Saubucht

1888

Man kann zurecht behaupten, dass die Saubucht eine Art Mitte des Grunewalds darstellt. Auf unseren Läufen kamen wir immer wieder an ihr vorbei und oft sagte ich scherzhaft zu meinem Lauftreff: „Alle Wege führen zur Saubucht“. Das stimmt zwar nicht einhundertprozentig, aber ich musste schon lachen, als ich später dann bemerkt habe, dass schon Berdrow 1902 schrieb:

„Ein sehr beliebtes Ziel im Grunewald ist die Saubucht, zu der beinahe so viele Wege wie nach Rom führen.“

In meinen ersten Laufjahren Anfang der neunziger Jahre gab es in der Nähe des Forsthauses noch einen Wasserhahn. Dort eine Trinkpause einzulegen war immer besonders schön, das Wasser schmeckte einfach köstlich! Dann, eines Tages, war der Hahn leider verschwunden. Die Rede war von kaputt und kein Geld zur Erneuerung oder die Wasserkosten dafür waren zu hoch. Viele Jahre stellte dann Herr Lippert (siehe unten) einen Wasserkanister auf (Dieses Engagement sei hiermit festgehalten und herzlichen Dank dafür!!!). Seit Sommer 2008 gibt es für den durstigen Wanderer und Sportler dort wieder eine richtige Wassertränke.

Die Saubucht liegt am Grunewaldgraben. In ihrer Nähe gibt es den Barschsee und den Pechsee, welche beide aber als Naturschutzgebiete nicht mehr öffentlich zugänglich sind, sowie der Grunewaldturm auf dem Karlsberg und die Wegkreuzung „Vier Eichen„.

Die Saubucht ist einfach herrlich gelegen. Sie wurde 1828 auf Veranlassung des Prinzen Karl von Preußen bei der Einführung der Parforcejagden angelegt. Die amtliche Bezeichnung des Geheges und des Hauses hieß ursprünglich „Karlsberg„, jedoch hat sich im Volksmund und auf den Karten sehr schnell und bis heute der Name „Saubucht durchgesetzt.

Das ursprüngliche, strohgedeckte Wärterhaus ist am 07. April 1893 abgebrannt und wurde durch ein neues Haus ersetzt. Aus den Fotos ist ersichtlich, dass dieses neue Haus dann um 1910 durch einen Anbau vergrößert wurde und dann nach 1950 nochmals umgebaut worden sein muss.

Von der Saubucht bzw. vom Rendezvousplatz (Versammlungsplatz) am Pechsee gingen früher die Saujagden aus. Beschreibungen hierzu siehe bitte auf der Seite Jagd und Wilderei.

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Beschreibungen:

1894 Fontane, Seiten 27 – 29:

Wir gehen, dem Wegweiser nach Saubucht weiter folgend, den Berg hinab und sehen bald darauf auf der vor uns liegenden Anhöhe das Häuschen des Sauwärters, den Zielpunkt unserer Wanderung. Bei dem freundlichen Sauwärter, dem alten Vater Rietz, sitzt es sich auf den primitiven Bänken unter den hohen, alten Kiefern oder im kleinen Garten hinter dem Hause in grüner Laube ganz vorzüglich und der Kaffee (auch Milch, Selterwasser und belegte Butterbrote sind hier zu haben) schmeckt uns zu dem mitgebrachten Kuchen oder einer butterbestrichenen Landbrotstulle nach dem Marsche vortrefflich.

Die herrliche Lage der Saubucht, inmitten eines schönbewaldeten, hügeligen Geländes, nicht weit vom lieblich gelegenen Pech-See, sowie die Menge der hierher führenden guten Wege, bringen es mit sich, daß der Besuch selbst an trüben Sonntagen oder im Winter ein recht reger ist. Den Besucher der Saubucht berührt es ferner angenehm, hier sich stärken zu können, ohne den sonst allgemein anzutreffenden Restaurationstrubel mit in Kauf nehmen zu müssen.

Am 7. April 1893 brannte das alte Sauwärterhäuschen bis auf den Grund ab. Inzwischen hat das Hof-Jagdamt das Haus zwar wieder aufbauen lassen, doch macht der jetzige Backsteinrohbau nicht mehr den traulichen Eindruck, welchen das alte, strohgedeckte Häuschen gewährte.

Die schöne und für den Grunewald centrale Lage der Saubucht war auch für den Prinzen Karl von Preußen maßgebend gewesen, als er 1828 bei der Einführung der Parforcejagden hier den Saugarten anlegen ließ. Die amtliche Bezeichnung des Geheges und des Hauses heißt „Karlsberg„, jedoch ist der Name Saubucht auf Karten und im Volksmunde der vorherrschende. Der die Saubucht umschließende hohe Bretterzaun umfaßt ein Gebiet von 74 Morgen bergigen Geländes, in dem tief versteckt der kleine Barsch-See eingebettet liegt. Das Innere der Umzäunung ist in mehrere Abteilungen geschieden; außerdem sind sogenannte Fangkammern und Auslaßräume gegenüber vom Versammlungs- (Rendezvous-) Platz am Pech-See eingerichtet.

Fortsetzung siehe bitte unter Jagd und Wilderei.

1902 Berdrow, Seite 81:

Ein sehr beliebtes Ziel im Grunewald ist die Saubucht, zu der beinahe so viele Wege wie nach Rom führen. Nicht nur die herrliche Lage des Häuschens sichert ihm den regen Besuch; seine Anziehungskraft beruht zum großen Teil auch darauf, daß es hier kein Bier, sondern nur Kaffee und andere Nichtalkoholika giebt, bei denen ein rechter Dauergast nimmer gedeihen will. Mithin ist den Damen nicht nur ein gemütlicher Kaffeeklatsch, sondern auch ein rechtzeitiger Aufbruch und „anständiges“ Nachhausekommen gesichert„.

Nach einer Wegbeschreibung dann:… „stehen wir an der Südspitze der 74 Morgen umfassenden Saubucht. Das Innere des thal- und schluchtenreichen Geländes ist in mehrere Abteilungen geschieden, umfaßt den sumpfumrandenen Barschsee und bietet seinen borstigen Bewohnern fraglos ein gemütliches Heim, umsomehr da sie nicht ahnen, für welchen Zweck sie hier gefüttert werden.

An der Südseite der Umzäunung steigen oder galoppieren wir in die Tiefe des Grunewaldgrabens hinab und erreichen an der entgegengesetzten Höhe das Wärterhaus. Leider ist es nicht mehr das alte trauliche Häuschen mit dem bemoosten Strohdach und dem mythischen Giebelschmuck der Roßköpfe, das nach dem Brande am 07. April 1893 durch den jetzigen modernen Bau ersetzt wurde; aber die grünen Lauben und die primitive Küche sind dieselben geblieben und lassen bald das ganze Behagen ländlicher Ungebundenheit aufleben.

1994 Berliner Zeitung (11.09.),

Familie Lippert/Rieger wohnt im Forsthaus „Alte Saubucht“:

Grunzen vor der Haustür
Mitten im Grunewald, auf einer Insel „….Die Berliner Zeitung stellt in loser Folge ausgefallene Wohnorte vor. Heute: Familie Lippert/Rieger wohnt im Forsthaus ,Alte Saubucht“.

Fast jede Nacht hören wir die ,Wildschweine vor unserer Tür“, erzählt Hans-Dieter Lippert. Der 56jährige Waldarbeiter wohnt mit seiner Famllie mitten im Grunewald. Direkt beben einem großen Naturschutzgebiet, nur wenige Meter entfernt von einem kleinen Tümpel, dem Barssee, liegt das rote Backsteinhaus der Famille.

Kaum ein Spaziergänger nimmt das Haus zur Kenntnis, das von Nadel- und Laubbäumen verborgen mitten im Grünen vor sich hln träumt. Nur selten verirrt sich jemand zum Haus der Waldarbeiterfamille. „Wenn ein Radfahrer eine Panne hat, helfen wir auch schon mal mit einem Werkzeug aus“, sagt Hans-Dieter Lippert. Aber auch nach dem Weg zum Teufelssee oder zur Havelchaussee wird ab und zu gefragt.

Seit Anfang Juli lebt die Familie hier im ehemaligen Forsthaus „Alte Saubucht“. Den Trubel der Großstadt vermissen die Eltern und ihre vier Söhne nicht. „Hier kann sich zumindest kein Nachbar beschweren, wenn unsere Kinder mal laut sind“, so der Vater. Auf dem etwa zwei Hektar großen Gelände können die Kinder nach Belieben herumtollen, Höhlen bauen und zelten. „Wir wollen, daß unsere Kinder naturnah aufwachsen“, sagt Waltraud Rieger (42), dle Mutter der vier Jungen. Im kommenden Jahr sollen im großen Garten Kartoffeln, Salat, Möhren und Kräuter angebaut werden, damit „die Kinder sehen, wie so was wächst“. Auch Hühner wollen die Eltern gleich hinter der braunen Holzscheune halten. Bald soll es sogar hausgemachte Milch für den Kaffee geben: Für die Ziege, die bald im Garten weiden soll, wird jetzt schon der Heuboden unterm Dach gefüllt.

Baden in der Havel „Ich finde es toll, hier zu leben“, schwärmt Oliver (zwölf Jahre), der Älteste. Den Schulweg legt er mit dem Fahrrad zurück und auch über wenig Besuch kann er nicht klagen: „Meine Freunde kommen gleich für mehrere Tage. Die finden das toll, hier zum Beispiel im Garten In einer Höhle zu übernachten.“ Wenn er nicht Besuch hat, hilft er dem Vater am Wochenende oder auch abends beim Bäumefällen, damit das Grundstück etwas heller wird.

Während Max (vier) und Moritz (drei) buddeln und Roland (18 Monate) die große Metalrutsche, die in den Abhang im Garten gebaut Ist, runtersaust, steht die Mutter in der Küche und backt. Manchmal frische Vollkornbrötchen und manchmal Kuchen, je nach Bedarf. Wenn der Kuchen fertig ist, geht es zum Baden an die Havel. Mit dem großen Fahrradanhänger ist die Mutter in nur zehn Minuten mit Kind und Kegel am Wasser. Das Auto wird meistens nur einmal pro Woche als Familienkutsche genutzt. „Dann geht es nach Zehlendorf zum Großeinkauf“, erzählt Waltraud Rieger. „Dabei müssen wir dann gut planen, damit wir ja nichts vergessen.“

Abends, wenn der Kühlschrank gefüllt, die Marmelade gekocht und der Kuchen alle ist, kommt auch die „Alte Saubucht“ langsam zur Ruhe. An lauen Sommerabenden sitzen Hans-Dieter und Waltraud oft auf der Holzbank ihres Hauses. Bei einem Glas Wein reden sie über die Ziege, die sie bald in ihre Großfamilie mitaufnehmen werden oder über den zukünftigen Gemüsegarten. Manchmal fliegt eine Fledermaus über ihre Köpfe hinweg oder ein Fuchs schleicht in der Dämmerung quer durch den Garten. Während andere Familien zu dieser Zeit fernsehen, gucken die Eltern ihren vier Lümmeln beim Spielen zu. Einen Fernseher gibt es in der „Alten Saubucht“ nicht. “ Wir sehen lieber nah“, sagen die Eltern.

Das Leben mitten im Wald, fernab vom Großstadt-Lärm, gefällt der Familie Lippert/Rieger.

2006 Berliner Zeitung(16.05.) – „Winterquartier für Fledermäuse saniert“:

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat mit Kosten von 15 000 Euro ein Winterquartier für Fledermäuse an der Revierförsterei Alte Saubucht saniert und frostsicher gemacht. In dem Gewölbe wurden in der Vergangenheit drei verschiedene Fledermausarten und bis zu 17 Tiere festgestellt. Die Fledermäuse gehören zu den bedrohten Tierarten. In Berlin existieren insgesamt 31 Winterquartiere.

2009 Dreharbeiten „Bilderbuch Grunewald

2022 Berliner Abgeordnetenhaus, Drucksache 19/13603:
„Wohnungsleerstand bei den Berliner Forsten“

Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt:
Vorbemerkung der Abgeordneten Nina Lerch (SPD):
Das Forsthaus „Alte Saubucht“ in der Havelchaussee 72, 14193 Berlin steht seit Jahren leer. Ein Forstbediensteter musste wieder ausziehen, da das Haus nicht bewohnbar ist, da die nötigen Renovierungsarbeiten nicht ausgeführt wurden. Ich frage den Senat:

Frage 1:
Wann beginnen die Berliner Forsten mit den nötigen Renovierungsarbeiten? Gibt es hierzu eine Fachplanung? Wie hoch sind die Renovierungskosten? Wann wird der Leerstand beendet sein?

Antwort zu 1:
Das Forsthaus „Alte Saubucht“, Havelchaussee 72, 14193 Berlin steht seit Ende 2019 leer. Es ist zutreffend, dass ein Bediensteter der Berliner Forsten das Haus als Wohnung nutzen wollte. Hierüber wurde verhandelt. Der Interessent orientierte sich jedoch beruflich um und verließ die Berliner Forsten in 2022. Aktuell wird geprüft, das Haus in zwei kleinere Wohneinheiten zu teilen. Dies scheint aus Sicht aktiver Personalanwerbung geboten, um z.B. Forstwirtinnen und Forstwirten attraktive Bedingungen bieten zu können, da diese sonst in Waldnähe kaum bezahlbaren Wohnraum finden können. Die unabhängig davon notwendige Grundsanierung des Gebäudes umfasst die energetische Modernisierung des Hauses einschließlich Dach, Türen, Fenster, Elektrik, Trink- und Abwasser sowie Heizung etc. Eine Aufstellung der Kosten ist noch nicht erfolgt, insbesondere sollten auch Möglichkeiten der Förderung einbezogen werden. Wann dieser Prozess beendet ist, kann noch nicht benannt werden.

Frage 2:
Seit wie vielen Jahren steht die ehemalige Försterei Wannsee leer? Gibt es infolge des Leerstandes Bauschäden? Wenn ja, welche und in welcher Höhe? Wie hoch sind die Einnahmeverluste durch das Entgehen der Miete für das Land Berlin? Gab es einen Antrag des damaligen Dienstwohnungsinhabers auf Weiternutzung in Form eines Mietvertrages?

Antwort zu 2:
Die Revierförsterei Wannsee, Schuchardtweg 20, 14109 Berlin, wird seit 1. Januar 2012 nicht mehr als Dienstwohnung genutzt. Bis 2017 wurde der Garten der Immobilie im Wege eines Nutzungsvertrages durch den Kunstverein „Waldkunstverein“ genutzt. Danach wurden mehrere Varianten der behördlichen Nutzung für eigene Zwecke der Berliner Forsten geprüft (zusätzliches waldpädagogisches Angebot, Außenstelle des Forstamtes, Wiedernutzung als Dienstwohnung). Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen. Das Gebäude weist hinsichtlich der Grundbausubstanz keine wesentlichen Schäden auf. Ein Antrag auf Weiternutzung seitens des vormaligen Mieters ist hier nicht bekannt.

Frage 3:
Wie geht der Senat künftig in vergleichbaren Fällen vor, wenn die Dienstwohnung nicht mehr benötigt wird und der ausscheidende Dienstwohnungsinhaber einen Antrag auf Weiternutzung als Mieter stellt?

Antwort zu 3:
Mit Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis beziehungsweise mit Ende des Arbeitsvertrages wird die Berechtigung zum Wohnen in der Dienstwohnung widerrufen. Anträge auf Weiternutzung werden in der Regel abgelehnt, da im Allgemeinen die dringende Notwendigkeit der dienstlichen Nutzung der Dienstwohnung gegeben ist. Forstliche Dienstgebäude liegen überwiegend im Wald, der baurechtlich als Außenbereich im Sinne von § 35 Absatz 1 BauGB gilt. Diese privilegierte Lage der Gebäude ist entsprechend an die forstlich begründete Notwendigkeit gebunden. Bei Entfall dieser Gründe erlischt auch die baurechtliche Voraussetzung, was zum Abriss des Gebäudes führen könnte.

Frage 4:
Wie ist die weitere Nutzung von leerstehenden Dienstgebäuden der Berliner Forsten geregelt?

Antwort zu 4:
Der Umgang mit den Dienstgebäuden orientiert sich am dienstlichen Bedarf.

Berlin, den 04.11.2022
Senatsverwaltung für
Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz