„Kapitänleutnant Lütjens“

Diese Ersteigerung bzw. diesen Sofortkauf musste ich erst einmal überschlafen, weil es für meine Verhältnisse doch recht teuer war: Insgesamt 80,98 €.

Aber es ist schon ein ungewöhnlicher Beleg.

Absender des am 08. September 1923 postalisch gelaufenen Wertbriefes ist das

Empfänger ist

Das ist niemand anderes als der spätere Admiral Günther Lütjens. Er war der Flottenchef des „Unternehmen Rheinübung“ – bei welcher am 24. Mai 1941 das Schlachtschiff „HMS Hood“ versenkt wurde. Lütjens ging dann am 27. Mai 1941 zusammen mit dem Schlachtschiff „Bismarck“ unter. Insgesamt überlebten von der 2.221 Mann starken Besatzung einschließlich Flottenstab und Prisenkommando den Untergang nur 115 Männer („HMS Dorsetshire“ rettete 86, die „HMS Maori“ 25 und die „Sachsenwald“ später 2 Männer), wobei die Zahlen je nach Quelle etwas schwanken. Gerettet wurde von der Dorsetshire auch der IV. Artillerieoffizier der Bismarck, Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg, welcher die Geschehnisse aus seiner Sicht in seinem Buch „Schlachtschiff Bismarck: Ein Überlebender in seiner Zeit“ überliefert hat.

Mithin also eine der weltweit berühmtesten Seeschlachten.

Von daher „musste“ ich als Hobby-Philatelist diesen Beleg einfach ersteigern. Ich weiß auch gar nicht, ob der gewerbliche Verkäufer wusste, was er da anbietet. Einen Hinweis auf „Lütjens“ enthielt die Angebotsbeschreibung jedenfalls nicht, nur das Briefumschlagfoto mit den Briefmarken und eben den Empfängernamen, den ich mir einfach genauer angeschaut habe. Der ursprüngliche Sammelnde wusste es aber wohl, denn hinter dem Umschlag befindet sich ein s/w Foto von Lütjens. Nun ja.

Als der Brief am 08. September 1923 gelaufen ist, ist über Lütjens bei Wikipedia folgendes vermerkt:

1917 wurde er zum Kapitänleutnant ernannt. In die Reichsmarine übernommen, wurde er zusätzlich zu verschiedenen Marinestäben berufen.

Da für Lütjens in absehbarer Zeit kein Bordkommando in Frage kam, wurde er am 7. Juni 1921 in die Marineleitung berufen. Sein Vorgesetzter war Admiral Paul Behncke. Dort war Lütjens bis Ende September 1923 als Dezernent in der Flottenabteilung (A II) [Organisation und Bereitschaft der Seestreitkräfte] des Marinekommandoamts tätig. In dieser Stellung beschäftigte sich Lütjens mit strategischen und marinepolitischen Fragen. Dazu gehörte die Beobachtung und Analyse der Washingtoner Flottenkonferenz und ihrer Abrüstungsbestimmungen. Im Rahmen seiner strategischen Arbeit verfasste Lütjens einen längeren Aufsatz über die Entwicklung der Seemächte in den Jahren 1918 bis 1922. Seine Abhandlung erschien 1923 in der ersten Nachkriegsausgabe der Zeitschrift Nauticus. Im Oktober 1923 wurde er zum Chef der 3. Torpedoboots-Halbflottille in Wilhelmshaven ernannt, die er bis September 1925 kommandierte.

Frankiert ist der – leider leere – Umschlag mit Deutsches Reich Dienstmarken von 1923:

  • 37x Michel Nummer 80 (400 Mark) und
  • 8x Michel Nummer 90 (20Tausend Mark),
  • insgesamt Porto 174.800 Mark.

1923 Stiebitz & Köpchen – Bauvorhanden Württembergallee Ecke Preußenallee

Württembergallee Ecke Preußenallee in Berlin-Westend. Um welches Grundstück es sich genau handelt, sollte eigentlich einfach sein festzustellen. Ist es aber nicht. Aber das ist ja auch gar nicht so wichtig.

Die Karte wurde am 31. August 1923 verschickt. Über die Maurer- und Zimmermeisterfirma Stiebitz & Köpchen gibt es bei Wikipedia leider keinen Eintrag. Ihren Firmensitz hatte sie laut der Karte in Charlottenburg, Neue Kantstraße 2.

