Pichelssee

1883 ! Pichelswerder, Blick auf den Pichelssee. Auf dem See schwach zu erkennen: Eine Fischreuse, eine Segelschiff und ein Dampfschiff. Das Aufnahmejahr „1883“ ist auf der Aufnahme eingeprägt und auch authentisch, da der Berliner Fotograf Friedrich Albert Schwartz von 1882 – 1887 seinen Firmensitz in der Louisenstraße 23 hatte.

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Der Pichelssee ist leider ein Gebiet, welches bedingt durch die Bebauung mit Bootshäusern seinen Reiz verloren hat. Zum einen hat dies die ehemals malerische Landschaft “zerstört” und zum anderen ist der kleine im Kanal gelegene See nicht frei zugänglich. Bedingt durch seine Lage im Schifffahrtskanal und durch die vielen Bootstege, ist er sogar als See eigentlich gar nicht mehr richtig zu erkennen.

1903-02-21 Pichelssee klein a

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Chronik:

1907 27.05.1907, Brandenburgia,
Protokoll 4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVI. (16.) Vereinsjahrs:
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Herr Friedel machte ferner auf die gewaltige Anschüttung aus diluvialem Sande in der Hauptsache bestehend, aufmerksam, die unter Zuhilfenahme eigener Eisenbahngleisanlagen im Stößensee zwischen Pichelsberg und Pichelswerder erfolgt, auf welcher die Döberitzer Heerstraße, jetzt Kaiserdamm [heute: Heerstraße] genannt, hergestellt werden soll. Hier konnte man im Frühjahr d. J. ein eigenartiges Naturschauspiel, wie es sich bei den Arbeiten für den Teltow-Kanal und dessen Böschungen in kleinerem Maßstabe in den Jahren 1904 bis 1906 gezeigt, im großen beobachten. Als nach der starken, Wochen hindurch andauernden Frostperiode urplötzlich mildes Tauwetter eintrat, versank plötzlich ein Teil des Dammes und riß mehrere Arbeiter mit in die Tiefe [Seite 263: „4 Arbeiter, welche den auf dem Damm haltenden Kieszug entleeren sollten, ins Wasser stürzten und nur mit genauer Not gerettet werden konnten.“]. Durch den starken Druck auf den morastigen Untergrund wurde der Schlamm an der Nordseite des Stößensees in die Höhe getrieben, und es entstand eine mehrere Meter im Durchmesser haltende Schlamminsel, die sich noch fortgesetzt vergrößert und erst später durch Baggern beseitigt werden soll.

Dieser Vorgang ist noch besonders interessant, weil die neue „Insel“ in der vor 100 Jahren am 17. Mai 1807 auf der anderen Seite des Pichelswerder entstandenen „Pfingstinsel“ bei Pichelsdorf ein Gegenstück aufzuweisen hat. Den Namen gab man der Insel, die von abergläubischen Leuten lange Zeit mit Grauen angestaunt wurde, weil sich der Vorfall gerade in der Pfingstnacht ereignete. Auf welcher Stelle des Havelstroms damals ein Druck ausgeübt wurde, um bei Pichelswerder die Schlamminsel emporzutreiben, hat sich infolge der unruhigen Zeiten nicht feststellen lassen. Die französischen Offiziere, die damals zur Besatzung Spandaus gehörten, schrieben an ihre Angehörigen, daß sich bei Berlin mitten im Flusse ein Erdbeben ereignet habe.

1927 Wolter/Sommer/Klotz, Seite 146-146:

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Sobald wir das Gebüsch verlassen haben, liegt rechts vor uns der ehemalige Pichelssee.

Am 17. Mai 1807 erhob sich während eines starken Gewitters plötzlich im See eine 50 Schritt lange und 15 Schritt breite Schlamminsel, mit Fischen, Muscheln und Schnecken bedeckt. Sie ist im Laufe der Jahre mit dem Pichelsdorfer Ufer landfest geworden. Ein Teil des Schlamms ist wieder abgesunken. Die Bootsschuppen, die auf dem bisherigen Ufer erbaut sind, stehen auf ehemaligen Seeboden.

Nachdem man der Havel ihren neuen Weg gewiesen und das künstliche Gemünde hergestellt hatte, mußte die Fahrtrinne im Pichelssee möglichst tief gehalten und vor Schlammablagerungen geschützt werden. Das geschah wie allerwärts durch Buhnen, – Dämme, die senkrecht  zur Stromrichtung von den Ufern her in den See hineingebaut wurden. Sie engen das Fahrwasser ein und beschleunigen dadurch seine Strömungegeschwindigkeit, so daß es nicht so leicht zur Ablagerung des mitgeführten Schlamms kommen konnte. Der setzte sich vielmehr in den ruhigen Buchten zwischen den Buhnen ab und höhte dort den Boden rasch auf.

Auf dem dieseitigen Ufer hat man durch Uberschüttung der entstandenen Sümpfe dann schnell festen Boden gewonnen. Die Buhnen werden jetzt als Bootsstege benutzt und sind noch ebenso deutlich zu sehen wie am jenseitigen Ufer.

Der künstliche Haveldurchstich lehnt sich mit dem Westufer an eine schmale Halbinsel, den Sack, den auf der anderen Seite die Scharfe Lanke begrenzt.

Die Einfahrt zu dem schmalen Gemünde mußte für die Schiffahrt natürlich so kenntlich gemacht werden, daß sie Tag und Nacht zu sehen ist. Die Ufer sind gegen Abspülung und Beschädigung durch Steinpackungen geschützt.

1936 ca.

Havel Heimatfluß, Verlag Spandauer Zeitung – Das Pichelsdorfer “Sackwunder”:

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Eine Karte aus dem Jahre 1807 verzeichnet in dem Pichelssee, der damals “Sack” genannt wurde (dieser Name ist auf die Landzunge zwischen Gemünde und Scharfe Lanke übergegangen) ein kleines Eiland, mit dem es eine eigenartige Bewandtnis hatte.

Die kleine Insel trat am 17. Mai 1807 während eines harten Gewitters zutage. Das Eiland war 50 Schritt breit und mit Fischen, Muscheln, und Schnecken bedeckt. Ein Teil des Schlammes sank wieder ab, der Rest wurde mit dem Pichelsdorfer Ufer landfest.

Die Gegebenheit des “Sackwunders” zog viele tausende Berliner und Spandauer nach Pichelsdorf, und es waren bald Gerüchte im Umlauf, daß unter dem Wasser ein Feuer brenne. Der Pichelsdorfsche Krug aber hatte ein gutes Geschäft.  Das Pichelsdorfer “Sackwunder” wurde von dem damals in Berlin lebenden plattdeutschen Volksdichter Wilhelm Bornemann besungen.

 

Galerie:

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