Barschsee

Der Barschsee liegt im Grunewaldgraben nahe der Saubucht. Vom nördlich liegenden Pechsee ist er durch einen der im Grunewald üblichen (und hier mächtigen) Querriegel getrennt.

Nebenstehend die Information des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf über den See.

Der heute (offizielle) gebräuchliche Name lautet: Barssee

Aber ist dies wirklich sein richtiger Name, oder beruht er auf einen Irrtum?

Namens-Übersicht (Abkürzungen belassen, die Landkarten befinden sich zum Teil in der Galerie):

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1455 Barssehe Schriftstück Bezugnahme bei Berdrow 1902
1455 Parssee Schriftstück Bezugnahme bei Luisenstadt Berlin 2009 (mit P)
1755 Barsch See Landkarte am Forsthaus Hundekehlefenn
1810 Baars See Landkarte Reproduktion
1841 Barsch See Landkarte Manoeuver Plan
1860 Barsch S. Landkarte Beringuier
1863 Barsch S. Landkarte Mettke
1880 Barsch S Landkarte Unbekannt, Reproduktion 1991 Stabi/Bez.A.
1890 Barsch S. Landkarte Dohna
1891 Barsch S Landkarte Kiessling
1894 Barsch-See Wanderführer Fontane
1895 Barsch S. Landkarte Kiessling (6. Auflage)
1899 Barsch S. Landkarte Kiessling (12. Auflage)
1900 Barsch S. Landkarte Kiessling
1902 Barschsee Wanderführer Berdrow
1902 Bars S. Landkarte, Handskizze Berdrow als Anlage zum Wanderführer (hier offensichtlich als eine Namens-Abkürzung!)
1904 Bars S. Landkarte Pharus
1906 Bars S Landkarte Justiz-Straube
1909 Barsch See Landkarte Kiessling (2. Auflage)
1910 Barsch S Landkarte Holzverlag
1910 Barsch S. Landkarte Straube
1911 Barschsee Postkarte gelaufen 26.11.1911
1912 Barsch S. Landkarte Kiessling
1914 Barschsee Postkarte gelaufen 06.07.1914
1915 Bars-S Landkarte Königliche Landesaufnahme 1:100.000
1920 Barssee Landkarte Holzverlag
1921 Bars-S. Landkarte Reichsamt 1:100.000
1927 Barssee Wanderführer Wolter/Sommer/Klotz
1930 Barssee Landkarte Holzverlag
1930 Barssee Landkarte Silva-Holzverlag
1933 Bars See Landkarte Amtliche Karte
1936 Bars-S Landkarte Marathonstrecke Olympia 1936
1947 Bars-S. Landkarte Schwarz
1952 Bars-S. Landkarte Schwarz
1955 Barssee Landkarte Amtliche Karte
1955 Bars-See Landkarte Ullstein
1970 Barssee Landkarte Schaffmann
1974 Barssee Seenführer Wille, Seite 45-48 (auf Seite 44 jedoch „Barschsee“)
1981 Barssee Landkarte RV 220
1989 Barssee Landkarte RV
Das Erscheinungsjahr steht nicht bei allen Karten eindeitig fest.

Daraus ergibt sich (nicht abschließend) , dass von 1755 – 1914 bzw. 1927 der Name des Sees „Barschsee“ lautete. Davon verwenden die zwei älteren massgeblichen Wanderführer ebenfalls den Namen „Barschsee“! Wo kommt also ca. ab 1915 bzw. 1930  der neue Name „Barssee“ her?