Ich vermute, dass die Firma seinerzeit lange fachlich gut im Geschäft war. Möglicherweise nicht nur mit Bauausführungs-, sondern auch mit Architekturleistungen. So sind in der Berliner Denkmaldatenbank einige Immobilien verzeichnet, an deren Erstellung die Firma mitgewirkt hat:

Es handelt sich hier vermutlich um eine Benachrichtingskarte betreffend des Bauverlaufs. Ich habe leider Schwierigkeiten die Handschrift zu lesen. Aber der Empfänger könnte „Herr Bernhard Kuklinski“ gewesen sein. Laut dem Berliner Adressbuch von 1922 und 1923 gab es damals einen

Bernard Kuklinski, Fassadenputzer, in Berlin NW5, Salzwedeler Straße 14 IV

In dem hier nicht beigefügten Text steht etwas von

kommen (?) am Montag, d. 3. Sept. 23 zu…. Es sollen zuerst die ? in Angriff genommen werden. Die erforderlichen ……. Estrich angefertigt. Hochahchtungsvoll….

Es zeigt, wie hinderlich es gewesen sein muss, wenn man noch kein Handy und Telefon hatte, sondern ein Bauvorhaben noch per Briefpost händeln musste. Und: Wie wichtig damals eine schnell und zuverlässig funktionierende Reichspost war, trotz Hyperinflation, denn nur kurze Zeit später kostete das Porto nicht mehr tausende, sondern Millionen Reichsmark.

Frankiert ist die Baukarte mit der Dauermarkenserie: Ziffern im querliegenden Oval (3x 4.000 Mark, Michel Nummer 255) und der Dauermarkenserie: Ziffern im Kreis (3x 1.000 Mark, Michel Nummer 273), zusammen Porto 15.000 Mark.

Erworben über ebay am 14. Juni 2021 für insgesamt 2,55€.

Auslandsbund Deutscher Frauen – Eleonore Gräfin Radolin

Auslandsbund Deutscher Frauen
Hauptvorstorstand
Vorsitzende (u.a.)

Gräfin von Radolin, geborene Gräfin Königsmarck
Berlin, NW, Roonstraße 9

Aus: Die Presse, Ostmärkische Tageszeitung, vom 15. Mai 1915,
Vortrag im deutsch-evangelischen Frauenbund:

Herr Pfarrer Ebers weist auf den von Fürst Radolin gegündeten Auslandsbund deutscher Frauen in Königsberg hin, der bezweckt, daß die deutschen Schulen im Auslande auch unter Leitung deutscher Damen stehen sollen.

Hier ein philatelistisch schöner Amtsbrief vom 13. Mai 1922, frankiert mit 4x Michel Nummer 164/183 und 1x Michel Nummer 197.

Vermutlich geht es bei dem Inhalt des Schreibens um eine Wohnungseinweisung nach dem Gesetz über Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel vom 11. Mai 1920.

Ersteigert von mir bei ebay am 02.02.2021 für insgesamt 12,00 €.

Hans Dammann – Bildhauer

Postkarte des Bildhauers Hans Dammann vom 31. Dezember 1921 von Berlin-Grunewald nach Hannover.

Laut Berliner Adressbuch von 1921 wohnte er 1921 in Berlin-Grunewald, Schinkelstraße 2. Auch mit der Berufsangabe:“Bildhauer“. Diese Anschrift steht auch auf der Postkarte.

Grunewald – Schinkelstraße 2 – 31.12.1921 – Hans Dammann

Zufallsfund, gekauft über ebay am 21.11.2020 für insgesamt 2,00 €.

Franz Brümmer an Arthur Tetzlaff

Arthur Tetzlaff (* 2. November 1871 in Prenzlau; † 12. Dezember 1949 in Berlin-Zehlendorf) war ein deutscher Verleger.

Sein Verlag wurde von seinem Sohn Rudolf Tetzlaff fortgeführt und wurde später in das Verlagshaus Hoppenstedt eingegliedert. Später ging der Verlag in den Deutschen Verkehrsverlag über, welcher seit 2007 als DVV Media Group firmiert.

Die an ihn adressierte Postkarte stammt von Familie Brümmer mit Poststempel aus Nauen vom 01.11.1915. Hierbei handelt es sich vermutlich um Franz Brümmer, Pädagoge und Lexikograph aus Nauen.

Den Text kann ich nicht lesen, aber ich vermute, es handelt sich um eine Glückwunschkarte zum Geburtstag von Dr. Arthur Tetzlaff.

Am 01. November 1915 befand sich das Deutsche Reich schon mitten im Ersten Weltkrieg. Die Karte selbst ist eine hochpatriotische Vaterländische Kriegsgedichtspostkarte, in diesem Fall gedacht für eine Melodie des Volksliedes „Prinz Eugen, der edle Ritter„. Verlag: Siegfried Gutherz, Wien.

Briefmarke Deutsches Reich, 5 Pfennig Germania, Michel Nummer 55. Ersteigert bei ebay am 12.07.2020 für insgesamt 1,90 €.

Deutsche Okkultistische Gesellschaft D.O.G. E. V. 1919 in Berlin-Westend

 

Der Brief lief am 30. Juni 1921 vom

Unter dieser Anschrift ist er auch als „Kaufmann“ im Berliner Adressbuch von 1921 eingetragen:

Laut Wikipedia konnte sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Okkultismus in fast allen seinen Spielarten in Deutschland recht frei entfalten und erfreute sich wachsender Beliebtheit.

Laut diesem Blog, war bis 1923 Erster Vereinsvorsitzender der D.O.G. der Physiker und Freimaurer Dr. Werner Haken. 1923 wechselte der Verein seien Namen in „Deutsche Gesellschaft für wissenschaftlichen Okkultismus (DGWO)“. Erster Vorsitzender war von 1923 bis 1939 der Chemiker Fritz Quade.

Der Verein bestand von 1919 bis möglicherweise 1955 und die Vereinsregisterakte befindet sich heute vermutlich im Landesarchiv Berlin.

Frankiert ist der Umschlag mit einer Germania 15 Pfennig Briefmarke, Michelnummer 142. Am 30. Juni 1921 stand die Hyperinflation schon vor der Tür. Den Umschlag habe ich am 09.07.2020 für insgesamt 3,50 € bei ebay ersteigert.

1924: Zahnpraxis Rahn in der Wilhelmstadt in Berlin Spandau

Dieses seltene Kleinod konnte ich über ebay bei einem Händler aus Österreich ordern:

 

Denstist Georg RAHN, vor der ZahnPraxis vermutlich seine Familie. Die Karte zeigt seine Praxis in die nach Franz Rudolf Wever benannte Weverstraße 17 und ist gleichzeitig auch an ihn adressiert. Auffällig, er ist Dentist, wird aber als Zahnarzt angeschrieben.

Das Haus gibt es heute nicht mehr, dort befinden sich jetzt eine in den 60/70iger Jahren erstelle Wohnsiedlung. Vor etwa 5 Jahren waren dort einige Häuser aus der Umgebung in der Presse, weil der Untergrund dort nicht mehr stabil war, Spandau ist eben eine ehemalige Sumpfwasserstadt.

 

In der Umgebung der Spandauer Wilhelmstadt leben zu dieser Zeit mehrere Menschen mit dem Nachnamen „Rahn“, in der

  • Adamstraße 34 ein Kapellmeister,
  • Götelstraße 104 eine Pensionärin,
  • Weverstraße 17 ein Schlosser,
  • Weverstraße 53 ein Stellmacher,
  • Weißenburger Straße 25 ein Schlosser,
  • und in Pichelsdorf in der Dorfstraße 6a eine Witwe.

Postalisch gelaufen ist die Karte am 27. Mai 1924. Spandau war zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast 4 Jahren eingemeindet zu „Groß-Berlin„. Eine Maßnahme, welche aus meiner Sicht heute mit dem „Speckgürtel“ bzw. Brandenburg eigentlich wieder nötig wäre.

Sektkellerei Henkell – 8o Meter Keller-Haupttreppe

„Haupttreppe vom tiefsten Keller gesehen. Blick zur Empfangshalle. Entfernung 80 Meter.“

Das ist schon beeindruckend. So sieht es auch die Frankfurter Rundschau:

Die Ansichtskarte habe ich am 21.02.2020 über ebay für insgesamt 1,90 € erworben. Gelaufen ist sie am 19.02.1923, also vor 97 Jahren, von Berlin-Grunewald nach Berlin-Spandau. Frankiert ist sie mit zwei 5 Pfennig Briefmarken der Dauerserie Deutsches Reich, Posthorn., Michel Nummer 205. Empfängerin war eine „Frau von Negelein“ in der Pichelsdorfer Straße. Ob hier eine Verwandschaft zum Schriftsteller „Carl Gustav von Negelein“ bestand (geboren 29.10.1877, verstorben unbekannt, Berlin-Friedenau, Niedstraße 25) (u.a. 1925 „Was Steine erzählen“ mit Ernst Rückert in der Hauptrolle) ist mir nicht bekannt.

