Wetterbeeinflussung

Etwas „verjährt“. Habe ich aber noch im Hinterkopf gehabt und finde es irgendwie witzig.
Hintergrund ist, dass wir 1999 in Westend ein furchtbares lokales Unwetter hatten, welches ich auch selbst erlebt habe. Extrem starker Westwind, schwere Äste sind abgebrochen und durch die Windschutzscheiben von parkenden Autos geknallt.

Berliner Zeitung, 22.07.1999

Mysteriöser Hagel am Teufelsberg – Ökowerk vermutet, daß eine Radarstation schuld ist

WILMERSDORF. Ein schweres Unwetter hat am 13. Juli den Garten des Ökowerks verwüstet. Hagelkörner, groß wie Taubeneier, prasselten auf den Umweltschutzverein nieder. Ein metallener Parabolspiegel hat nun erbsengroße Beulen. Die Dächer der Ausstellungshallen sind plötzlich undicht, dem Drüsigen Springkraut fehlen die Blüten, und auch der Schnittlauch sieht nicht mehr gut aus. Es ist das zweite Unwetter innerhalb von acht Tagen. Einige Beschäftigte des Ökowerks hegen einen Verdacht: Die Radarstation auf dem benachbarten Teufelsberg sei schuld.

Deshalb schickte Geschäftsführer Lothar Semsch eine Pressemitteilung an die Nachrichtenagenturen, die mitten im Sommerloch Journalisten in Hochstimmung versetzte: „Der Verdacht liegt nahe, daß die Radarstation mit modernstem Flugsicherungsradar und starken elektromagnetischen Zentimeterwellen Unwetter und Niederschläge anzieht.“ Semsch will den Zusammenhang zwischen der Radarstation und den „erst in letzter Zeit geballt auftretenden Unwettern“ wissenschaftlich untersuchen lassen.

Ökowerk-Sprecher Heiko Gliesche-Neumann spricht von einer sechsstelligen Schadenssumme. Seine Gärtnerin hat zwei Tage allein für den künstlichen Teich gebraucht, denn der Wolkenbruch hatte zentnerweise Rindenmulch von den Wegen ins Wasser gespült. Die Frösche blieben wie durch ein Wunder am Leben. „Hier“, sagt die Gärtnerin, und zeigt eine Tomate. „Total durchlöchert. Auch der Sauerampfer und die Brunnenkresse sind platt.“ Die Ohrkneifer in ihrem Unterschlupf blieben dagegen unversehrt. Seit 15 Jahren gibt es das Ökowerk, das pro Jahr von rund 100 000 Berlinern, vor allem Schülern, besucht wird. Aber solche Wetterkapriolen habe es noch nie gegeben, das könne kein Zufall sein, glaubt Gliesche-Neumann. Erst seit die Flugsicherung im vergangenen Jahr ihre neue Anlage auf dem Teufelsberg in Betrieb genommen habe, gebe es vermehrte Unwetter am Teufelssee.

„Mickrige Mikrowellen“

„Das wäre neu“, sagt der Berliner Elektrosmogexperte Olaf Plotzke. „Aber vielleicht sitzt ja irgendwo in Neuseeland schon einer, der mit seinen Forschungen weiter ist.“ Wetter-Fachmann Jörn Welsch von der Senatsumweltverwaltung, macht die Grunewaldhöhen, die sich auf Niederschläge auswirken, verantwortlich. „Lokale extreme Hagelereignisse gibt es außerdem immer wieder.“ Auch Professor Horst Malberg hält die Deutsche Flugsicherung für unschuldig. „Bestenfalls kann die Radarstation das luftelektromagnetische Feld beeinflussen und Blitze anziehen, aber keine Unwetter“, sagt der Direktor des Meteorologischen Instituts der Freien Universität.

Ein Physiker des Max-Planck-Instituts kommentiert die Vermutung der Wilmersdorfer Naturfreunde so: „Die mickrigen Mikrowellen sind viel zu schwach, um Unwetter anzuziehen.“ Seinen Namen will er nicht nennen. Das Thema ist ihm dann doch zu peinlich.