Berdrow hat 1902 in seinem Wanderführer den Namen des Sees als „Barschsee“ angegeben, in einer beigefügten Handskizze aus Platzmangel jedoch die Abkürzung „Bars S“ verwendet. Ich habe daher den Verdacht, dass der neue Name lediglich auf eine Namensabkürzung bzw. eine Namenskurzform zurückzuführen ist und sich diese Abkürzung dann gefestigt hat? Eventuell wurde die Abkürzung sogar über amtliche Karten der Königlichen Landesaufnahme im großen Maßstab 1:100.000 aus Plazmangel eingeführt und dann nach deren endgültigen Auflösung vom späteren Reichsamt so übernommen? Und wenn etwas erst einmal in einer amtlichen Karte drinsteht….? Tja! Möglicherweise war dieser eigentlich nicht beabsichtigte Namenswechsel auch möglich, weil dieses Gebiet eher durch den bekannten Namen „Saubucht“ im Sprachgebrauch vertreten ist, als durch den Namen des „Barschsee“ oder den Pechsee in der Nähe?

Der aktuelle Name „Barssee“ könnnte daher also auf einen reinen Übertragungsirrtum beruhen? Das Wort „Barsch“ spiegel in der heutigen Sprache auch eine Sinnhaftigkeit wieder, während „Bars“ schlichteweg „Nichts“ darstellt (bei Google erscheint (am 06.06.2012) als erster Eintrag für „Bars“ kurrioserweise sogar „Bar jeder Vernunft“). 🙂

Allerdings:

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In ganz frühen Zeiten tauchen auch andere Schreibweisen ähnlich des heute offiziellen „Barssee“ auf.

  1. 1902 Berdrow, Seite 62: „…..Da mögen die Heidereiter oft ihre liebe Not mit Aufrechterhaltung der Forstverordnung und mit Verhütung von Zank und Streit gehabt haben. Es sind uns für das erste Jahrhundert der Zollernherrschaft ihrer nur drei für den Grunewald bezeugt:
    – Michael Seidenbach, dem Markgraf Johann das Amt – eigentlich nur „das halb heidenreiter ampt“ – 1431 verlieh,
    – Hans Sturm, der Friedrich dem II diente und von diesem als Leibgeding die vier kleinen Seen im Grunewaldgraben, den Barssehe, den jetzt verschwundenen Plotzensehe
    (Plötzensee ?), den Teuffelssee und Pechsee, empfing
    -und als dritter Langhans, dem Kurfürst Johann im Jahre 1492 in Ansehung der Dienste, „die unns unnser heidrenter zu Spanndow und lieber getrewer lannghanns offtmals zu dannckh getan“, einen Garten vor dem Damme zu Spandau verlieh.“ ……
    „.
  2. Luisenstadt Berlin Chronik: „14.03.1455: Kurfürst Friedrich II. Eisenzahn verleiht seinem Heidereiter Hans Sturm die drei Seen Parssee, Plötzensee und Teufelssee in der Teltowschen Heide (Grunewald). (Dort mit „P“ geschrieben).
  3. Allerdings, bei Wille 1974, Seite 44 taucht dann in Bezug auf das Jahr 1465 die Schreibweise „Barschse“ auf, obwohl Wille ansonsten den Namen „Barssee“ verwendet:
    Als „Leibgedinge“ wurden 1465 „alle Seen (Teufels-, Barsch- und Plötzensee) in Unserer Heide, die Teltowische genannt, gelegen“ nochmals der Familie Storm bestätigt.
  4. Auf der Seite vom Schlachtensee gibt Fontane 1894 als Fischart neben Plötzen, Karauschen, Hechten und Welse auch die „Barsen“ an. Ich finde aber nichts einschlägiges über die Fischart „Barse„.

Offen bleibt hier allerdings leider auch eine Übersetzung des alten Wortes „Bars“ in neuzeitliche Sprache. Ich vermute daher bis auf Weiteres: „Barsch“.

Ich habe mich daher entschieden, diese Seite bis auf Weiteres als „Barschsee“ zu betiteln. Wer genaueres über den Namensursprung des Sees weiß, bitte melden.

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Beschreibungen:

  • 1894 Fontane, Seiten 3 und 28:
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    Außer den oben erwähnten in der Seen-Rinne eingebetteten Wasserbecken, umschließt der Grunewald noch drei in gesonderten Thalkesseln ruhende kleine Seen: den Teufels-, den Pech- und den Barsch-See… Der die Saubucht umschließende hohe Bretterzaun umfaßt ein Gebiet von 74 Morgen bergigen Geländes, in dem tief versteckt der kleine Barsch-See eingebettet liegt.“
  • 1902 Berdrow, Seiten 10:
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    Nördlich von diesem anmutenden Plätzchen (gemeint ist „Vier Eichen„) verbreitert sich der Grunewaldgraben allmählich zu einem weiten Thalkessel, der, durch das Gehege der Saubucht dem Besuch entzogen, an seiner tiefsten Stelle den vom Sumpf umgebenen, in 102 Fuß Meereshöhe gelegenen Barschsee enthält. In fast gleicher Breite setzt die Senke sich nach Norden zum Pechsee fort, dessen Umgebung reich an kleinen, eine interessante Flora bergenden Torfpfuhlen ist, und bildet dann nach kurzer Verengung das breite Thal des Teufels- und Postfenns.
  • 1927 Wolter, Sommer, Klotz, Seite 28:
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    Vom Pechsee aus streicht unser Grunewaldgraben weiter durch die Saubucht zum stark verlandeten Barssee und schließlich östlich um den Havelberg herum zur „Großen Steinlanke“.
  • 1941 Generalbauinspektor:
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    „Mitten im Grunewald, am Barssee, liegt ein Naturschutzgebiet von ganz besonderer Schönheit, mit dem schönsten Baumbestand und wertvollen Pflanzenarten. Dieses Gebiet ist bis zum heutigen Tag den Berlinern vorenthalten worden. Es soll unter Beibehaltung seines Charakters als Naturschutzgebiet nun durch einen Weg erschlossen und zugänglich gemacht werden.“
  • 1957 Behm, Seite 7 und 8:
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    Die Unruhe im allgemein trockenen Bodengefüge erscheint gesteigert, wo ungefähr im Raumgebiet zwischen dem Teufelsfenn, dem Teufelssee und der Saubucht die Senken bis nahezu zum Grundwasserspiegel reichen und versumpfte und anmoorige Stellen nicht fehlen. Wie der stark umschilfte Teufelssee selbst, halten der zwergenhafte Pechsee und der kaum viel größere Barssee inmitten der Saubucht noch freies Wasser. Das Grundwasser tritt hier offen zutage. Ein Stimmungszauber eigener Art schwebt um die schwarzbraunen, naturgeschützten Liliputgewässer. Üppig wuchernde Sumpfvegetationen scheint sie völlig eindecken zu wollen, wie es bereits dort geschah, wo beim Betreten mooriger Uferstreifen diese in leichte Schwingungen geraten.
  • 1974 Wille, Seite 48:
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    Als … Prinz Carl von Preußen in der Nähe des Barssees im Jahre 1827 für seine Parforcejagden ein Sauwärterhaus anlegen ließ, wurde das Gebiet um die verträumten Gewässer zum Mittelpunkt des höfischen Waidwerks. Ursprünglich nannte man das Jagdhaus „Carlsberg“, wobei man auf den nahen Höhenrücken Bezug nahm. 1861 erhielt es dann die Bezeichnung „Saubucht“. Die Saubucht, nach der auch das heutige Forsthaus seinen Namen bekam, bezeichnet ein nordöstlich am Westufer des Barssees gelegenes Gelände, in dem jahrzehntelang Schwarzwild für die Jagd gehalten wurde.
  • 1974 Wille, Seite 46/47:
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    Die geologische Struktur dieser Landschaft … ist gekennzeichnet durch Höhenrücken und Bergkuppen, von denen viele kleine, aber tiefe Talkessel rings umschlossen werden. An den Stellen, an denen diese Talkessel bis unter den Grundwasserspiegel hinabreichen, treten nun Seen zutage. Solche Erscheinungen findet man u. a. am Pechsee (0,29 ha Fläche und max. 1,50 m Tiefe) und am Barssee (1,20 ha Fläche, dagegen nur nach Niederschlägen geringfügig bespannt)… Bei den Grunewaldmooren, die wir hier als Moorseen bezeichnen wollen, handelt es sich nicht um „Hochmoore“, wie jahrzehntelang fälschlicherweise behauptet wurde, sondern um sogenannte „oligotrophe Moore„, also Moore auf nährstoffarmen Grund… Als um 1900 durch intensive Bebauung und Kanalisierung der Grunewaldgebiete das Grundwasser künstlich gesenkt wurde, gerieten die Moorseen in akute Gefahr…

Eine interessante Frage ist, weshalb der See eigentlich verlandet bzw. austrocknet?

Auf historischen Ansichtkarten ist noch ein großer See zu sehen, auf welchem Menschen mit einen Ruderboot fahren. Und auch auf dem Foto von Alexander Stöcker weist der See am 04. Mai 1919 noch immer die gleiche beträchtliche Größe aus.

Wille und auch die aktuelle Webseite des Bezirksamts geben als Grund für den Wasserverlust das allgemeine Absenken des Grundwassserspiegels an. Aber stimmt dies wirklich? Möglicherweise nicht, …..

 

04. Mai 1919 Alexander Stöcker – Werkverzeichnis 000F / 048 A
“Am Barssee in der Saubucht Berlin”
Alexander Stöcker, Presse-Illustrations-Verlag Berlin Friedenau
Ersteigert bei ebay für 12,40 €: “Stöcker, Alexander (Alex) *1896 Berlin †1962 Berlin. Presse Fotograf im Presse-Illustrations-Verlag Berlin Wiesbadenerstr. 3.
Stöcker begann seine Fotografenlaufbahn mit seinem Freund und Helfer Hans Mahraun, dessen Album aus der Zeit 1916-1925 im Einzelnen hier versteigert wird. Stöcker fotografierte zunächst politische Ereignisse, weitete seinen Arbeitsbereich aber auch auf Technik, Sport und Luftfahrt aus. Alle Aufnahmen sind Originale aus der Zeit (Vintageprints), die meisten Kontaktkopien von Glasplatten, verso gestempelt.
Stöcker fotografierte damals mit einer Stegemann Hand-Camera 12×16,5 auf Glasplatten, Mahraun fertigte die Kontakt-Kopien.”

04. April 2009 – Filmaufnahmen zur rbb Sendung “Bilderbuch-Grunewald”.
Im Bild Herr Hans-Dieter Lippert (ehemaliger Forstamtsmitarbeiter und heutiger Mieter des ehemaligen Forsthauses Alte Saubucht) und Herr Felix Oehler (Regisseur). Im Hintergrund noch ein Kameramann.

Stöpseltheorie?

Herr Lippert erklärte uns, dass der See ausgetrocknet ist, weil die unter dem See liegende ehemals wasserdichte Schicht durchlässig geworden ist (der See ist also irgendwann wie eine Badewanne ausgelaufen, aus der man den Stöpsel gezogen hat). Mit einem gesunkenen Grundwasserspiegel soll die “Austrocknung” daher nichts zu tun haben.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob es noch eine dritte Möglichkeit gibt, warum, der See ausgetrocknet ist. Denn der Berliner Maler Georg Garbe-Glogau (1879-1945) hat den See 1939 – noch wasserführend – gemalt und auf der Rückseite seines Werkes zwei Jahre später vermerkt „vor der Vernichtung 1941″.

Die Frage lautet nun, was ist 1941 mit dem See passiert, dass der Maler sein Bild nachträglich mit solch einem drastischen Vermerk versehen hat? Der Vermerk lässt jedoch vermuten, dass der See 1941 nicht mehr so wie auf dem Bild von 1939 aussah.

Am 19. November 1941 wurde die Verordnung zum Schutze von Landschaftsteilen im Verwaltungsbezirk Zehlendorf der Reichshauptstadt Berlin erlassen. Quelle Seite 2.: „Diese schütze auch einzelne Teilflächen des Grunewaldes. Dabei handelte es sich um einen Teil des südlich des Schlachtensees gelegenen Ufers, die Wiese zwischen Schlachtensee und Krumme Lanke sowie das Riemeisterfenn und die Nordhänge der Grunewaldseen-Rinne vom Riemeisterfenn bis zum Leistikowwinkel am Schlachtensee einschließlich der Seeufer und Schilfbestände.“ – Also nicht die Saubucht bzw. den Barschsee. Der Barschsee wurde dann erstmals 1953 durch eine Anordnung und am 21. März 1960 durch eine Verordnung als Naturschutzgebiet gesichert.

Ansonsten plante der Generalbauinspektor 1941 die Umgestaltung des Grunewaldes zu einem Waldpark. Wurden hier am Barschsee möglicherweise schon Arbeiten durchgeführt, welche zu einer Zerstörung des Sees geführt haben und die heute in Vergessenheit geraten sind? Vielleicht Bohrungen, welche die wasserundurchlässige Bodenschicht beschädigt haben? Also etwas in der Richtung wie es Herr Lippert oben berichtet hat? 1919 führte der See noch beträchtlich Wasser, wie oben das Foto von Herrn Stöcker beweist.

Bombentheorie?

Ein Leser hat mir am 10.09.2020 folgendes mitgeteilt:

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Bei der Frage, was mit dem Barssee 1941 passiert ist, kann ich aber vielleicht weiterhelfen. Mein Großvater hat von 1946 bis 1947 sogenannte Notstandsarbeiten in Berlin gemacht. Dazu gehörte Ruinenabriss, Trümmer räumen und Waldarbeiten wie Bomben-und Granattrichter zuschütten sowie  Forstarbeiten, hier insbesondere Baum-Stubben roden. Das war eine harte und gefährliche Arbeit, bei Wind und Wetter und ständig der Angst ausgesetzt, auf einen Blindgänger zu latschen. Es hat viele Verletzte und auch Tote gegeben. Dafür bekam man aber auch die Lebensmittelkarte für Schwerstarbeiter mit Sonderration. Das zählte! Mein  Großvater hat  auch immer von dieser Zeit erzählt. So haben er und seine Arbeitskolonne dann eines Tages im Grunewald dann auch eine richtig große Bombe entdeckt. Alles wurde abgesperrt und der Polizei-Feuerwerker vom Dienst erschien mit seinem Gehilfen. Die haben das Ding dann entschärft. In  Folge ist mein Großvater mit denen dann ins Gespräch gekommen, weil er selber in den 20/30ern bei der Polizei gewesen ist. Und tatsächlich, man kannte so einige Kollegen aus dieser Zeit. Auch die Schäden im Wald waren wohl Thema. Dabei hat ihm der Polizist erzählt, dass im Krieg bei einem Nachtangriff eine ganze Reihe Sprengbomben in dem besagten Barssee eingeschlagen sind. Dabei wurde nicht nur alles um den See herum verwüstet, eine oder mehrere Bomben sind wohl in den Seegrund eingeschlagen und haben dabei  eine wasserundurchlässige Schicht beschädigt. Der Polizist bemerkte dann auch, dass der See wohl dadurch  im Laufe der Zeit auch austrocknen würde. Die gerade entschärfte Bombe stammte mit großer Wahrscheinlichkeit auch von diesem Angriff. Als ich dieses Bild mit dem Vermerk „Vor der Vernichtung 1941“ gesehen habe, ist mir das sofort wieder eingefallen

Den Wahrgheitsgehalt kann ich nicht überprüfen und Erzählungen vom Hören-Hörensagen („Stille Post“) sind halt immer so eine Sache. Prof. Dr. Laurenz Demps hat 2012 das Buch „Luftangriffe auf Berlin. Die Berichte der Hauptluftschutzstelle 1940-1945“ veröffentlicht. In der beigefügten Dokumentensammlungs-CD habe ich für den Bereich Saubucht lediglich folgenden Hinweis gefunden:

Mit Lageplan:

Allerdings gehe ich davon aus, dass Bombeneinschläge im GrundeWALD überhaupt nicht erfasst wurden, sofern sie nicht, wie auch hier am 24.09.1940, zu einem Schaden an Gebäuden oder Infrastruktur führten. Jedoch stellt sich hier offenkundig die Frage, weshalb der mutmaßliche weitere Bombenabwurf, wo „alles um den See herum verwüstet“ wurde, nicht auch zu einer Beschädigung am Forsthaus Saubucht geführt hat? Oder gab es dort nur den einen Abwurf und lediglich zwei Bomben wurden „erfasst“, während die anderen Bomben buchstäblich „ins Wasser fielen“ und so keinen Eingang in den Bericht fanden?

Auf einer Luftbildkarte aus dem Jahr 1953 sind allerdings keine Bombentrichter zu erkennen:

Hilfreich wäre es, wenn von dem Barschsee Bilder aus der Zeit von ca. 1939 – ca. 1974 aufauchen würden. Wer hier ein Foto hat, bitte melden:
uwe.gerber@forst-grunewald.de

 

Oberhalb des Barssee ist ein wunderschöner kleiner Teich gelegen, welcher von einem früheren Förster “Das Auge Gottes” getauft wurde. Dieser Teich hält das ganze Jahr über beständig (etwas) Wasser.
23.09.2019 (gefunden 23.05.2020)

In dem Vortrag zum BUND-Wasserabend von Manfred Krauß wird auf die seit 1900 flächendeckenden Grundwasserabsenkungen im Grunewald hingewiesen:

1916 – 1983 Grundwasserstände Barschsee:

2020 (gefunden 16.07.2020):

Berliner Waserbetriebe wollen den Barschsee retten:

Pressemitteilung: Barssee im Grunewald

Der Barssee, der eigentlich ein Moor ist, liegt im Grunewald. Er war einst einer der individuenreichsten Amphibienlaichplätze Berlins. Mittlerweile ist er vollkommen ausgetrocknet. In einem Pilotprojekt wollen wir ihn retten.

In den nächsten zwei Jahren werden wir den Barssee künstlich beregnen. Dafür können wir jedoch kein normales Berliner Wasser verwenden. Denn anders als wir Menschen, benötigen Moore mineralarmes und saures Wasser. Denn in ihnen leben Tiere und Pflanzen, die auf besondere Standortbedingungen angewiesen sind. Daher wird eine Umkehrosmoseanlage zum Einsatz kommen. Sie entmineralisiert das Berliner Wasser und verändert den pH-Wert. Das aufbereitete Wasser ähnelt dann Niederschlagswasser und ist damit perfekt für Moore.

Der Grunewald ist ein wichtiger Wasserspeicher in Berlin. Seit mehr als 100 Jahren wird dort Trinkwasser gefördert. In dem Gebiet befinden sich die Brunnen der Wasserwerke Beelitzhof und Tiefwerder, die fast ein Viertel der Berliner Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen. Die Grundwasserabsenkungen infolge der Trinkwasserförderung und zunehmende Dürrephase haben auch Auswirkungen auf die dortigen Moore und Feuchtgebiete. Deshalb wollen wir nun mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz in einem Pilotprojekt erproben, wie die Auswirkungen unter Berücksichtigung eines zukünftig steigenden Trinkwasserbedarfs möglichst geringgehalten werden können.

Mit mehreren Sensoren im Barssee werden wir den Erfolg des Projekts messen. So können wir nicht nur den Wasserstand kontrollieren, sondern können auch Veränderungen des Mikroklimas und der Wasserqualität als auch Flora, Fauna und die Bodenentwicklung untersuchen. Die Werte vergleichen dann wir mit denen des Pechseemoors. Auch dieses befindet sich im Grunewald und zeigt einen ähnlich schlechten Zustand. Erweist sich das Projekt erfolgreich, kann das Verfahren auch dort angewendet werden.

 

 

 

 

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