 

Willy Dockhorn – Grafiker und Lehrer

Ein Brief von Willy Dockhorn aus Frose in Anhalt, gelaufen am 11.03.1922 nach Berlin-Spandau. Frankiert mit Dauermarken der Serie „Ziffern im Rechteck“, 10 Pfennig (Michel Nummer 159/178) und 40 Pfennig (Michel Nummer 163/182). Ersteigert bei ebay am 18.02.2020 für insgesamt 1,80 €.

Auf der Heimatkunde-Webseite „Frose in Anhalt / Das finstere Mittelalter im neuen Licht“ steht über Willy Dockhorn folgendes:

In den Jahren 1914 bis 1924 wurde die Herausgabe von Notgeld in Deutschland eine regelrechte Mode. Dieses Notgeld wurde mit solch einer Hingabe entworfen und erstellt, dass einige Ausgaben als kleine Kunstwerke bezeichnet werden können.

Für Frose / Anhalt gestaltete der damalige Lehrer Willy Dockhorn das Notgeld. Eine Vielzahl von Notgeldentwürfen lehnten sich in ihrem Aussehen an die gültigen Zahlungsmittel an. Dies war aber nicht die Auffassung des Lehrer Dockhorn. Er ging eigene Wege bei der Gestaltung dieses Geldes. Seine Art kam bei den Sammlern an, so dass eine Reihe weiterer Orte, ihn beauftragte, für ihr Notgeld die Entwürfen auszufertigen.

Bemerkenswert ist unter anderem der Notgeldsatz Gatersleben. Er beinhaltete die gesamte Geschichte von „Max & Moritz“.

 

GALERIE: Grafiker Willy Dockhorn – 1921 Notgeld Frose

Verlagsanstalt Klemm – Caspar-Theyß-Straße 14

Noch ein Briefumschlag aus der Caspar-Theyß-Straße 14:

Die Verlagsanstalt Klemm war 1901 unter dem Namen „Klemm und Beckmann“ gegründet worden. 1906 wurde sie nach Berlin verlegt. Der Gründer Hermann Klemm (1878-1922) spezialisierte sich bald auf die Edition „wohlfeile(r) Klassikerausgaben“ von großen Autoren des 19 Jahrhunderts; Deutsches Literatur Lexikon, 2. Auflage, 2. Band, Seite 1297.

So wurde dort zum Beispiel 1915 das urspüngliche Theater-Märchenspiel Peterchens Mondfahrt von Gerdt von Bassewitz als Buch mit Illustrationen von Hans Baluschek erstmals veröffentlicht.

Der Brief ist am 11. Januar 1923 von Elberfeld nach Berlin gelaufen. Elberfeld gehört heute zu Wuppertal.

Absender ist die „Baedekersche Buch-, Kunst-, Musikalien- und Lehrmittelhandlung, Herzogstraße 33 in Elberfeld. Hierbei handelt es sich nicht etwa um Karl Baedeker bzw. den heutigen Verlag Karl Baedeker, Herausgeber der weltbekannten Reiseführer, sondern um die heute noch bestehende Buchhandlung Baedeker in Wuppertal:

„In der größten Buchhandlung für Reiseliteratur im Bergischen Land und der ältesten in Wuppertal mit mehr als 170 Jahren. Unser Name ist Programm, und so führen wir als Familienunternehmen mit persönlicher Ansprache und fachlicher Kompetenz, Reiseführer von so ziemlich jedem Winkel der Erde.“

Und in einem Artikel in der Westdeutschen Zeitung vom 24.07.2017 sagt der heutige Inhaber Herr Bernhard Rohde:

„Wir sind übrigens die einzige Buchhandlung, die den Namen Baedeker führen darf“.

Frankiert ist der Briefumschlag mit drei Dauerbriefmarken des Deutschen Reichs, 1 x 100 Pfennig (1921, Michel Nummer 167/187) und  2x 12 Mark (1922, Michel Nummer 240). Die Hyper-Inflation lief bereits heiß.

Den Brief habe ich am 19. November 2019 bei ebay für insgesamt 5,53 € ersteigert.

___________________________

PS. Hier noch zwei weitere Briefe:

04.11.1922

07.04.1924:

1 2 3 4