen. Hat sich erst einmal ein Nesselpflänchen angesiedelt, so dauert es bis zur Ausbildung eines Dickichts nicht lange. Gar schnell breiten sich die unterirdischen Ausläufer nach allen Seiten aus. Die verstreuten Samen sorgen für weitere Vermehrung. Daß die recht anspruchsvollen Pflanzen hier nicht die günstigsten Bedingungen für ihre Entwicklung vorfinden, beweist ein Vergleich mit den üppigen Beständen, wie wir sie in Sumpfmooren sehen können. Immerhin halten sie zähe an dem einmal eroberten Standort fest. Ein Brennesselkranz zeigt uns noch Jahre nach dem Verschwinden der Eiche ihren ehemaligen Platz an.
1941 Generalbauinspektor:
Von seiner ursprünglichen Größe hat er im Laufe der Jahre viel verloren. Auch hat seine Schönheit in den Jahrhunderten stark gelitten. Heute zeugen nur noch wenige alte Eichen – die meisten davon sind Baumruinen – von seinem früheren Bestand, der erst vor zweihundert Jahren der reinen Kiefernkultur weichen mußte. Mit den Kiefern kam das quadratische Schneisennetz, das als Wegenetz für die Bewirtschaftung des Forstes wohl geeignet ist, nicht aber für den Ausflugsverkehr. Die zweihundertjährige Kiefern-Alleinherrschaft hat den Boden so stark zugesetzt, daß er sich heute weigert, neue Nahrung zu geben. Gleichzeitig war er auch nicht mehr in der Lage, den immer stärker werdenden Anforderungen seiner Besucher gerecht zu werden. Überall zeigen sich die Schäden durch Zerstörung der Oberfläche und des Pflanzenwachstums. Seine übermäßig starke Besetzung durch Wild (achtmal mehr als reichsüblich) verhindert die natürliche Ansamung und den Nachwuchs von Laubgehölz. Es gibt Tausende von zwanzig- bis dreißigjährigen Eichen, die durch jährlichen Wildbiß kaum eine Höhe von einem halben Meter erreicht haben. Diese Mängel entschloß sich der Generalbauinspektor bei der Übernahme seines Amtes im Jahre 1937 abzustellen…
Die am weitesten gehende und über eine lange Zeit sich erstreckende Maßnahme aber ist die Umgestaltung des Kiefernforstes zu einem Mischwald, gleichzeitig ist sie die Voraussetzung für die wirksame Durchführung der anderen Maßnahmen. Denn was hätte es für einen Sinn, Räume, Freiflächen, Ausblicke zu schaffen in einem sterbenden Wald! Daß auf dem Sandboden mit zum Teil sehr tief liegendem Grundwasser (zwischen 15 und 60 Meter) andere Bäume als nur Kiefern gedeihen, beweisen einmal die Ergebnisse der Bodenuntersuchung, dann die Kenntnis von dem früheren Mischwald auf dem Boden des Grunewaldes, und außerdem beweist es auch der gegenwärtige Baumwuchs an bestimmten, von Mensch und Tier besonders geschonten Gebieten, wo durch Samenausflug nach und nach ein gesunder und lebensfähiger Laubunterwuchs entstanden ist.
Die größten Flächen geben die Vorrausetzung für einen trockenen, kiefernreichen Eichen-Birken-Wald, die Niederungsgebiete für einen feuchten Eichen-Hainbuchen-Wald sowie Erlen- und Birkenbruchwald.
Zur Vorbereitung dieser Maßnahmen ist bereits eine große Baumschule im Grunewald angelegt, die schon heute beinahe eine Million Eichen, Birken, Hainbuchen usw. enthält. Die Pflanzen wurden durchweg aus dem Grunewald gewonnen oder aus im Grunewald geerntetem Samen herangezogen. Als Vorbereitung der beabsichtigten Unterpflanzungen werden die Pflegehiebe gesteigert, Junghölzer früher als sonst üblich durchgeholzt, vorhandene Laubbäume weitgehend freigelegt. Die forstwirtschaftlichen Gesichtspunkte werden in Zukunft nur so weit gelten, als sie im Einklang zu bringen sind mit einem der Berliner Bevölkerung dienenden Waldpark.
Die Havel bildet an dieser Stelle zwischen der Holzablage und dem südlich davon vorspringenden Steilufer eine viereckige Bucht, das nach seiner schönen Aussicht benannte Große Fenster…….Der von der großen Eiche unten am Ufer entlang führende Weg gehört zu den schönsten Havelpartieen.„
Protokoll 4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVI. (16.) Vereinsjahrs: „Nachdem, wie Herr Friedel sich am vergangenen Sonntag in der Nähe des Pechsees bei Saubucht überzeugt, die letzte Stumpfspur der großen Wintereiche derartig verschwunden ist, daß der jetzige Forstwart in Saubucht nichts mehr davon weiß, scheint die Wintereiche, welche wir heut nahe dem Ufer des Großen Fensters vor 1 1/2 Stunden passiert, der älteste Grunewaldbaum zu sein. Der Baum ist wegen der windigen Lage unweit des breiten Havelstroms gedrungen kurzstämmig gewachsen und ergab 1 m über Gelände gemessen 6 m Umfang. Herr Friedel schlug vor, ihn zu Ehren [Carl von] Linnés die Linné-Eiche zu nennen, wodurch zugleich eine Vertändigung über ihren Standpunkt allgemein und für alle Zeiten erzielt werden würde.„
DACHSBERGESCHLUCHT am Havelhöhenweg (Galerie 2)
Protokoll 4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVI. (16.) Vereinsjahrs: „Nachdem, wie Herr Friedel sich am vergangenen Sonntag in der Nähe des Pechsees bei Saubucht überzeugt, die letzte Stumpfspur der großen Wintereiche* derartig verschwunden ist, daß der jetzige Forstwart in Saubucht nichts mehr davon weiß, scheint die Wintereiche, welche wir heut nahe dem Ufer des Großen Fensters vor 1 1/2 Stunden passiert, der älteste Grunewaldbaum zu sein. Der Baum ist wegen der windigen Lage unweit des breiten Havelstroms gedrungen kurzstämmig gewachsen und ergab 1 m über Gelände gemessen 6 m Umfang. Herr Friedel schlug vor, ihn zu Ehren [Carl von] Linnés die Linné-Eiche zu nennen, wodurch zugleich eine Vertändigung über ihren Standpunkt allgemein und für alle Zeiten erzielt werden würde.
PICHELSBERGE (Galerie 4)
PICHELSWERDER (Galerie 5)
POSTFENN – Der alte Blitzbaum und der Eichenstumpf (Galerie 6 und Galerie 7)
1894 Fontane, Seiten 21 und 22:
SCHILDHORN (Galerie 8)
TEUFELSSEE (Galerie 9 und Galerie 10)
UNBEKANNTER ORT – Aufnahme aus dem Jahre 1906
UNBEKANNTER ORT – Gemälde Eichenwald am Havelufer um 1880 von Paul Flickel
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Galerien: