Barschsee
Der Barschsee liegt im Grunewaldgraben nahe der Saubucht. Vom nördlich liegenden Pechsee ist er durch einen der im Grunewald üblichen (und hier mächtigen) Querriegel getrennt.
Nebenstehend die Information des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf über den See.
Der heute (offizielle) gebräuchliche Name lautet: Barssee
Aber ist dies wirklich sein richtiger Name, oder beruht er auf einen Irrtum?
Namens-Übersicht (Abkürzungen belassen, die Landkarten befinden sich zum Teil in der Galerie):
Daraus ergibt sich (nicht abschließend) , dass von 1755 – 1914 bzw. 1927 der Name des Sees „Barschsee“ lautete. Davon verwenden die zwei älteren massgeblichen Wanderführer ebenfalls den Namen „Barschsee“! Wo kommt also ca. ab 1915 bzw. 1930 der neue Name „Barssee“ her?
Berdrow hat 1902 in seinem Wanderführer den Namen des Sees als „Barschsee“ angegeben, in einer beigefügten Handskizze aus Platzmangel jedoch die Abkürzung „Bars S“ verwendet. Ich habe daher den Verdacht, dass der neue Name lediglich auf eine Namensabkürzung bzw. eine Namenskurzform zurückzuführen ist und sich diese Abkürzung dann gefestigt hat? Eventuell wurde die Abkürzung sogar über amtliche Karten der Königlichen Landesaufnahme im großen Maßstab 1:100.000 aus Plazmangel eingeführt und dann nach deren endgültigen Auflösung vom späteren Reichsamt so übernommen? Und wenn etwas erst einmal in einer amtlichen Karte drinsteht….? Tja! Möglicherweise war dieser eigentlich nicht beabsichtigte Namenswechsel auch möglich, weil dieses Gebiet eher durch den bekannten Namen „Saubucht“ im Sprachgebrauch vertreten ist, als durch den Namen des „Barschsee“ oder den Pechsee in der Nähe?
Der aktuelle Name „Barssee“ könnnte daher also auf einen reinen Übertragungsirrtum beruhen? Das Wort „Barsch“ spiegel in der heutigen Sprache auch eine Sinnhaftigkeit wieder, während „Bars“ schlichteweg „Nichts“ darstellt (bei Google erscheint (am 06.06.2012) als erster Eintrag für „Bars“ kurrioserweise sogar „Bar jeder Vernunft“). 🙂
Allerdings:
Offen bleibt hier allerdings leider auch eine Übersetzung des alten Wortes „Bars“ in neuzeitliche Sprache. Ich vermute daher bis auf Weiteres: „Barsch“.
Ich habe mich daher entschieden, diese Seite bis auf Weiteres als „Barschsee“ zu betiteln. Wer genaueres über den Namensursprung des Sees weiß, bitte melden.
.
Beschreibungen:
- 1894 Fontane, Seiten 3 und 28:
Lesen:
- 1902 Berdrow, Seiten 10:
Lesen:
- 1927 Wolter, Sommer, Klotz, Seite 28:
Lesen:
- 1941 Generalbauinspektor:
Lesen:
- 1957 Behm, Seite 7 und 8:
Lesen:
- 1974 Wille, Seite 48:
Lesen:
- 1974 Wille, Seite 46/47:
Lesen:
Eine interessante Frage ist, weshalb der See eigentlich verlandet bzw. austrocknet?
Auf historischen Ansichtkarten ist noch ein großer See zu sehen, auf welchem Menschen mit einen Ruderboot fahren. Und auch auf dem Foto von Alexander Stöcker weist der See am 04. Mai 1919 noch immer die gleiche beträchtliche Größe aus.
Wille und auch die aktuelle Webseite des Bezirksamts geben als Grund für den Wasserverlust das allgemeine Absenken des Grundwassserspiegels an. Aber stimmt dies wirklich? Möglicherweise nicht, …..
![]() |
![]() |
04. Mai 1919 Alexander Stöcker – Werkverzeichnis 000F / 048 A “Am Barssee in der Saubucht Berlin” Alexander Stöcker, Presse-Illustrations-Verlag Berlin Friedenau Ersteigert bei ebay für 12,40 €: “Stöcker, Alexander (Alex) *1896 Berlin †1962 Berlin. Presse Fotograf im Presse-Illustrations-Verlag Berlin Wiesbadenerstr. 3. Stöcker begann seine Fotografenlaufbahn mit seinem Freund und Helfer Hans Mahraun, dessen Album aus der Zeit 1916-1925 im Einzelnen hier versteigert wird. Stöcker fotografierte zunächst politische Ereignisse, weitete seinen Arbeitsbereich aber auch auf Technik, Sport und Luftfahrt aus. Alle Aufnahmen sind Originale aus der Zeit (Vintageprints), die meisten Kontaktkopien von Glasplatten, verso gestempelt. Stöcker fotografierte damals mit einer Stegemann Hand-Camera 12×16,5 auf Glasplatten, Mahraun fertigte die Kontakt-Kopien.” |
04. April 2009 – Filmaufnahmen zur rbb Sendung “Bilderbuch-Grunewald”. Im Bild Herr Hans-Dieter Lippert (ehemaliger Forstamtsmitarbeiter und heutiger Mieter des ehemaligen Forsthauses Alte Saubucht) und Herr Felix Oehler (Regisseur). Im Hintergrund noch ein Kameramann. . Herr Lippert erklärte uns, dass der See ausgetrocknet ist, weil die unter dem See liegende ehemals wasserdichte Schicht durchlässig geworden ist (der See ist also irgendwann wie eine Badewanne ausgelaufen, aus der man den Stöpsel gezogen hat). Mit einem gesunkenen Grundwasserspiegel soll die “Austrocknung” daher nichts zu tun haben. |
![]() Die Frage lautet nun, was ist 1941 mit dem See passiert, dass der Maler sein Bild nachträglich mit solch einem drastischen Vermerk versehen hat? Der Vermerk lässt jedoch vermuten, dass der See 1941 nicht mehr so wie auf dem Bild von 1939 aussah. Am 19. November 1941 wurde die Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im Verwaltungsbezirk Zehlendorf der Reichshauptstadt Berlin erlassen. Quelle Seite 2.: „Diese schütze auch einzelne Teilflächen des Grunewaldes. Dabei handelte es sich um einen Teil des südlich des Schlachtensees gelegenen Ufers, die Wiese zwischen Schlachtensee und Krumme Lanke sowie das Riemeisterfenn und die Nordhänge der Grunewaldseen-Rinne vom Riemeisterfenn bis zum Leistikowwinkel am Schlachtensee einschließlich der Seeufer und Schilfbestände.“ – Also nicht die Saubucht bzw. den Barschsee. Der Barschsee wurde dann erstmals 1953 durch eine Anordnung und am 21. März 1960 durch eine Verordnung als Naturschutzgebiet gesichert. Ansonsten plante der Generalbauinspektor 1941 die Umgestaltung des Grunewaldes zu einem Waldpark. Wurden hier am Barschsee möglicherweise schon Arbeiten durchgeführt, welche zu einer Zerstörung des Sees geführt haben und die heute in Vergessenheit geraten sind? Vielleicht Bohrungen, welche die wasserundurchlässige Bodenschicht beschädigt haben? Also etwas in der Richtung wie es Herr Lippert oben berichtet hat? 1919 führte der See noch beträchtlich Wasser, wie oben das Foto von Herrn Stöcker beweist. Hilfreich wäre es, wenn von dem Barschsee Bilder aus der Zeit von ca. 1939 – ca. 1974 aufauchen würden. Wer hier ein Foto hat, bitte melden:
|
|
Oberhalb des Barssee ist ein wunderschöner kleiner Teich gelegen, welcher von einem früheren Förster “Das Auge Gottes” getauft wurde. Dieser Teich hält das ganze Jahr über beständig (etwas) Wasser. | |
23.09.2019 (gefunden 23.05.2020)
In dem Vortrag zum BUND-Wasserabend von Manfred Krauß wird auf die seit 1900 flächendeckenden Grundwasserabsenkungen im Grunewald hingewiesen: 1916 – 1983 Grundwasserstände Barschsee: |
|
2020 (gefunden 16.07.2020):
Berliner Waserbetriebe wollen den Barschsee retten: Pressemitteilung: Barssee im Grunewald Der Barssee, der eigentlich ein Moor ist, liegt im Grunewald. Er war einst einer der individuenreichsten Amphibienlaichplätze Berlins. Mittlerweile ist er vollkommen ausgetrocknet. In einem Pilotprojekt wollen wir ihn retten. In den nächsten zwei Jahren werden wir den Barssee künstlich beregnen. Dafür können wir jedoch kein normales Berliner Wasser verwenden. Denn anders als wir Menschen, benötigen Moore mineralarmes und saures Wasser. Denn in ihnen leben Tiere und Pflanzen, die auf besondere Standortbedingungen angewiesen sind. Daher wird eine Umkehrosmoseanlage zum Einsatz kommen. Sie entmineralisiert das Berliner Wasser und verändert den pH-Wert. Das aufbereitete Wasser ähnelt dann Niederschlagswasser und ist damit perfekt für Moore. Der Grunewald ist ein wichtiger Wasserspeicher in Berlin. Seit mehr als 100 Jahren wird dort Trinkwasser gefördert. In dem Gebiet befinden sich die Brunnen der Wasserwerke Beelitzhof und Tiefwerder, die fast ein Viertel der Berliner Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen. Die Grundwasserabsenkungen infolge der Trinkwasserförderung und zunehmende Dürrephase haben auch Auswirkungen auf die dortigen Moore und Feuchtgebiete. Deshalb wollen wir nun mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in einem Pilotprojekt erproben, wie die Auswirkungen unter Berücksichtigung eines zukünftig steigenden Trinkwasserbedarfs möglichst geringgehalten werden können. Mit mehreren Sensoren im Barssee werden wir den Erfolg des Projekts messen. So können wir nicht nur den Wasserstand kontrollieren, sondern können auch Veränderungen des Mikroklimas und der Wasserqualität als auch Flora, Fauna und die Bodenentwicklung untersuchen. Die Werte vergleichen dann wir mit denen des Pechseemoors. Auch dieses befindet sich im Grunewald und zeigt einen ähnlich schlechten Zustand. Erweist sich das Projekt erfolgreich, kann das Verfahren auch dort angewendet werden. |
Galerie: