Postkarte 1962 von Pottenstein nach Berlin: Dr. Schneider an Prof. Dr. Pohle

Es ist erstaunlich, wie so eigentlich unbedeutende, einfache Postkarten, sowohl ihrem Motiv nach und erst Recht ihrer Briefmarke nach (als Massenware), doch über die Jahrzehnte erhalten bleiben.

Hier eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1962 von Pottenstein nach (West)Berlin.

Abgebildet ist die Fischergasse in Pottstenstein. Ich möchte nicht unhöflich sein und es als unbedeutend bezeichnen, aber dieses Motiv wurde auch schon vor 1962 für Ansichtskarten mehrfach gewählt und findet sich auf unzähligen, heute noch existierenden Urlaubskarten (Suche ebay Pottenstein Fischergasseoder hier)

Nun ja, ich habe die Karte über ebay am 25.12.2022 für insgesamt 2,10 € ersteigert. Frankiert ist die Karte mit einer 10 Pfennig Marke der Deutschen Bundespost, Dauermake Dürer, Michelnummer 350. Dazu ein hübscher Stempel mit der Burg und dem Werbeaufdruck „Pottenstein, ein schönes Stück Romantik“, wie er damals verwendet wurde.

Das interessante an der Karte ist jedoch der Empfänger. Nämlich der bekannte Zoologe

(* 28. September 1892 in Berlin; † 6. Mai 1982 in Mering). Ein Säugetierspezialist und damals tätig als Osteologe beim Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte und als Paläontologe beim „Staatlichen Vertrauensmann für die kulturgeschichtlichen Bodenaltertümer des Landes Berlin“. Er wohnte damals in Berlin-Schöneberg.

Die an ihn gerichtete Urlaubskarte wurde anscheinend von einem Kollegen oder Vereinskameraden verschickt:

Lieber Herr Professor,
aus der schönen geologisch, vorgeschichtlich und botanisch interessanten, aber auch billigen Fränkischen Schweiz, sende ich Ihnen und den Kameraden des FWOR die besten Grüße.
Ihr [Dr.] Rudolf Schneider
[Aus Berlin-Marienfelde]

Bei der personenmäßigen Zuordnung hat mir das Telefonbuch 1962 geholfen. Wofür „FWOR“ steht, konnte ich leider nicht herausfinden.

HERRLICHE MISCHFRANKATUR: Von Sigrist in Offenbach nach Sigrist in Solothurn

Ein herrlicher Briefumschlag. Absender ist Herr Adolf Sigrist, Taunusstraße 24 in Offenbach.

Der Brief ging am 09.11.1923 nach nach Solothurn in der Schweiz. An wem kann ich nicht genau entziffern. Vielleicht an „Frau F. Sigrist…“?

 

Im Internet ist der Absender „Adolf Sigrist“ in zwei interessanten Dokumenten zu finden:

1. Variationen von Friedenssehnsucht auf deutschen Ansichtskarten des Ersten Weltkriegs von Hans-Werner Retterath

Spoiler
Bis zu diesen Informationen mag man sich fragen, was denn nun der Verfasser des Kartentextes mit dem Begriff „Massengräber“ verbunden hat. Den Aufschluss gibt der Text auf der Nachrichtenseite. Der Ersatzreservist Leonhard Griesbach schreibt am 7. Mai 1915 in Kurrentschrift (Adresse fast ganz in lateinischen Buchstaben) aus dem Schützengraben in den Vogesen an die Familie A[dolf] Sigrist in Offenbach:

„Liebe Tante u. Onkel! Eure schöne Karte, vom 4.5.15 erhalten, was mich sehr freut, mir geht es noch gut, wenn nur die schreckliche Schießerei hier nicht wäre, habe heute wieder so im Granatfeuer gestanden, bin aber zum Glück gut davon gekommen, einige von meinen Kameraden sind schwer und leicht verwundet worden, ach wenn es doch bald nur zu Ende wäre mit diesem entsetzlichen Krieg. Ihr glaubt gar nicht wie mir das auf die Nerven schlägt.“

Es folgen Grüße an das Ehepaar. Wohl nachträglich hat er auf der randvoll geschriebenen Karte noch jeweils separat einen Gruß an Georg und Heinr[ich] „hineingequetscht“.

Absender und Empfänger gehörten der Arbeiterklasse an: Griesbach war Steindrucker und Sigrist Kartonnagearbeiter und wohnten beide in der Industriestadt Offenbach bei Frankfurt am Main Quelle: Amtliches Adreßbuch für Stadt und Kreis Offenbach a. M. 1937 und 1938] … Adolf Sigrist, Taunusstr. 24). Griesbach hat zwar mit der Kartenabbildung trotz des Wortes „Massengräber“ eine halbwegs unverfängliche Karte verschickt, doch in seiner Mitteilung spricht er Klartext. Trotzdem ging die Karte durch die Zensur, was aus dem Briefstempel des 80. Regiments im Adressfeld zu ersehen ist. Da es sich bei den Empfängern mit Onkel und Tante nicht um die allernächsten Verwandten handelte, wählte er eine deutliche Sprache. Seine Eltern und Geschwister hätte er mit diesem Text sicherlich erheblich beunruhigt. Wie so viele Soldaten bemerkt er, dass es ihm „noch gut“ gehe. Anders als die allermeisten Soldaten erläutert er dann jedoch mit der Erwähnung der „schreckliche[n] Schießerei“ und des heftigen Granatfeuers die Brüchigkeit des Wörtchens „noch“. Wie schnell sich der noch gute Zustand ändern kann, schildert er mit dem Hinweis auf die leicht und schwer Verwundeten. Die in seinem kurzen Bericht enthaltenen Ängste und Befürchtungen münden in seinen Wunsch nach einem baldigen Ende des „entsetzlichen Krieges“. Hierbei spricht er nicht von einem „Siegfrieden“, wie sonst so oft auf Karten gedruckt oder handgeschrieben der Fall ist, sondern einfach nur vom bedingungslosen Ende des Krieges. Danach betont er unter Verweis auf seine nervliche Verfassung, dass er jetzt schon, ohne körperliche Verletzungen erlebt zu haben, vom Krieg gezeichnet sei. Was sich aus heutiger Perspektive und Sprachgewohnheiten etwas seltsam anhört, hatte damals einen realen und brutalen Hintergrund. Eine große Zahl von Soldaten bekam durch die mörderischen Materialschlachten starke nervliche Probleme und musste in Nervenkliniken eingewiesen werden. Abschließend kann man den Gruß an Georg und Heinrich – das waren ver-mutlich nahe Verwandte – nicht nur als einfachen Gruß verstehen, sondern – falls sie noch nicht beim Militär waren – auch als eine Warnung an sie, sich keinesfalls freiwillig zum Krieg zu melden.

Griesbach hat den Krieg überlebt und war später in Offenbach als Steindrucker tätig. Sein Onkel Adolf (Kartonnagearbeiter) ist für die 1930er-Jahre in Offenbach nachweisbar. [Amtliches Adreßbuch für Stadt und Kreis Offenbach a. M. 1937 und 1938] [1937]: Teil I. 47, 147.

Hinweis: Die Postkarte vom 07.05.1915 ist in dem Dokument abgebildet.

Demnach war Adolf Sigrist im Jahr 1915 bereits in Offenbach in der Taunustraße 24 wohnhaft und von Beruf Kartonnagearbeiter. Diese Adresse traf auch noch 1937/38 zu.

 

2. VERZEICHNISDES WISSENSCHAFTLICH-POLITISCHENNACHLASSES MAX LUDWIG OPPENHEIMER (1919–1994)

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Eine Dokumentensammlung über den Raum Wiesloch / Heidelberg /Mannheim:
– Verfolgung und Antifaschistischer Widerstand 1933-1945
– Geschichte der Gewerkschaftsbewegung 1845-1952
– Aufarbeitung geschehenen Unrechts 1945-1992
Seit 1998 im Bestand des Archivs der Stadt Wiesloch. Bearbeitet von Manfred Stange, 2002:

Es finden sich Erlebnisberichte (105-106, 125–auch in 154, 527, 664) und der Abschiedbrief des zu Tode Verurteilten Georg Lechleiter (111–weitere Abschiedsbriefe: 116, 117, 640).

