Moderne trifft auf Moderne

Diese Karte gefiel mir sofort. Zum einen eine New Yorker Hochhaus und zum anderen die „alt“-wirkenden Briefmarken direkt daneben. Vielleicht von einem Sammler geschrieben und da die Karte nur einen Empfänger und keinen Absender – ja nicht einmal einen Gruß – enthält, hat die Karte vielleicht sogar der Empfänger an sich selbst geschickt? Vielleicht von einer Urlaubsreise?

Dann hat die Karte noch einen Stempelaufdruck:

F. E. Knoke – 395 Prospect Ave. – Brooklyn (N.Y.) USA.

Zunächst hatte ich dies für einen Werbeaufdruck gehalten. Aber da die Karte auch den Stempelaufdruck „Marke umseitig“ und „Stamps over“ hat, kann es vielleicht auch sein, dass es sich bei der Firma Knoke um einen Briefmarkenversand handelt? Dies würde Sinn machen, da die beiden Briefmarken  1 1/2c Washington (#706) 1932 erschienen sind. Demnach würde es sich also evtl. um ein Briefmarkenabonnement mittels echt gelaufenen Postkarten handeln.

Nun, abgebildet ist das Woolworth-Building. Es wurde 1913 eröffnet. Ausführender Architekt war Cass Gilbert, der auch das New York Life Insurance Building und das Thurgood Marshall United States Courthouse in New York City erbaute. Das Woolworth-Bulding war über 15 Jahre lang das höchste Gebäude der Welt und gilt als prägend für den New Yorker Hochhausstil der 1920er Jahre.

Und wo ging die am 27. April 1932 abgeschickte Karte hin: Nach Berlin-Spandau, in den Tannenweg 10. Der Tannenweg ist Bestandteil der Waldsiedlung Hakenfelde, einer Gartenstadt, welche 1919 fertiggestellt wurde.

Das Woolworth-Building steht für eine neue Zeit, für Städte, welche mit imposanten Kathedralen wie nie zuvor in den Himmel wachsen. Die Waldsiedlung Hakenfelde hingegen steht ebenfalls für eine neue Zeit, nämlich für die Schaffung von attraktiven Wohnraum im Grünen für Arbeiter, welche bisher beengt in den Hinterhöfen der zu schnell wachsenden Stadt Berlin und Spandau wohnten.

Moderne trifft auf Moderne: Aber doch so unterschiedlich.

.