106. Strafsache ’Lechleiter-Gruppe’ / ’Der Fall Vorbote’ (4 Nummern einer kommunistischen  Zeitung, gedruckt u. verteilt von Oktober 1941 bis Februar 1942).
Angeklagt beim Volksgerichtshof Berlin wg. Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung, Zersetzung der Wehrkraft u. Verbreitung ausländischer Rundfunksendungen und zum Tode durch Hinrichtung verurteilt (vollzogen am 15.9.1942 in Stuttgart): Georg Lechleiter, Jakob Faulhaber, Rudolf Langendorf, Ludwig Moldrazyk, Anton Kurz (alle aus MA), Käthe Philippine Seitz geb. Brunnemer aus HD, Adolf Sigrist, Philipp Brunnemer, May Winterhalter (alle aus MA), Alfred Seitz aus HD, Robert Schmoll aus MA, Rudolf Maus aus MA, Johann Kupka aus Ilvesheim, Daniel Seizinger aus MA. Mitgl. überwiegend der KPD, teilw. der SPD bzw. dieser nahestehend.

Weiterführend: Georg LechleiterWiderstandsgruppe Lechleiter

Demnach war Adolf Sigrist Mitglied der Widerstandsgruppe Lechleiter und wurde am 15.09.1942 vom NS-Regime ermordet.

 

Der bzw. die Empfängerin des Briefes ist unklar. Allerdingss gehe ich von Verwandschaft aus.

09.11.1923 frankiert mit 30 Briefmarken mit einem Portowert von insgesamt 4.000.000.000 Milliarden Mark:

312 A 2 Millionen 1 x 2.000.000
316 A 4 Millionen 2 x 8.000.000
319 A 20 Millionen 5 x 100.000.000
320 A 30 Millionen 3 x 90.000.000
321 A 50 Millionen 6 x 300.000.000
322 A 100 Millionen 5 x 500.000.000
323 A 200 Millionen 5 x 1.000.000.000
324 A 500 Millionen 2 x 1.000.000.000
325 A 1 Milliarde 1 x 1.000.000.000

Dazu noch sehr schöne Stempel: „KAISER FRIEDRICH QUELLE DEUTSCHES EDELWASSER OFFENBACH (MAIN)“.

Den Briefumschlag habe ich am 18.12.2022 über ebay für insgesamt 29,10 € ersteigert. Es gab vier Mitbieter und 10 Gebote. Der Umschlag war also ziemlich gefragt.

Brief für 85 Milliarden Reichsmark an die Gebrüder Märklin

Dieser schicke Brief lief am 03. Dezember 1923 von Frankfurt/Main nach Göppingen.

Empfänger ist das Unternehmen Gebrüder Märklin, welches insbesondere für seine Spielzeugeisenbahnen weltberühmt ist.

Absender ist das Spielwarengeschäft „N. Th. Schermes, Nürnberger Spielwarenhaus, Bieber-Gasse 6, Frankfurt am Main“.

Frankiert mit: 1x 5 Milliarden (Michel-Nr. 327B/Durchstich), 2x 10 Milliarden (Michel-Nr. 335A), 3x 20 Milliarden (Michel-Nr. 329A), zusammen 85 Milliarden Reichsmark.

Ersteigert am 19. Juni 2022 für ingsesamt 7,50 €.

 

1923 Ulrich Blum an Dr. Hans Techel

Hans-Heinrich Ludwig Friedrich Techel (* 12. Februar 1870 in Neukloster; † 22. Februar 1944) war ein deutscher Schiffbauingenieur und U-Boot-Konstrukteur.

Der nachfolgende Brief lief am 07. Dezember 1923 von Herongen im Kreis Geldern zu Dr. Hans Techel nach Kiel, obwohl als Absender Ulrich Blum mit einer Adresse in Den Haag angegeben ist.

Über den Zeitraum um 1923 ist über Hans Techel bei Wikipedia vermerkt:

Hans Techel war seit 1915 aktiv am Bau der niederländischen Leichten Kreuzer der Java-Klasse Sumatra und Java beteiligt, wobei die Fertigstellung der Sumatra (Stapellauf 1920) und Java (Stapellauf 1921) sich verzögerte, da die Alliierten nach Kriegsende Deutschland nicht erlaubten, Teile der bereits während des Krieges bestellten Waffen an die Niederlande zu liefern.

Nach Abschluss des Versailler Vertrags betreute Hans Techel in Japan (Kōbe) den Bau von U-Booten und anschließend in den Niederlanden die Fertigstellung der Kreuzer Sumatra und Java.

Im Jahr 1922 veröffentlichte er eine ausführliche Schrift über den Bau von Unterseebooten auf der Germaniawerft. Zuletzt war er technischer Direktor des holländischen U-Boot-Konstruktionsbüros Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw [IvS] in Den Haag, hinter dem sich ein von der Reichswehr finanziertes Tarnunternehmen der Reichsmarine verbarg, das er von 1925 bis 1938 leitete. Unter seiner Leitung wurden in dieser Zeit mehr als 400 Entwürfe für U-Boote erstellt.

Kapitänleutnant Ulrich Blum (1892-1937) war der kaufmännische Direktor des IvS, weiterführendes bitte hier:

Nach einer anderen Quelle:

…Technischer Direktor wurde Dr. Techel, und die kaufmännische Leitung übernahm ein U-Boot-Mann, Korvettenkapitän a.D. Ulrich Blum…

Soweit zur allgemeinen historischen Einordnung dieses Briefes.

Frankiert ist der Brief mit 5x 2 Pfennig (Michelnummer 224) und 10x 4 Pfennig (Michelnummer 226).

Ersteigert bei ebay am 29. Mai 2022 für insgesamt 6,55 €.

Für 10 Milliarden von „J. INWOOD & H. WULFF“ an „Verbo“

Aufdruck auf einer Werbepostkarte des Verbandes oberschwäbischer Zeitungsverleger (Verbo) aus Friedrichshafen, dem Vorgänger der Schwäbischen Zeitung, welche am 27.11.1926 postalisch gelaufen ist:

„Verbo – umfassend 21 Tageszeitungen – mit 55.000 Auflage – Bestes Insertionsorgan- Verbreitung: Oberschwaben, Bodenseegebiet, Allgäu“

Nachfolgend ein Brief an die „Verbo“ vom 22.11.1923, Absender J. Wulff aus Köln mit einer interessanten Reklamemarke bzw. Werbemarke auf der Rückseite, einem Hochseedampfer und das Wort Export. Die Werbemarke verdeckt den (ehemaligen?) Absenderaufdruck:

J. INWOOD & H. WULFF, Cologne….“

Den Absender und die Werbemarke kann ich auf die Schnelle nicht zuordnen. Aber ich vermute ein Übersee-Exportunternehmen oder eine entsprechend Agentur. Ein Blick in ein Kölner Adressbuch der Jahre 1922/23, oder in eine der Zeitungen dieser Zeit um einen Anzeigentext des Unternemens zu finden, würde vielleicht weiterhelfen. Aber diesen Materialienzugang habe ich nicht.

Den Brief habe ich am 03.05.2021 für insgesamt 7,01 € über ebay ersteigert.

Frankiert mit 10 Milliarden Briefmarke, Michel-Nr. 328A.

Einschreiben von Betzenstein nach Pottenstein

 

Hier ein schöner Brief per Einschreben von Betzenstein nach Pottenstein befördert. Beide Städte liegen in Oberfranken /  Fränkischen Schweiz. Die Poststempeldaten sind nicht zu entziffern. Aber die beiden Marken stammen aus dem Briefmarken-Jahrgang 1920 der Deutschen Reichspost, Michelnummer 125 (Sämann, 50 Pfennig) und 126 (Sämann, 60 Pfennig). Beide mit Ausgabedatum 06. April 1920 und gültig bis 30. September 1923.

Empfänger ist Herr Henkelmann in Pottenstein. Die Anschrift kann ich nicht entziffern, lediglich den Zusatz „Kaffiner“, was dann soviel bedeuten könnte wie „Cafe(haus)betreiber“. Was auch hinkommen kann, denn laut einem Prospekt des Fremdenverkehrsvereins aus dem Jahr 1927 gab es damals in Pottenstein ein „Cafe Henkelmann“.

Den Umschlag habe ich am 05. Februar 2022 bei ebay für insgesamt 4,60 € ersteigert. Beigefügt war außerdem noch eine selbst zusammengeklebte Beschreibung von Betzenstein. Ich vermute daher, dass sich der Umschlag vorhergehend lange in interessierter Sammlerhand befunden hatte, denn wer sonst würde sich solche Mühe machen?

Aunus (Олонец – Olonez)

In meiner Kindheit fiel mir beim Sichten von zahlreichen „Briefmarkentüten“, welche aus Sammlerhand stammten, diese Marken buchstäblich in die Hände. Und als ich den Preis im Katalog las, ging mein Puls hoch. Denn so etwas findet man nicht alle Tage, der Normalsammler (schon gar nicht ein Kind) eigentlich sogar fast nie.

Die Marke (sowie vier weitere kleinere Werte) habe ich 1983 vom inzwischen verstorbenen Briefmarkensachverständigen Georg Bühler in Berlin prüfen lassen. Meine 10 M (Auflage nur 1.100 Stück mit Michel-Hinweis auf viele Fälschungen) war „echt und in feiner Erhaltung“. Katalogpreis damals für ein gestempeltes Exemplar: 3.400 DM!

Mit dem Wert ist das so eine Sache. Es gab einmal eine Zeit, da waren Briefmarken nicht nur als Hobby, sondern auch als Kapitalanlage „in“, aber diese Zeit ist schon lange vorbei. Die Preise für Briefmarken sind im Massengeschäft mittlerweile im Keller und für ein paar Euro bekommt man heutzutage geprüfte Marken und Briefe unterhalb ihrer früheren Prüfkosten. Ich weiß nicht, wie die Aunus-Marken heute im Michel gepreist sind, gehe aber davon aus, dass für relativ wenig Geld auch die Aunus-Marken für „Jedenmenschen“ kaufbar sind, wer sie denn unbedingt haben möchte. So habe ich in den vergangenen Jahren durchaus einige sehr schöne Aunus-Briefe gesehen, die über ebay angeboten und dann bezahlbar versteigert wurden, auch die 10 M (hier postfrisch für läppische 180 €)!

Der Hintergrund der Marken (Bezugnahme Wikipedia D und E):

Wikipedia: „Die finnische Expedition drang im April 1919 in zwei Hauptrichtungen weit in das Olonezgebiet vor, konnte aber die strategisch wichtigen Ziele an der Murmanbahn nicht erreichen.“

Olonez (russisch Олонец; olonetzisch und karelisch Anuksenlinnu oder Anus; finnisch Aunus; schwedisch Olonets) ist eine Kleinstadt mit 9056 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010) im äußersten Süden der zu Russland gehörenden Republik Karelien. Sie liegt am Zusammenfluss der Megrega und des Ladogasee-Zuflusses Olonka und ist Mittelpunkt eines fruchtbaren Agrardistriktes östlich des Ladogasees. Zudem ist sie das Verwaltungszentrum eines gleichnamigen Rajons.

Der Rajon Olonez (3988 km², 26.300 Einwohner) besteht zu 90 Prozent aus dichten Nadelwäldern und Sümpfen, die Forstwirtschaft ist daher der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Gegend ist reich an verschiedenen Bodenschätzen wie Torf, Kies und Umbra. Auch Vieh- und Pelztierzucht sind wichtige Erwerbsquellen.

Mit der Unabhängigkeitserklärung Finnlands im Jahre 1917 kam Westkarelien unter finnische Oberhoheit, Ostkarelien mit Olonez blieb jedoch sowjetrussisch. Finnische Weißgardisten versuchten daraufhin, auch Ostkarelien seinem Territorium anzugliedern. Olonez war während der kurzzeitigen finnischen Besatzung im Jahre 1919 Schauplatz blutiger Kämpfe, letztendlich blieb der sogenannte Aunus-Feldzug Finnlands aber vergebens: Olonezfeldzug 1919.

Durch diesen Fund habe ich natürlich einen kleinen Bezug zu diesen Briefmarken.

Hier meine ursprünglichen und noch einige weitere Marken, aufgenommen mit einem Fotoapparat bei einfachem Tageslicht ohne Sonneneinstrahlung und Fokussierung auf „Aunus“:

 

 

 

Oskar HEINROTH (1871-1945) und Heinrich STROHMEYER (1871-1955)

Der Absender Oskar Heinroth (* 1. März 1871 in Kastel; † 31. Mai 1945 in Berlin) war ein deutscher Zoologe.

Internationale wissenschaftliche Bedeutung erlangte er durch seine grundlegenden Arbeiten zur vergleichenden Verhaltensforschung in der Ornithologie. Er führte den Begriff Ethologie in seiner heute üblichen Bedeutung in die moderne Verhaltensbiologie ein. Von 1911 bis 1913 war er maßgeblich am Aufbau des Berliner Zoo-Aquariums beteiligt, dem er mehr als 30 Jahre lang als Leiter vorstand.

Hier ein Beleg aus dem Jahr 1923. Es handelt sich um die Einladung der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu einer Sitzung am 01.10.1923, Absender: „Dr. Heinroth, Berlin W62, Auarium„. Leider nur mit Stempel und ohne seine Unterschrift.

Der Empänger ist: Herrn Oberreg.-Rat Dr. O. Strohmeyer in Berlin-Schöneberg, Hohenstaufenstraße 44. Dort kann ich ihn nicht ausfindig machen, dafür aber im Berliner Adressbuch 1923 (Namensverzeichnis, Straßenverzeichnis) folgende Person, von welcher ich vermutre, dass es die Selbige ist:

Heinrich Strohmeyer (* 1871; † 18.3.1955 Marburg/Lahn) war außerdem Forstmeister/Forstwissenschaftler. Nach ihm wurde ein Klettersteig benannt:

  • Strohmeyerpfad / Sentier des Roches.
    „Der Pfad wurde 1910 von einem Oberförster und Vorsitzenden des Club Vosgien namens Heinrich Strohmeyer (1871–1955)[1* mit Foto] aus Münster angelegt. Der Weg war die einzig gut gangbare Möglichkeit durch den Steilabsturz des Vogesenkamms nach Osten ins Vallée de Munster (Münstertal).“
  • Quelle 1* (Google-Übersetzung):
    „Albert Heinrich, Präsident des Club Vosgien de la Vallée de Munster, präsentiert Henri Strohmeyer (1871-1955), einen seiner illustren Vorgänger, Vater des Roches-Trails, dessen hundertjähriges Bestehen am Sonntag gefeiert wird. Im Alter von 3 Monaten, im Jahr 1871, kam der junge Henri oder Heinrich Strohmeyer ins Elsass, genauer gesagt in Saint-Amarin, wo sein Vater zum allgemeinen Waldwächter ernannt wurde. Seine Mutter starb 1876, als er 5 Jahre alt war. Von 1879 bis 1884 besuchte er Schulen in Thann und Haguenau, wohin sein Vater inzwischen versetzt worden war. Er setzte seine Studien in Straßburg und München fort und trat 1896 als Forstlehrling in die Fußstapfen seines Vaters. Er heiratete 1900 und wurde 1907 nach Münster berufen, wo zwei Söhne geboren wurden. … „

Zugabe: Fotografie von Trümmern auf dem Gelände der Heilbronner Straße 1 Ecke Hohenstaufenstraße 43, aufgenommen von Herwarth Staudt am 30. April 1953 im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg.

Frankiert ist die Karte mit Michel-Nummer 279 (15.000 Mark). Erworben über ebay am 02.08.2021 für insgesamt 3,49 €.

Schauspieler Albert Krämer

Das Berliner Adressbuch von 1923 enthält folgenden Eintrag:

Krämer, Albert, Schauspieler, Cahrlottenburg, Grolmannstraße 15 II….

Im Internet finde ich leider keinen Eintrag zu einem Albert Krämer, welcher in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Schauspieler war. Die Grolmanstraße (15) hingegen lag auch damals schon in einem guten Wohnbezirk.

Lediglich in dem Film „Die Stimme aus dem Äther“ aus dem Jahr 1939 spielte in einer Nebenrolle auch ein Albert Krämer mit.

Dann gibt es noch einen Hinweis auf ein ehemaliges Kino:

Börsen-Lichtspiele: …1927 war Arthur Meyer im 170-Plätze-Kino und 1928 wurden Albert Krämer & Helmut Hucke die Kinobesitzer. Der häufige Inhaberwechsel steht wohl für wenig finanziellen Erfolg. Von letzteren werden 190 Plätze eingetragen, 1929/1930 ist Zimmermann als Inhaber eingetragen….

Ob dies der Schauspieler Albert krämer war ist mir nicht bekannt.

Jedenfalls schicke er den nachfolgenden Brief, frankiert mit

am 27. November 1923 von Berlin nach Dresden.

Der Empfänger war vermutlich (!) der Dresdener Kaufmann E. Arthur Naake, Mitinhaber der Firma „Schmoeller & Naake“, Rohbrodukthandlung:

Erworben bei ebay am 01.08.2021 für insgesamt 21,30 €.

Hugo Baruch & Cie.

Hugo Baruch & Cie. war eines der größten europäischen Spezialisten für Bühnen- und Festausstattungen, mit Hauptsitz in Berlin und Filialen in London und New York, sowie Königlicher Hoflieferant.

Die Unternehmensgeschichte ist recht ausführlich auf Wikipedia beschrieben. Der Firmengründer Hugo Baruch lebte von 1848 bis 1905.

Nach dem Tod des jüdischen Firmenchefs 1905 sollten die Kinder Richard, Bruno und Erwin Baruch die Firma gemeinsam weiterleiten.

Richard Baruch starb 1927. Zur selben Zeit kam der gigantische Betrieb „Hugo Baruch & Cie.“ in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Von der Wirtschaftskrise ebenso betroffen wie seine Kundschaft musste das unternehmen 1927 Konkurs anmelden.

Der jüngste Sohn Erwin führte, nach dem Tod seines Vaters, sowie nach dem Tod des Bruders Richard, das Unternehmen weiter. Alle Geschäftsoperationen wurden ab 1931 immer weniger. Die letzten Eintragungen im Berliner Handelsregistern waren 1927 und 1931. Die Verzeichnisse registrierten „Hugo Baruch & Cie.“ in der Kategorie Inneneinrichtung. Aufgrund der Nürnberger Gesetze und infolge antisemitischer Repressalien, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933, wurden Juden zunehmend aus der deutschen Gesellschaft verdrängt. 1937 wurde das Geschäft von den Nazis liquidiert. Der Verbleib von Erwin Baruch ist unbekannt.

Der älteste Sohn von Hugo Baruch, Bruno Baruch, hatte 1919 das Unternehmen verlassen. Er war finanziell an Theatern und Banken beteiligt und besaß Spielklubs, welche er selber gerne besuchte. Auf Wunsch seiner Eltern hatte er die zur britischen Geldaristokratie gehörende Daisy Marguerite Tuchmann, geboren 1883 in London, geheiratet. Der Sohn aus dieser Ehe, nach dem Großvater Hugo benannt, gab sich später den Namen Jack Bilbo (1907–1967). Bruno Baruch emigrierte 1935 nach Spanien, wo sein Sohn Hugo bereits lebte, und tötete sich in Sitges. Brunos Frau, psychisch krank und zuletzt wohnhaft in Berlin in der Heil- und Pflegeanstalt Wuhlgarten und der Städtischen Heil- und Pflegeanstalt Herzberge, wurde deportiert im Juli 1940 und in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel ermordet.

Dieser Geschäftsbrief lief per Einschreiben am 11. Januar 1922 von Berlin an den Rat der Stadt Leipzig.

Frankiert ist der Umschlag mit einer Briefmarke Germania 4 Mark, Michelnummer 153.

Gekauft über ebay am 23.07.2021 für insgesamt 6,60 €.

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